Willi Fruck hat das Ehrenamts-Gen. Eingeimpft haben es ihm seine Eltern. „Sie vermittelten mir Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe. Nach den Hausaufgaben hieß es immer: Du hilfst beim Bauern in der Nachbarschaft mit.“ Heute packt der Altenkunstadter als Einrichtungsleiter im Malteser-Shop im Burgkunstadter Industriegebiet „Seewiese“ kräftig mit an. Dazu transportiert der 71-Jährige auch mal Kartons voller Waren mit dem Hubwagen. Noch stehen die Waren auf dem Boden. Doch schon bald sollen sie fein säuberlich aufgereiht in den Regalen präsentiert werden.
Auf der heimischen Couch Däumchen drehen – das kommt für den Ruheständler nicht in Frage. „Ich brauche die Beschäftigung“, sagt Willi Fruck. Malteser-Ortsbeauftragter Georg Vonbrunn kann vor seinem ehrenamtlichen Engagement nur den Hut ziehen. Er zeichnet das Bild eines Menschen, der sich mit der Einrichtung, die er leitet, identifiziere. Für seinen außerordentlichen Einsatz war Fruck Anfang des Jahres die Verdienstplakette in Bronze der Deutschen Assoziation des Souveränen Malteser-Ritterordens verliehen worden. Der Malteser-Hilfsdienst (MHD) verfügt in Altenkunstadt nicht nur über einen rührigen Ortsverein, der den Shop betreibt und Erste-Hilfe-Kurse anbietet, sondern auch über einen Fahrdienst, der von einer gemeinnützigen GmbH betrieben wird, die am Röhriger Kreisel ihre Geschäftsstelle hat.
„Ich fühlte mich besser, wieder einem Menschen geholfen und dafür Dank und Lob erhalten zu haben.“
Willi Fruck, Leiter des Malteser-Shops
Hier lebte Willi Fruck vor Jahren ebenfalls seine soziale Ader aus. Körperlich war er mitunter stark gefordert. Ein schweißtreibender Einsatz ist ihm dabei besonders in Erinnerung geblieben. Über 18 schmale Stufen habe er eine ältere, korpulente Frau zusammen mit einem Zivildienstleistenden die Treppe eines Hauses hinuntergetragen. Darauf angesprochen, ob er den Einsatz als Belastung empfunden habe, schüttelt Fruck den Kopf und sagt: „Ich fühlte mich besser, wieder einem Menschen geholfen und dafür Dank und Lob erhalten zu haben.“ Die passenden Griffe, damit das Heben alter und kranker Menschen leichter von der Hand gehe, habe er sich autodidaktisch selbst angeeignet. Aus seinem Freundeskreis sei ihm immer wieder Bewunderung und Respekt entgegengebracht worden verbunden mit der Frage: „Wir machst Du das nur?“.
Abrechnungen schreiben, Waren abholen, diese, nach Größe oder Saison sortieren, Regale Einräumen, Kunden beraten oder bezahlen – in dem 450 Quadratmeter großen Malteser-Shop gibt es viel zu tun. Ehrenamtlich engagieren sich dort neben dem Leiter weitere 14 Frauen und Männer. Sie unterstützen ihn bei seiner Arbeit, suchen aber nicht die Aufmerksamkeit, sondern halten sich lieber im Hintergrund. Ihre Namen wollen sie aus diesem Grund lieber unerwähnt wissen. Mit ihrer Meinung über die Arbeit in dem Malteser-Shop hingegen halten sie nicht hinterm Berg. „Ob Kunde oder Mitarbeiter – mir macht es Spaß mit netten Menschen zusammenzuarbeiten“, spricht eine ältere Mitarbeiterin aus Burgkunstadt ihre Kolleginnen aus der Seele.
Viele Bürger und die Baur-Gruppe spenden Waren für den Shop
Der Malteser-Shop ist weit über die Grenzen von Altenkunstadt und Burgkunstadt bekannt und eine beliebte Anlaufmöglichkeit für viele Bedürftige, Kleider, Schuhe und Geschirr zum kleinen Preis zu erwerben. Dabei handelt es sich zumeist um Restposten vom Versandhaus Baur oder um gebrauchte Kleidung, die Bürger gespendet haben. Dass auch Kunden aus dem Steigerwald oder Hessen im Malteser-Shop einkaufen, für den es keine Besucherbeschränkungen gibt, führen die Mitarbeiter auf den idealen Standort direkt neben der B 289 zurück.
Mit den Erlösen decken die Malteser ihre Kosten. Was übrig bleibt, fließt in die soziale Arbeit. „Damit finanzieren wir unsere Erste-Hilfe-Kurse, Hilfsfahrten in Krisengebiete oder fahren Kranken und behinderte Mitbürger mit unserem Herzenswunsch-Krankenwagen an einen Ort, an dem sie unvergessliche Stunden erleben“, sagt Georg Vonbrunn.
Wer hilft mit beim Friedhofs-Café?
„Stillstand ist der Tod“, wusste bereits Max Frisch und 1998 sang es Herbert Grönemeyer in seinem Lied „Bleibt alles anders“. Diesem Gedanken fühlt man sich auch bei den Maltesern verbunden. Nach dem Ende der Pandemie wolle man wieder eine Demenzgruppe ins Leben rufen, teilt Vonbrunn mit. Am 22. Mai um 14 Uhr öffnet vor dem Haupteingang der katholischen Kirche in Altenkunstadt das Friedhofscafé seine Pforten. „Mit dem Kaffeestand im Freien, einem Gemeinschaftsprojekt des MHD Altenkunstadt und des Caritasverbandes Lichtenfels, möchten die Initiatoren einen Ort schaffen, an dem Menschen ins Gespräch kommen“, erläutert Vonbrunn. Dafür sucht der MHD Frauen und Männer mit Ehrenamts-Gen, die sich als Helfer zur Verfügung stellen oder für ihre Mitbürger leckere Torten backen.
Die Malteser in Altenkunstadt Fahrdienst: Langheimer Straße 93, 9264 Altenkunstadt, Tel. (09572) 1695, E-mail: malteser.altenkunstadt@malteser.org. Ortsverband/Malteser-Shop: Seewiese 2, 96224 Burgkunstadt, Tel. (09572) 3860353, E-mail: malteser.altenkunstadt@malteser.org. Öffnungszeiten des Shops: Mittwochs von 13 bis 16 Uhr sowie freitags von 13 bis 18 Uhr. Jeden ersten Donnerstag im Monat findet ein Abendverkauf von 17 bis 20 Uhr statt. Personalie: Am 22. April wird der neue ehrenamtliche Geschäftsführer des Ortsverbandes Klaus Labus in sein Amt eingeführt. Er tritt in die Fußstapfen von Gabi Scholl, die aus beruflichen Gründen ihre Tätigkeit aufgibt.