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SEUBERSDORF: Scheunafestival: Wacken-Feeling auf den Jurahöhen

SEUBERSDORF

Scheunafestival: Wacken-Feeling auf den Jurahöhen

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    Vier Gründungsmitglieder des Seubersdorfer Scheunafestivals schwelgen in alten Erinnerungen: (v. li.) Markus Köstner, Stefan Hatzold, Brandy Schäck und Uwe Weiß. Fotos: Stephan Stöckel
    Vier Gründungsmitglieder des Seubersdorfer Scheunafestivals schwelgen in alten Erinnerungen: (v. li.) Markus Köstner, Stefan Hatzold, Brandy Schäck und Uwe Weiß. Fotos: Stephan Stöckel

    Das alte Feuerwehrhaus erstrahlt im Glanz der Abendsonne. Fünf Herren haben es sich an einem milden Frühlingstag an einer Holztischgarnitur vor dem ehemaligen Heim der Floriansjünger gemütlich gemacht.

    Jürgen „Brandy“ Schäck, Markus Köstner, Stefan Hatzold, Werner Bienlein und Uwe Weiß blättern in zwei Gästealben voller Nostalgie und schwelgen in alten Erinnerungen. „Im Herbst 1997 saßen wir im Schulungsraum zusammen. Nach dem Vorbild des Peestener Open Airs im Landkreis Kulmbach wollten wir ein Festival auf die Beine stellen. In Anspielung an den örtlichen Feuerwehrstadel fiel uns der Name Scheunafestival ein“, erinnert sich Stefan Hatzold aus Seubersdorf.

    Wichtige Adresse

    Dass das 100-Seelen-Dorf an der Grenze zum Landkreis Kulmbach, das zur Stadt Weismain gehört, einmal zum Nabel der Headbanger, Pogotänzer und Stagediver werden würde, das von Fans und Musikern aus Nah und Fern liebevoll als Klein-Wacken bezeichnet wird, dass hätte sich damals in dem Ort niemand erträumen lassen.

    Lassen sich auf Händen tragen: Die Stagediver sind beim Seubersdorfer Scheunafestival in ihrem Element.
    Lassen sich auf Händen tragen: Die Stagediver sind beim Seubersdorfer Scheunafestival in ihrem Element.

    Auch nicht der heute 48-jährige Hatzold, dem ein Ausspruch des Kulmbacher Schlagzeugers Peter Schultheiß in den Sinn kommt, der mit seiner Combo „Between The Sheep“ mehrfach für eine Woge der Begeisterung gesorgt hatte:

    „Wir spielen hier zu einem anderen Tanz auf der Bruck auf, wie man die erhöhte Holzbühne in Franken nennt.“

    Bei Punk und Metal könne man sich richtig erholen und den Alltagsstress hinter sich lassen findet Hatzold, während Weiß von einer energiegeladenen Musik schwärmt, die einen regelrecht mitnehme.

    Blick aufs nächste Festival

    Die Kulmbacher Musikszene, allen voran Jürgen „Brandy“ Schäck und Markus Köstner von der Kulmbacher Kultpunkband „Euroschäck“, wurde zum Geburtshelfer des Festivals, das am Samstag, den 24. Mai, ab 20 Uhr zum 25. Mal stattfindet.

    Und bei dem von Provinzialität keine Rede sein kann. Die zwei, die wissen wie der Hase in puncto Musik läuft, geben nicht nur Punk-, Metal- und Rockkapellen aus der Region in Seubersdorf eine Bühne, sondern locken auch Gruppen aus aller Herren Länder auf den Jura, wie die kroatische Girlsband Puncke (2017) oder den brasilianischen Akustikrocker Alisson Santos (2024).

    „Halleluja, Halleluja Rockcity Seubersdorf“ sangen 2019 voller Inbrunst (v. li.) Brandy Schäck und Frank Zeutschel von der Gruppe „Euroschäck“, verstärkt durch Stefan Hatzold, der vor 25 Jahren das Festival mit aus der Taufe gehoben hat.
    „Halleluja, Halleluja Rockcity Seubersdorf“ sangen 2019 voller Inbrunst (v. li.) Brandy Schäck und Frank Zeutschel von der Gruppe „Euroschäck“, verstärkt durch Stefan Hatzold, der vor 25 Jahren das Festival mit aus der Taufe gehoben hat. Foto: Stephan Stöckel

    Die Gedanken schweifen zurück zum ersten Scheunafestival im Jahre 1998, bei dem nur Bands aus der Bierstadt aufgetreten waren: „Tribestuff“, „Shark“, „Euroschäck“ und „Between The Sheep“. Neben Brandy und Markus hatten elf Seubersdorfer das Festival mit aus der Taufe gehoben: Stefan und Matthias Hatzold, Reinhold Dauer, Alexander und Markus Einer, Georg Bornschlegel, Manfred und Wolfgang Dippold, Robert Bienlein, Uwe Weiß und Erwin Weiß. Später gesellte sich noch Werner Bienlein hinzu, der seit vielen Jahren ebenfalls zum engeren Kreis der Organisatoren zählt.

