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WOFFENDORF: Margitta Gückel auf der Suche nach der Wahrheit

WOFFENDORF

Margitta Gückel auf der Suche nach der Wahrheit

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    Die Woffendorferin Margitta Gückel hat nach sechs Jahrzehnten ihren Verwandtenkreis vergrößert. Angeregt blättert die 69-jährige in der Biografie ihres ungewöhnlichen Lebens, in dem noch Fragen offen sind.
    Die Woffendorferin Margitta Gückel hat nach sechs Jahrzehnten ihren Verwandtenkreis vergrößert. Angeregt blättert die 69-jährige in der Biografie ihres ungewöhnlichen Lebens, in dem noch Fragen offen sind. Foto: Fotos: Stephan Stöckel

    Aufgeben – das kommt für Margitta Gückel aus Woffendorf nicht in Frage. Für die 69-jährige gilt: Nur mit Hartnäckigkeit gelangt man ans Ziel! „Über das ganze Chaos schreibe ich ein Buch“, schnaubte sie den Anwalt an. „Dürfen sie nicht“, kontert der. Doch Gückel hält Wort. In ihren Händen hält sie die Biografie ihres nicht immer einfachen Lebens. Erzählt von Margitta Gückel und in deutliche Worte gegossen von dem Biografen Lars Röper aus Schwielowsee. Die Handlung führte sie nach sechs Jahrzehnten auf verschlungenen Wegen zu ihren Halbgeschwistern.

    Ein dickes Fragezeichen prangt auf dem Cover

    Margitta Gückel aus Woffendorf (re.) heißt 2017 ihre Halbschwester Doris Lindenberg aus Flensburg willkommen, die sie nach langer Suche gefunden hat.
    Margitta Gückel aus Woffendorf (re.) heißt 2017 ihre Halbschwester Doris Lindenberg aus Flensburg willkommen, die sie nach langer Suche gefunden hat. Foto: Stephan Stöckel

    Nicht nur davon berichtet das 100 Seiten dicke Büchlein. Ein Fragezeichen prangt auf der Titelseite. Ranken sich doch jede Menge Fragen um das Leben ihres Vaters. „Hatte die Stasi die Finger im Spiel?“ „War er einer von Ihnen?“, lauten die im Buch aufgeworfenen Fragen. Von den Lesern erhofft sie sich Antworten darauf. „Ich will wissen was war. Andernfalls lässt es mir keine Ruhe“, beschreibt sie ihren Antrieb, Dingen auf den Grund zu gehen.

    Drei Tage lange gewährte sie Röper Einblick in ihr Leben. „Ich musste immer wieder heulen, so aufgewühlt haben mich die Erinnerungen“, erinnert sich Gückel. Danach habe sie sich erleichtert gefühlt, sich einmal all das von der Seele geredet zu haben, was sie ein Leben lang innerlich aufgewühlt habe.

    Überschrieben ist die Biografie mit einem Satz aus dem gemeinsamen Testament ihres Vaters und seiner letzten Frau: „Um unseren Kindern gerecht zu werden.“ Für Gückel sind das heuchlerische Worte. Nur die vier Stiefkinder finden Erwähnung. Sie und ihre vier noch lebenden Halbgeschwister hingegen werden nicht genannt.

    Mit ihrer Halbschwester Annegret (re.), die das Buch spannend findet, feierte Margitta Gückel im vergangenen Jahr auf dem Woffendorfer Waldfest.
    Mit ihrer Halbschwester Annegret (re.), die das Buch spannend findet, feierte Margitta Gückel im vergangenen Jahr auf dem Woffendorfer Waldfest. Foto: red

    Dass die Familiengeschichte so verworren ist, liegt am Vater. Er war viermal verheiratet, davon zweimal mit der selben Frau. Margitta Gückel wurde 1951 unehelich im sächsischen Obergräfen geboren. Ihren Vater hat sie nie kennengelernt. Er war 1951 nach Detmold gezogen, wo er die Mutter ihrer Halbgeschwister heiratete. Margitta zog mit ihrer Mutter ebenfalls in den Westen, wo sie in Schirradorf aufwuchs.

