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BURGKUNSTADT: Lockdown trifft Burgkunstadter Bowlingcenter Schorn hart

BURGKUNSTADT

Lockdown trifft Burgkunstadter Bowlingcenter Schorn hart

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    Da ist zurzeit niemand - außer Jürgen und Nadja Schorn vom Bowlingcenter Schorn. Den beiden sind aufgrund der Schließung alle Einnahmen weggebrochen.
    Da ist zurzeit niemand - außer Jürgen und Nadja Schorn vom Bowlingcenter Schorn. Den beiden sind aufgrund der Schließung alle Einnahmen weggebrochen. Foto: Stephan Stöckel

    In das Bowlingcenter Schorn ist die Stille eingekehrt. Die Stühle sind hochgeklappt und die bunten Bälle ruhen in ihrer Ablage. Niemand jubelt über einen Strike, bei dem alle zehn Kugeln auf einen Streich abgeräumt werden. Kein dumpfes Aufsetzen der Kugeln auf die Bahn ist zu vernehmen – und auch kein Kindergeschrei. Jürgen und Nadja Schorn sitzen allein auf einer Rundbank. Das Bedauern über den erneuten Lockdown steht ihnen ins Gesicht geschrieben.

    Im Bowlingcenter Schorn geht derzeit aufgrund der Pandemie nichts mehr. Die Kugeln ruhen in ihrer Ablage.
    Im Bowlingcenter Schorn geht derzeit aufgrund der Pandemie nichts mehr. Die Kugeln ruhen in ihrer Ablage. Foto: Stephan Stöckel

    Zwischen ihnen steht ein Schild mit der Aufschrift „Schön, dass ihr alle da seid.“ Es hat in diesen Tagen, wo Freizeiteinrichtungen aufgrund der Corona-Krise geschlossen sind, etwas Skurriles an sich. Es stammt noch aus der Zeit, als das Klackern der umfallenden Kegel, im Fachjargon Pins genannt, durch den Raum schallte.

    Investition von 1500 Euro für ein Hygienkonzept

    „Die Herbstsaison war gut angelaufen, doch dann war schlagartig alles vorbei“, kommentiert Jürgen Schorn das zweite Aus in diesem Jahr. Bereits im Frühjahr hatte man die Schotten wegen der Pandemie dichtmachen müssen. Dann kam die Lockerung im Sommer und mit ihr die Rückkehr der Besucher. Selbstverständlich hatten sie ein Hygienekonzept ausgearbeitet. Im Burgkunstadter Bowlingcenter wurden nicht nur die Hände desinfiziert. „Nach dem Spielen waren die Kugeln an der Reihe“, erklärt Jürgen Schorn, der in Kümmersreuth bei Bad Staffelstein wohnt.

    Unter strikten Hygieneauflagen hatte das Bowlingcenter Schorn im Sommer geöffnet. Trennwände aus Plexiglas hielten die Besucher auf Abstand.
    Unter strikten Hygieneauflagen hatte das Bowlingcenter Schorn im Sommer geöffnet. Trennwände aus Plexiglas hielten die Besucher auf Abstand. Foto: Stephan Stöckel

    Trennwände aus Plexiglas zwischen den 14 Bahnen hielten die Besucher auf Distanz. Schließlich gilt in Corona-Zeiten auch unter Bowlingfreunden die auf der Scheibe angebrachte Faustregel „mit Abstand seid ihr die Besten“ und eben nicht mit einem Strike. Ein Relikt aus Raucherzeiten hatte man reaktiviert. „Die Lüftungsanlage wurde wieder in Betrieb genommen“, sagt der 41-Jährige. Die Kosten für das Hygienekonzept beziffert er auf rund 1500 Euro.

    Die erneute Schließung des Bowlingcenters, in dem in den vergangenen Jahren auch viele Geburtstage und Feste gefeiert wurden, findet Jürgen Schorn „ärgerlich.“ Die Monate von Oktober bis März sind für ihn die umsatzstärksten. Im Frühjahr und Sommer hingegen würden die Menschen ihre Freizeitaktivitäten mehr nach draußen verlagern.

    Die Stühle sind hochgestellt, die Kugeln ruhen in ihrer Ablage
    Die Stühle sind hochgestellt, die Kugeln ruhen in ihrer Ablage Foto: Stephan Stöckel

    Lebensmittel mussten mangels Kunden vernichtet werden

    Die Einnahmen seien komplett weggebrochen und auch auf staatliche Hilfe könne er nach Auskunft seines Steuerberaters nicht hoffen, so Jürgen Schorn. Eine Pacht falle für das Gebäude nicht an, da es sich im Eigentum seiner Familie befinde. „Nahrungsmittel im Wert von 2000 Euro mussten vernichtet werden“, fährt er fort. Auch den Indoor-Spielplatz für Kinder mit Inliner- und Skaterbahn im thüringischen Ilmenau habe man schließen müssen.

    Trotz der wirtschaftlichen Einbußen zeigt der Kümmersreuther Verständnis für die Schließungen: „Die Intensivstationen sind derzeit voll.“ Deutlich wird, dass dem 41-Jährigen nicht nach Lamentieren zumute ist – schließlich ruhte die Selbstständigkeit der Unternehmer-Familie Schorn schon immer auf mehreren Standbeinen. Derzeit schrotet man Getreide, das zu Tierfutter verarbeitet wird, vermietet in Thüringen Gewerbeimmobilien und ist auch mit einem Fuhrunternehmen aktiv.

    Wegen der Corona-Krise musste das Bowlingcenter Schorn in Burgkunstadt schließen.
    Wegen der Corona-Krise musste das Bowlingcenter Schorn in Burgkunstadt schließen. Foto: Stephan Stöckel

    „Die Monate von Oktober bis März sind die umsatzstärksten. Im Frühjahr und Sommer verlegen die Menschen ihre Freizeitaktivitäten mehr nach draußen.“

    Jürgen Schorn, Betreiber des Bowlingcenters

    Wie reagierten die Stammgäste auf die erneute Schließung? „Mit Gelassenheit und Bedauern“, sagt Jürgen Schorn. Mit einem schnellen Ende der Pandemie rechnet er nicht – dazu seien die Infektionszahlen noch zu hoch, und auch Politiker sprächen schon davon, dass die Einschränkungen bis März dauern könnten.

    Zehn Personen arbeiteten im Bowlingcenter Schorn. Nur eine davon erhält Kurzarbeitergeld. „Die anderen waren Minijobber, die leider leer ausgehen“, erläutert der Chef. Sie mussten sich eine andere Arbeit suchen und bescherten Jürgen Schorn ein Problem: „Ich brauche für die Zeit nach Corona neues Personal, das eingearbeitet werden muss.“ Das könne dauern. Nicht mehr lange wird es hingegen dauern, bis der Impfstoff gegen das Coronavirus auf dem Markt ist. Seine baldige Zulassung sorgt für eine neue Diskussion: Soll Ungeimpften der Zugang zu Geschäften, Freizeiteinrichtungen oder Veranstaltungen verwehrt werden? Jürgen Schorn hält diese Debatte für verfrüht. „Niemand kann derzeit verlässlich sagen, was nach der Impfung sein wird. Jetzt muss das Augenmerk darauf gerichtet werden, alles zu tun, damit die Infektionszahlen nach unten gehen.“

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