Als Schuhstadt oder fränkisches Pirmasens ist Burgkunstadt bekannt. Doch bisher hat im Stadtbild außer dem Deutschen Schustermuseum wenig darauf hingewiesen. Mit dem Projekt Schuhfenster wird die Geschichte der Burgkunstater Schuhindustrie in den Schaufenstern leer stehende Geschäfte präsentiert. Eine Attraktion für Passanten und Besucher und die Chance, die Innenstadt zu beleben. Gleichzeitig wird damit für das Museum geworben.

Das Schustermuseum gibt einen großartigen Einblick in die Schuhgeschichte der Stadt, doch die Ausstellungsfläche ist beengt, während in der Altstadt zahlreiche Schaufenster kleiner Geschäfte leer stehen. Daher wurde das Kooperationsprojekt „Ausstellung Schuhfenster – das deutsche Schustermuseum zieht in die Stadt“ ins Leben gerufen. Das Stadtumbau-Management entwickelte die Idee, die Schaufenster als Ergänzung zum Museum zu nutzen. Die Ausstellung soll auf das deutsche Schustermuseum aufmerksam machen und so auch Besucher anziehen, indem sie das Thema „Schuhstadt Burgkunstadt“ aus dem Museum ins Bewusstsein der Menschen rückt.

„Die Ausstellung soll das Schustermuseum für Besucher unserer Stadt sichtbarer machen und den jetzigen Kindern frühere Zeiten erlebbar machen.“
Christine Frieß, Bürgermeisterin
Nachdem die zwölf Schaufenstern von vielen Helfern unter Regie des Stadtumbaumanagments liebevoll mit alten Schuhen und Handwerksgeräten sowie erläuternden Texten dekoriert worden waren, wurde die Ausstellung am Wochenende eröffnet. Bürgermeisterin Christine Frieß freute sich über die Bereicherung für Burgkunstadt. Sie erinnerte an „die überaus spannende und prägende 100-jährige Geschichte von Burgkunstadt als Schuhstadt am Obermain.“ Leider werde dies von immer weniger Menschen wahr genommen. Dabei sei das Schustermuseum, dessen Sammlung Elmar Bergmann und Rudolf Barth zusammengetragen haben, etwas kostbares und ein Alleinstellungsmerkmal. „Das Deutsche Schustermuseum ist ein Heimatmuseum besonderer Art, das ohne große finanzielle und personelle Möglichkeiten, über viele Jahre von der Stadtverwaltung und mit großer Unterstützung des Vereins der Freunde und Förderer des Deutschen Schustermuseums betrieben wurde“, sagte die Bürgermeisterin. Und die leer stehende kleinen Geschäfte zeigten, dass die Stadt früher belebter war.

Edith Obrusniak vom Stadtumbaumanagement entwickelte die Projektidee der Schuhfenster: Die leeren Schaufenster werden jetzt als erweitere Vitrinen des Schustermuseums für eine Sonderausstellung genutzt, die von der 100-jährigen Tradition der Schuhproduktion erzählt. „Die Ausstellung soll das Schustermuseum für Besucher unserer Stadt sichtbarer machen und den jetzigen Kindern frühere Zeiten erlebbar machen“, betonte Christine Frieß.
Ohne die Mitwirkung einiger Institutionen und vieler Menschen wäre das Projekt nicht möglich. So haben die Werkstätten für Menschen mit Behinderung mit der Einrichtung einer „lebendigen Werkstatt“ im Erdgeschoss des Schustermuseums seit 2019 eine tägliche Öffnung des Museums ermöglicht und für eine Belebung gesorgt. Erfreulich auch, dass der Förderverein die Ausstellung Schuhfenster tatkräftig beim Aufbau unterstützt hat. Die Bürgermeisterin dankte dem neuen Vorsitzenden Sebastian Callens stellvertretend für alle, die mit Putzlappen, Staubsauger und Bormaschine angepackt haben, um das Projekt zu verwirklichen. Ebenso dankte sie den Eigentümern der leeren Schaufenster. Fast alle, die gefragt wurden, waren bereit, ihre Fläche für die Ausstellung zu Verfügung zu stellen.

Viele Helfer dekorieren und Bürger steuern historische Schuhe bei
Mit zusätzlichen Exponaten haben die Friedrich-Baur-Stiftung und viele Bürger, die historische Schuhe und Kataloge vorbeibrachten, zu dem Projekt beigetragen. Die Stadthistoriker Rudi Fetzer und Karl–Heinz Goldfuß haben sich dafür eingesetzt und boten im Anschluss Führungen an. Mit dem Schuhfenster-Projekt werde auch die Idee der „Lebendigen Werkstätten weitergetragen, lobt Thomas Neugeboren von den St. Josef Werkstätten. Es sei ein schönes Inklusionsprojekt der Stadt Burgkunstadt des Fördervereins Schustermuseum mit den St. Josef Werkstätten. Gerne können im Museum die Arbeiten von Menschen mit besonderen Bedürfnissen betrachtet werden.
„Das Projekt Schuhfenster sollte möglichst viele Menschen erreichen, damit die Schuhgeschichte Burgkunstadts erlebbar wird und bleibt“, wünscht sich der Vorsitzende des Fördervereins, Sebastian Callens. Architekt und Stadtumbauplaner Franz Ulrich freute sich ebenfalls, dass aus der Idee ein gelungenes Gemeinschaftsprojekt geworden ist. Schusterbub Filips Callens lud alle zu einem Rundgang mit Rudi Fetzer oder Karl-Heinz Goldfuß zu den Schuhfenstern in Gedichtform ein.