    Den Stein ins Rollen brachte ein Kuvert mit Unterlagen ihres Vaters, das ihr ihre Mutter kurz vor ihrem Tode im Jahre 2009 übergeben hatte. Darin befand sich ein Schreiben, in dem beglaubigt wird, dass ihr Vater in Detmold verheiratet sei und zwei Kinder habe. Das bewog die Woffendorferin, 2014 nach ihre Vater zu suchen.“ Zu einem Wiedersehen sollte es nicht mehr kommen. Das Standesamt in Aue, wo ihr Vater zuletzt gewohnt hatte, teilte ihr mit, dass er am 8. Januar 2014 verstorben sei. „Ich war ein dreiviertel Jahr zu spät dran“, sagt Margitta Gückel traurig. Sie besuchte das Grab ihres Vaters und steckte eine Visitenkarte in einen Blumentopf, in der Hoffnung, eine Nachricht zu erhalten. Doch es meldete sich niemand.

    „Ich will wissen was war. Andernfalls lässt es mir keine Ruhe.“

    Margitta Gückel, Autorin

    Mit ihrer Halbschwester Doris (li.) unternahm Margitta Gückel einen Ausflug in das Zillertal zum Stausee Schlegeis.
    Mit ihrer Halbschwester Doris (li.) unternahm Margitta Gückel einen Ausflug in das Zillertal zum Stausee Schlegeis. Foto: red

    Davon ließ sich die heute 69-jährige nicht unterkriegen. Sie wandte sich erneut an das Standesamt in Aue, wo sie eine niederschmetternde Antwort erhielt: „Mir wurde mitgeteilt, dass mein Vater laut einer Stieftochter angeblich keine Kinder gehabt hätte.“ „Jetzt erst recht!“, sagte sich die Woffendorferin. Über das Standesamt in Detmold und das Einwohnermeldeamt in Flensburg gelangte sie schließlich an die Adresse ihre Halbschwester Doris (64).

    Diese hatte gerade mit ihrem Mann Rainer Urlaub in den Niederlanden gemacht, als sie von Margitta Gückel mit einem Telefonanruf überrascht wurde. Dort wohnen zwei weitere Halbschwestern. Heike (51) lebt in der Nähe von Rotterdam, Anne (59) in Bergen op Zoon wohl. Halbbruder Udo (63) wohnt in Offenbach. Drei Halbgeschwister leben schon nicht mehr.

    Seit der Trennung ihrer Eltern hatte Doris keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern. „Ich war schockiert, als ich von Margitta vom Tod meines Vaters erfuhr.“ Auch die beiden Schwestern, die das Telefonat mitverfolgt hätten, seien perplex gewesen, als sie von ihrer Halbschwester erfahren hätten.

    Die Biografie kommt gut an. Sowohl bei ihren Kunden – Gückel hat einen Friseursalon – als auch in ihrer Verwandtschaft. Von den 100 Exemplaren sind bereits 46 verschenkt oder verkauft. „Meine Halbschwester Annegret findet es spannend und mitreißend“, erzählt Gückel.

    Hatte die Stasi die Finger im Spiel?

    „Um unseren Kindern gerecht zu werden“, heißt das Buch von Margitta Gückel. Darin ist ihr ungewöhnliches Leben niedergeschrieben.
    „Um unseren Kindern gerecht zu werden“, heißt das Buch von Margitta Gückel. Darin ist ihr ungewöhnliches Leben niedergeschrieben. Foto: Stephan Stöckel

    Jetzt will sie herausfinden, ob die Stasi bei ihrem Vater die Finger im Spiel gehabt hat. „Während viele in den Westen gingen, flüchtete er 1959 mit seiner Frau und meinen Halbgeschwistern in einer Nacht- und Nebelaktion mit einem Laster voller Möbel in den Osten.“ In der Stasi-Unterlagenbehörde will sie dieser Frage auf den Grund gehen. Schließlich ist Hartnäckigkeit ihre Stärke.

    Buch im Handel Erhältlich ist das Buch in folgenden Buchhandlungen: Buchhandlung Friedrich in Kulmbach, Holzmarkt 12, Tel. (09221) 4776 oder 4763, Mail info@friedrich-buecher.de und bei den Filialen von Buch & Papier Geis in Staffelstein, Bamberger Straße 10, Tel. (09573) 330882, in Michelau, Zolltorplatz 1, Tel. (09571) 989125, Burgkunstadt, Lichtenfelser Straße 6, Tel. (09572) 1697.

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