Als eine „Schicksalsversammlung“ bezeichneten die Leitungsmitglieder der katholischen Arbeitnehmerbewegung Burgkunstadt die Versammlung, zu der rund die Hälfte der Mitglieder gekommen war. Ziel war die Aufstellung eines neuen Leitungsteams.
Die KAB als Nichtregierungsorganisation (NGO) sei heute so notwendig wie bei der Gründung zu Beginn der Industrialisierung, stellte Elfriede Stengel fest. Die Wurzeln der KAB Burgkunstadt gehen auf die Entstehung des St. Josefsvereins 1895 zurück, als christliche Handwerksmeister sich um die Wanderburschen kümmerten. Der Anfang der Schuhindustrie führte auch Meister und Arbeiter in den damals reinen Männerverein. Frauen folgten nach, sie gründeten einen katholischen Arbeiterinnenverein. Es ist darüber nicht viel bekannt, aber die verstorbene Johanna Klement besaß ein Foto und einen Wimpel von 1924, die sie dem Schustermuseum stiftete.
Das Nazi-Regime verbot alle christlichen Vereine, danach formierte sich der St. Josefsverein neu. Aus seinen Reihen entstand das katholische Werkvolk, das 1952 von 25 Frauen und Männern gegründet wurde. Georg Raps war unermüdlich tätig in Zusammenarbeit mit den Hauptamtlichen des Kronacher Volksbüros.
Es begann eine sehr aktive Zeit, die Stengel nach den Kriterien katholisch, Arbeitnehmer und Familien-Bewegung skizzierte. Herausragend waren die monatlichen Versammlungen mit aktuellen Themen und Diskussionen, ebenfalls die monatlichen Rentenberatungen durch die Sekretäre des Volksbüros. Wolfgang Haas leistete dieses Ehrenamt 40 Jahre lang, auch noch nach seiner Pensionierung.
Die gute Gemeinschaft innerhalb des umbenannten Verbandes zur katholischen Arbeitnehmerbewegung war sprichwörtlich. Nur so konnten viele Aktionen wie der 1. Mai 1989 mit über 1000 Teilnehmern bewältigt werden. Nach der Schließung der Schuhfabrik Obermain gab es auf Initiative von Betriebsrat Adolf Hofmann einen Arbeitslosentreff bis alle wieder Arbeit gefunden hatten.
Bis heute liegen die Beschäftigten in den Betrieben der KAB am Herzen. Nach einer kleinen Demo bei der Firma Baur wegen Verlagerung etlicher Arbeitsplätze wird Präses Herbert Mayer immer zu den Mitarbeiterversammlungen eingeladen. Rolf Gnatzy, ehemaliger Betriebsrat berichtete, dass er eine Zusage für eine Betriebsbesichtigung und Gespräch mit dem Betriebsrat erhalten habe. „Alles durch die Laien, nichts ohne die Priester“, lautet der Wahlspruch des Gründers der CAJ (christliche Arbeiterjugend). Alle Burgkunstadter Pfarrer waren Präsides und der Ortsverband brachte sich aktiv in die Pfarrgemeinde ein.
Wie geht es weiter?
Erika Greim erinnerte an viele Aktionen und Unternehmungen als Familienbewegung. Ausflüge, sogar Urlaubsreisen wurden mit dem Ziel organisiert, Familien preisgünstig diese Erlebnisse zu ermöglichen. Preisschafköpfe, Radtouren und Winterwanderungen waren sehr beliebt, organisiert vom verstorbenen Karl Heinz Bergmann, Martin Schneider und Heinz Petterich. Die Einnahmen kamen alle sozialen Projekten zugute. Wehmütig denken alle an die Schließung des Cafe Besold, Treffpunkt der KAB von Anfang an. Die Faschingsveranstaltungen mit bühnenreifen Beiträgen waren Höhepunkte mit vielen Gästen, die sogar in der Backstube saßen, so Gunda Besold.
Man hätte noch stundenlang in Erinnerungen schwelgen können, doch die bange Frage stand im Raum. Wie wird es weitergehen? Einige Leitungsmitglieder können aus Altersgründen nicht mehr. Nach einigen Überlegungen bei denen Herbert Meyer den Anwesenden Mut zusprach, erklärte sich Heinz Petterich bereit, ein Leitungsteam anzuführen, das sich aus Martin Schneider, Eva Maria Horn und Elfriede Stengel zusammensetzt. Er wird sich auch um die Kasse kümmern und Rolf Gnatzy wird sie prüfen.
Gegen Ladenschlussgesetz
Verbandsreferentin Manuela Mähringer gratulierte und sprach das geplante bayerische Ladenschlussgesetz an, das weit über das bisher praktizierte Bundesgesetz hinausgehen soll. Der arbeitsfreie Sonntag sei in Gefahr. Nachtöffnungen der Geschäfte sollen erleichtert werden. Sie empfiehlt, sich zu informieren, denn es sei zu befürchten, dass viele Familien Probleme bekommen und Entscheidungen auf die Kommunen verlagert werden. Die KAB protestiert dagegen mit Karten an Ministerpräsident Söder.