Zu einer tollen Exkursion hatte die Kulturgemeinde Burgkunstadt in Ebneth eingeladen. Im Mittelpunkt standen die reichen Kulturschätze, die sich – wie hier – auch in kleineren fränkischen Orten finden lassen.
Vom Wanderparkplatz hinter dem Bolzplatz ging es zuerst zu den Ebnether Felsenkellern. Dort erzählte Dieter Schmiedel einiges zu der Felsformation, was viele noch nicht wussten. Entstanden sind sie demnach in der Eiszeit vor 200 Millionen Jahren. Die Rhätolias-Sandsteinfelsen stammten aus einer Zeit, als das Land noch unter dem Meer lag. Heute liegt das Felsenareal auf einer Höhe von 432 Metern über dem Meeresspiegel.
Die Sage von den Räuberbrüdern im Felsenlabyrinth
Anschließend wurde das Felsenlabyrinth, auch Jakobshöhle genannt, erkundet. Schmiedel gab die Sage wieder, der zufolge in den Höhlen um das Jahr 1576 zwei Räuberbrüder namens Jakob und Franz hausten. Eines Tages wurde die Höhle vom Förster des Marschalks von Ebneth entdeckt und aufgrund der in den Tagen davor verschwundenen Sachgüter der Ebnether als Diebeshöhle identifiziert.
Der Förster berief daraufhin zusammen mit seinen Herrn den Kriegsrat ein, und sie lauerten vor der Höhle, bis der eine Dieb von seinem Raubzug zurück kam. Im Kampf mit ihm starben zwei Ebnether Bürger und er selbst. Aufgeschreckt durch den Lärm, verließ der Bruder des Diebes seine benachbarte Höhle, konnte gestellt werden und wurde ebenfalls umgebracht.

Zur Erinnerung an dieses Ereignis wurden die beiden Höhlen nach den Räubern Jakobs- und Franzenshöhle benannt, heißt es. Es ließe sich auch ein Zusammenhang zu den späteren Schlossherren von Seckendorf, Franz-Paul (1750 bis 1823) oder Jakob-Wolfgang (1751 bis 1817), herstellen. Dazu sei aber nichts bekannt.
Wie Felsenkeller und Schloss zusammenhängen
Auch über den um 1790 errichteten, 20 Meter langen Felsenkeller zur Bier- und Lebensmittel-Lagerung gab Dieter Schmiedel einen ausführlichen Bericht. Derartige Keller dienten zu dieser Zeit der Lagerung von Gemüse, Obst und Bier.

Zum Schloss Ebneth gehörte seit dem 16. Jahrhundert ein Brauhaus. Zwischen Mai und Ende September konnte man wegen der hohen Temperaturen kein untergäriges Bier brauen. So wurde das im Frühjahr gebraute Bier in dem Keller kühl aufbewahrt, damit es nicht sauer wurde.
In einem großen Felsblock im östlichen Teil der Keller ist an der Seite eine Treppe und auf der flachen Spitze eine Opfermulde eingemeißelt. Der Felsblock wird bei Esoterikern als „Heilstein für Frauenleiden“ gedeutet und von diesen „Holzfrauen-Stäffele“ genannt. Im Volksmund wird er als „Musikerfelsen“ bezeichnet. In vergangenen Jahrhunderten diente das Areal auch als Freizeitort und Sommerkeller mit einer Freikegelbahn im oberen Bereich und einem Schießstand für die örtliche Bevölkerung.
Woher der Musikerfelsen seinen Namen hat
Ob für Wanderer, Sommerfrischler oder Einheimische auch aus den nahen Burgkunstadt und Küps, bei den Ebneter Kellern war immer was los. Gerade in den Sommermonaten und Sonntagen war dort Musik und Bewirtung mit Frühschoppen angesagt. Vom kleinen Plateau des Felsens aus, das eine natürliche Waldbühne bildet, unterhielten die Musikanten ihr Publikum.

Und da viele noch keine Uhren bei sich trugen, kam so mancher erst spät von den Kellern heim. Mancher fröhlicher Zecher musste gar am späten Nachmittag von Frau oder Kindern zum Füttern des Viehs nach Hause geholt werden.
Seit 1973 wird alle Jahre um den Feiertag Christi Himmelfahrt das Ebnether Kellerfest abgehalten. Als es noch nicht so viele Feste gab, wurden an diesem Tag die Gäste von 60 bis 70 Personen bewirtet und über 40 Hektoliter Bier ausgeschenkt.
Führung zur historischen Hoffmann-Orgel
Im Anschluss ging es weiter nach Ebneth in die Schlosskapelle. Dort wartete Organist Thomas Meyer, der den Teilnehmern die historische Hoffmann-Orgel genauer erklärte. Die Schlosskapelle wurde 1749 errichtet. Das Instrument schuf Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg 1794.

Die Barockorgel ist nahezu vollständig erhalten, einschließlich der originalen Holzpfeifen. 2014 hat sie die Familie Callens aufwendig renovieren lassen. Sie gilt als ein Juwel derartiger Orgeln. Der Musiklehrer Thomas Mayer erklärte in groben Zügen auch das Innenleben des alten Instruments. Es verfügt über sieben klingende Register auf einem Manual und Pedal und besitzt einen fünfachsigen Prospekt mit zwei flankierenden Rundtürmen. Etwa 250 Pfeifen, die ähnlich einer Blockflöte funktionieren, hat die Orgel. Die tiefste Pfeife hat eine Länge von 2,40 Metern.
Auch kleine Pfeifen erzeugen einen großartigen Klang
Weiter erklärte der Orgelexperte die Tonoktaven des Instruments. Die Ebnether Orgel beweist, dass selbst kleine Pfeifen einen großartigen Klang erzeugen können. Im Zusammenspiel verschiedener Register kann man auch hier den Klang größer und farbiger machen. Dennoch wurde sie nicht als reine Konzert-, sondern als Dorforgel konzipiert.
Durch das Betätigen der Tasten öffnet der Organist über Holzleisten einzelne Ventile, durch die die Luft strömt. Dieser Luftstrom trifft auf die Orgelpfeifen, und ein Ton entsteht. Der Luftstrom wird heute mechanisch erzeugt. Früher geschah das durch die Betätigung eines Blasebalgs per Hand oder Fuß, was hin und wieder eine lustige Sache war. Orgeln waren in der Anschaffung schon früher teuer, erklärte Mayer. Deshalb wurde oft billigeres Holz als Metall genommen.
Als kleine Kostprobe spielte er von Jeremiah Clarke den „Prince of Denmark March“, besser bekannt als „Trumpet voluntary“. Dass man auf Orgeln auch andere Musik spielen kann, bewies er mit dem Gospel „When Israel was in Egyptland“. Die Vorsitzende der Kulturgemeinde, Marion Konrad, dankte dem Orgelexperten am Ende für seine informativen Ausführungen.