Joachim Burdack ist Musikfans als Sänger und Saxophonist der Lichtenfels-Coburger Gruppe „Mojo“ bekannt. Was viele nicht wissen: Der gebürtige Berliner, der in Leipzig wohnt, schreibt auch Romane. Am Sonntag, 6. November, nimmt er die Besucher im TECnet Zentrum des Burgkunstadter Kleinkunstvereins TECnet Obermain in Burkersdorf ab 17 Uhr mit auf eine Zeitreise in das Berlin der 1960-er Jahre. Es war die Zeit, als „der Beat in die geteilte Stadt kam und die Studenten auf die Straße gingen“, so der Untertitel seines zweiten Romas „Abschied von der Wielandstraße“. Der Eintritt ist frei.
Ob „Element Of Crime“-Sänger Sven Regner („Herr Lehmann“) oder der Rockmusiker Nick Cave („And The Ass Saw The Angel“) – viele Musiker fühlen sich zum Schreiben hingezogen. Als Grund vermutet Burdack die Poesie in beiden Kunstformen: „Beim Schreiben von Songs müssen sie sich kurz halten, bei Büchern können sie sich literarisch mehr ausleben.“ Als Wissenschaftler habe er zahlreiche Publikationen zu Themen der Stadt- und Regionalentwicklung in Europa und Nordamerika verfasst. Auch nach seiner Pensionierung ließ ihn das Schreibvirus nicht los.
In seinem Buch erzählt der 71-Jährige die Geschichte des Teenagers Ricky aus der Wielandstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg, der nicht nur Beatmusik hören, sondern auch selbst mit einer Band auf der Bühne stehen wollte. Vieles in dem Roman ist Fiktion, aber auch autobiographische Momente kommen darin vor. „Das Konzert von Frank Zappa im Berliner Sportpalast 1968 habe ich selbst erlebt“, erzählt Burdack.
Nicht nur die Hauptfigur des Romans, auch Burdack wurde vom Beat-Virus erfasst. Als er auf dem amerikanischen Soldatensender AFN „I Wanna Hold Your Hand“ von den „Beatles“ mit einem damals völlig neuartigem Sound gehört habe, habe es ihn regelrecht von den Socken gehauen.
Der Tod von Benno Ohnesorg, das Attentat auf Rudi Dutschke, Proteste gegen den Schah von Persien – welche Erinnerungen verbindet Burdack mit diesen Ereignissen? „Ich war kein richtiger 68er – dafür war ich zu jung“, gibt der 71-Jährige zu. Er spricht von einer kulturellen Nähe, die er gespürt habe. „Wenn man Beat gehört und gespielt hat, stand man schon automatisch auf der Seite der Rebellen.“
Die Musik seiner Jugendzeit wird im TECnet Zentrum zu hören sein. Gemeinsam mit seinem Freund und Bandkollegen bei „Mojo“, Moritz Eisentraut aus Lichtenfels, umrahmt er die Lesung mit Songs von Bobbie Gentry, Canned Heat, Otis Redding und Eric Burdon.
Joachim Burdacks Buch „Abschied von der Wielandstraße“ ist im Buchhandel und online erhältlich.