Ein Baudenkmal ist die Fünf-Wunden-Kapelle, die im Osten von Burgkunstadt wie ein Bollwerk aus alter Zeit vor dem Friedhof steht. Sie wurde 1666 errichtet und ist damit das älteste Bauwerk der Stadt. Wegen zahlreicher Schäden hat die Kirchenverwaltung eine Renovierung in Auftrag gegeben.

Die Familie des Versandhausgründers Dr. Friedrich Baur hatte 1958 durch eine großzügige Spende das Gotteshaus von Grund auf renovieren und in den heutigen Zustand versetzen lassen. „Seitdem ist viel Zeit vergangen“, sagte Elias Popp, der Kirchenpfleger der Pfarrei St. Heinrich und Kunigunde bei einer Kirchenführung zur anstehenden Renovierung. Weil der Zahn der Zeit seit der jüngsten Renovierung wieder an dem Kirchlein genagt hat, habe die Kirchenverwaltung bereits vor der Corona-Pandemie mit den Überlegungen für eine neuerliche Sanierung begonnen.
Neue Elektrik und Heizung
So werde der Bodenbeläge wahrscheinlich überarbeitet, erklärte Popp. Die Elektrik, die zum Teil nur zweiadrig ausgeführt ist, müsse dringend erneuert und eine Alarmanlage zum Schutz der wertvollen Ausstattung eingebaut werden. Auch die Heizung solle verbessert werden, um die Feuchtigkeit aus den Wänden zu bekommen.

Aufgefrischt werden sollen die Kreuzwegbilder. Verbessert werde außerdem die Beleuchtung. Auch wenn die Denkmalschützer der Ansicht sind, dass eine Friedhofskapelle nicht zu hell sein sollte, sind sich die kirchlichen Gremien darüber einig, dass auch „helle Feste“ wie Hochzeiten, Taufen oder kirchliche Hochfeste hier gefeiert werden könnten, erklärte Popp. Mit dem Hollfelder Architekten Georg Schilling habe man einen erfahrenen Spezialisten dafür gefunden. Er gilt als versierter Kirchenbaumeister, der in der näheren Umgebung wie Isling, Mainroth, Modschiedel und Neudorf großartiges geleistet hat. Er leitet die komplette Sanierung.
Altäre und Bilder säubern

Das Schieferdach über dem ältesten Teil der Kapelle ist marode, die Fenster müssen ausgebaut und neu abgedichtet werden, damit Wind und Regen nicht ins Innere dringen können. Mit diesen Arbeiten wurde bereits begonnen. Außerdem werden die Altäre, Bilder und Figuren von Kirchenrestauratoren instand gesetzt. Natürlich erhalte auch das Kirchenschiff einen neuen Anstrich, betonte der Kirchenpfleger.
Gerüstbauer, Zimmerleute und Dachdecker haben in den vergangenen Wochen, zuerst bei großer Hitze und dann bei kalter und nasser Witterung, mit den Arbeiten an der Kapelle begonnen. Vom bereits erzielten Baufortschritt überzeugten sich Pater Josef und die Kirchenverwaltung gemeinsam mit Architekt Georg Schilling jetzt bei einem Ortstermin. Während der Bauphase wird bei katholischen Beerdigungen das Requiem in der Pfarrkirche abgehalten.

Die Geschichte der Kapelle reicht zurück bis 1658, als der Amtmann Christoph Burckhard sein Gelübde von 1634 einlöste, eine Kapelle zu errichten, weil seine Familie während des Dreißigjährigen Krieges von der Pest verschont geblieben war. Ein weiterer Grund für den Bau war die Lichterscheinung und wundersame Heilung einer Magd von der Pest, nachdem sie auf einem Ruhestein Platz genommen hatte, der wahrscheinlich ein Altarstein einer alten Tierkapelle war. Die Pest hatte in Burgkunstadt regelrecht gewütet und 195 Tote im Jahr 1626 und 148 Tote in den Jahren 1634 und 1635 gefordert. Die 343 Pest-Toten wurden nicht wie damals üblich im Kirchhof bei der Pfarrkirche beigesetzt, sondern auf dem heutigen Kapellenberg oberhalb des Siechhauses, um Infektionen vorzubeugen. Über den Gräbern pflanzte man fünf Linden, die den Weg zur späteren Fünf-Wunden-Kapelle säumten.
Dank für Rettung vor der Pest

In der von Christoph Burckhard gestifteten Kapelle „Allerheiligsten Lieb – und blutfließende Fünf Wunden“ wurde am 26. September 1666 die erste heilige Messe durch Dekan Elias Kraus aus Weismain gefeiert. Weitere wundersame Heilungen trugen dazu bei, dass die Kirche zum Ziel vieler Wallfahrer aus ganz Franken, Böhmen, dem Egerland, aus der Rhön und Thüringen wurde. Geweiht wurde sie erst 1706 auf den Namen Fünf-Wunden-Kapelle. Der Anbau der Sakristei mit zwei Fenstern und gotischem Maßwerk folgte wohl 1677. 1719 wurde das Langhaus durch Christoph Leidner im Barockstil erweitert. Erst 1752 war nach weiteren Arbeiten die Kirche vollendet.

Der Hochaltar stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, wohl von M. Mutschele. Die vom Chorbogen hängende Madonna im Strahlenkranz fängt zuerst den Blick des Besuchers ein, um ihn dann durch den Chor auf den Wallfahrtsaltar zu lenken. Die Figur entstand Anfang des 16. Jahrhunderts in einer Bamberger Werkstatt. Außerdem hängt im Langhaus ein Kruzifixus von besonderer Qualität aus dem 17. Jahrhundert. Die zwei Seitenaltäre um 1720 stammen von dem Burgkunstadter Schreinermeister Paul Seeber. Die Kanzel mit Figuren der vier Evangelisten und des Erzengels Michael entstand in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Nach der Anlegung des Friedhofes um 1804 wurde diese Fünf-Wunden-Kapelle auch Friedhofskapelle. Die öffentliche Wallfahrt nach Burgkunstadt wurde um 1930 eingestellt.