Arbeiten, wo andere Urlaub machen. Und Urlaub machen, während man auch irgendwie arbeitet. Das klingt für manch einen sicherlich traumhaft. Möglich ist das für Feuerwehrleute auf der Nordsee-Insel Helgoland. Matthias Nastvogel aus Pfaffendorf hat es ausprobiert und dort 14 Tage lang Dienst geleistet.
„Feuerwehrleute aus ganz Deutschland können kostenlos Urlaub auf Helgoland machen“, wirbt er für dieses Engagement. Voraussetzung: Sie müssen sich um den Brandschutz kümmern. Eingesetzt werden sie auf der Nebeninsel, der sogenannten Düne, da diese von der Feuerwache auf der Hauptinsel aus nur mit dem Boot zu erreichen ist.

„Der Dünendienst ist im Sommer heiß begehrt, sodass einmal bis zu 1500 Bewerbungen per E-Mail innerhalb nur sechs Minuten hereinflatterten“, teilte Kerstin Janßen vom Ordnungsamt Matthias Nastvogel mit, als der sich im vergangenen Jahr dafür beworben hatte. Sie schlug Nastvogel daher vor im Februar die Wache auf der Hauptinsel mit zu verstärken, da dort nur neun Atemschutzgeräteträger im Einsatz sind. Dann ging auf einmal alles ganz schnell. Am 12. Februar konnte der 39-Jährige seinen Dienst antreten. Er macht es freiwillig, seit 24 Jahren.
Obwohl der gelernte Gas- und Wasserinstallateur seit 2010 hauptberuflich als Oberbrandmeister in der ständigen Feuerwache Bayreuth Dienst schiebt, unterstützt er zuhause die Freiwillige Feuerwehr in Altenkunstadt und Pfaffendorf. Dort ist er seit Jahren Schriftführer, erarbeitet Übungsdienste, unterstützt die Gerätewarte bei der Instandhaltung des Tragkraftspritzenanhängers oder hält Winterschulungen ab.
„Feuerwehrleute können kostenlos Urlaub auf Helgoland machen. Sie müssen sich aber um den Brandschutz kümmern.“
Matthias Nastvogel, Feuerwehrmann aus Pfaffendorf
Die Feuerwehrleute wohnen während der zwei Bereitschafts-Wochen in den Bungalows auf der Düne, bis zu drei Familienangehörige dürfen kostenlos mitreisen. „Die Kameraden sollen auf der Düne eine schöne Zeit verbringen, aber im Ernstfall auch eingreifen, bis die Einsatzkräfte von der Hauptinsel übergesetzt haben“, berichtet Nastvogel. Kleinere Unfälle passierten immer mal wieder, gerade am Flughafen, doch in den vergangenen Jahren blieb die Insel von einem größeren Brand verschont. Die extrem kurze Landebahn werde oft unterschätzt und so sind manche Maschinen schon mal durch den Maschendrahtzaun am Ende der Landebahn gerauscht, erzählte der hauptberufliche Gerätewart Andreas Holtmann während seiner Geräte- und Fahrzeugüberprüfung auf dem Flughafen.
Unter Robben und Möwen
Der gebürtige Pfaffendorfer machte sich nichts daraus, im Winter auf Helgoland zu sein. „Im Sommer kann jeder Urlaub machen“, meint er. Auf dem Klippenrandweg ging er zum Joggen, bevor er am Abend in der Unterkunft kochte. „Am nächsten Tag schaut man einfach den Robben zu, wenn der Himmel sein Abendkleid zeigt, inmitten vom Geschrei der Möwen und Lummen, wenn man im kleinsten Naturschutzgebiet, am Lummenfelsen steht und der Wind um die Nase weht, ja dann ist Urlaub“, erzählt Matthias Nastvogel.
Doch als die Leitstelle, die für insgesamt 573.000 Einwohner in den Landkreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen zuständig ist, wegen einer Brandmeldeanlage in einem Hotelkomplex alarmierte, ging es ganz schnell. Ab zur Feuerwache, in die Einsatzschutzkleidung rein und schon meldete sich „Florian Pinneberg 28/20/1“, in dem Nastvogel zusammen mit einer der wenigen Kameradinnen und dem Zugführer saß, auf Empfang.
Brandalarm im Hotel
Der Wassertrupp baute gleich eine Wasserversorgung auf. Im Tanklöschfahrzeug 2000 rüsteten sich die beiden als Rettungs- und Sicherungstrupp unter Atemschutz aus, und sicherten den zuerst vorgehenden Angriffstrupp ab, der schnell die Ursache durch Wasserdampf lokalisiert hatte. Ein noch im Treppenhaus angetroffener älterer Mann wurde sicher nach draußen geführt.
In der zweiten Schichtwoche fegte ein Sturm mit bis zu 130 Kilometern über die Deutsche Bucht, sodass der Schiffsverkehr für zwei Tage eingestellt wurde. Der Funkmeldeempfänger blieb in dieser Nacht zum Glück still. Doch am nächsten Morgen wurde bei Bauarbeiten im Klinikum durch die Handwerker eine Staubentwicklung verursacht, mit der Folge, dass die Feuerwehr gegen 8.46 Uhr vor der Tür stand.
Nastvogel nutzte seine Zeit für den Besuch von Museen und Sehenswürdigkeiten, wie die St.-Nicolai-Kirche, die Bunkeranlagen aus dem Jahre 1908 und den Leuchtturm. Besonders freute ihn, dass er das Schwimmbad zum Dienstsport kostenfrei nutzen durfte. Sonntags ist immer Hallensport vorgesehen, unter der Leitung eines Fitnesstrainers.
Beeindruckend war der Besuch des neuen 2000 Quadratmeter großen BOS-Zentrum für Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst im Oberland, der gebaut wird, weil das Feuerwehrgerätehaus von 1965 nicht mehr erweitert werden kann. Es bietet in den Umkleiden Platz für 50 Menschen, wenn beispielsweise auch mal Touristen für eine Nacht notuntergebracht werden müssen.
Auf Seenotrettungskreuzer
Auch den Seenotrettungskreuzer Hermann Marwede der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS), der in Helgoland stationiert ist, besichtigte Nastvogel. Die achtköpfige hauptberufliche Besatzung arbeitet in 14-Tage-Schichten. Auch für eine Brandbekämpfung ist das Schiff ausgelegt. Im Jahr 2022 wurde 3289 Menschen auf Nord- und Ostsee Hilfe geleistet, 91 Menschen aus Seenot gerettet und 306 Menschen aus drohender Gefahr befreit.
Matthias Nastvogel will die Insel spätestens im nächsten Jahr wieder dienstlich besuchen. Als er bei der Schichtübergabe gefragt wurde, auf was er sich zuhause freue, meinte er: „Fränkisches Bier, Bratwürste und Schnitzel mit Kartoffelsalat.“
Weitere Informationen und Bewerbungsvoraussetzungen können unter „www.helgoland.de“ eingesehen werden.