    Auf dem Fußballplatz getroffen

    Es war die Zeit, als Seubersdorfer, wie Stefan Hatzold, beim SSV Peesten kickten und Kulmbacher Musiker, wie Christian Haller („Shark“), Jörg Röder („Treibstoff“) und Michael Thyszel („Between The Sheep“) ebenso. So kam das eine zum anderen, standen die genannten Musiker alsbald auf den Seubersdorfer Rockbrettern.

    Die Leute auf dem Lande sind als konservativ verschrien. Gab es Widerstände gegen die Veranstaltung? „Ein paar Einwohner hatten Angst, ihnen könnten die Blumen aus dem Garten gerissen werden“, gibt Weiß offen zu. Doch bereits nach dem zweiten Festival, so der 47-jährige, hätte auch der Letzte im Dorf verstanden, dass die Rockfans sehr freundliche und umgängliche Zeitgenossen seien.

    Stolz ist man im Dorf darauf, das der Berliner Musiker Frank Zeutschel, der einst bei der Band „Euroschäck“ gespielt hatte, mit dem Lied „Rockcity Seubersdorf“ dem Ort eine Festivalhymne auf den Leib geschrieben hat, in dem es heißt: „Da gibt es etwas das hat Bestand, das ist das Scheunafestival im schönen Frankenland.“ Dass der Veranstaltung ein Langlebigkeitsgen innewohnt, das hat für das Quintett mit dem Zusammenhalt im Dorf zu tun.

    Im Gästealbum des Seubersdorfer Scheunafestival haben sich begeisterte Musiker verewigt.
    Im Gästealbum des Seubersdorfer Scheunafestival haben sich begeisterte Musiker verewigt. Foto: Stephan Stöckel

    Auf dem Lande sei es jedem in die Wiege gelegt, sich ehrenamtlich zu engagieren, sagt Hatzold und erntet ein zustimmendes Nicken. So komme es, ergänzt Weiß, dass fast jeder Einwohner in allen Vereinen aktiv sei und viele aus dem Dorf mit anpackten, wenn Feste anstünden, ergänzt Weiß. Zu feiern gibt es in Seubersdorf einiges: von zwei Zeitumstellungsfesten über das Johannifeuer und das Patronatsfest bis hin zur Kerwa, die eine Woche vor dem Seubersdorfer Scheunafestival stattfindet. Letzteres ist für die fünf der bunte Farbtupfer im dörflichen Festkalender.

    Für die weit angereisten Musiker aus dem In- und Ausland ist das urige Festival auf den Jurahöhen unweit von Weismain, das alljährlich Hunderte von Besuchern aus Nah und Fern anlockt, wie eine Flucht aus der Anonymität der Großstadtschluchten in eine Welt, in der jeder jeden kennt. Wie formulierte es doch Sänger Patrick Schuch von der Frankfurter Band „Mein Kopf ist ein brutaler Ort“ bei seinem Gastspiel im Jahre 2013 einst so treffend: „Hier wird man herzlich aufgenommen, gibt sich keiner zugeknöpft. Und dann noch das satte Gelb aus Löwenzahn und Raps – es ist einfach wunderschön auf dem Jura.“

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    Das 25. Scheunfestival Zum Jubiläum am 24. Mai im Dorfgemeinschaftshaus haben sich die Veranstalter nicht lumpen lassen und die norwegische Gruppe „Nullskatesnylterne“ verpflichtet, die 2001 in Seubersdorf zum Punk´n´Roll-Halali aus Gute-Laune-Melodien, messerscharfen Riffs, ultrastarken Beats und einer gelungenen Hommage an den verstorbenen „Ramones“-Sänger Joey Ramone geblasen hatten. Der Deutsch-Finne Mäkkelä eröffnet um 20 Uhr das 25. Scheunafestival mit anspruchsvollem Akustik-Rock. Fulminanten Punk´n´Roll spielen die „Poachers“ aus Kronach. Die Hardrock- und Metalgemeinde kommt bei „Dark Red Dawn“ aus Forchheim und „Kaiman“ aus Berlin voll auf ihre Kosten. Einlass ist um 19 Uhr. Bereits am Vorabend, den 23. Mai, findet ab 20 Uhr in der Kulmbacher Musikkneipe „Backstage“ eine Warm-Up-Party statt, bei der das Kulmbacher Duo „Riff and Voice“ und die norwegische Band „Nullskatesnylterne“ zum akustischen Rockabend aufspielen.

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