Wegen Kindesmissbrauchs wurde der Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Schwarzach-Willmersreuth-Gärtenroth vom Schöffengericht Kulmbach verurteilt. Richterin Sandra Staade verurteilte den 35-Jährigen nach nur anderthalb Stunden nichtöffentlicher Verhandlung zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung. Weil er dem Mädchen mit seinem Geständnis eine Aussage ersparte, habe er eine Gefängnisstrafe abwenden können, berichten mehrere Medien. Er habe das Urteil noch im Gerichtsaal, akzeptiert, wodurch es sofort rechtskräftig wurde.
Per Headhunter engagiert
Die Fassungslosigkeit in der Kirchengemeinde ist groß. Der junge Pfarrer sei wegen seiner unkonventionellen Art beliebt gewesen, war zu vernehmen. Per Headhunter hatte die evangelische Kirche vor drei Jahren einen neuen Pfarrer für die kleine Gemeinde Schwarzach gesucht und den Mann aus Brasilien nach Oberfranken geholt. Für Gärtenroth war er seit der Verabschiedung der Pfarrerin in diesem Sommer zuständig.
Unter Tränen räumte der Familienvater im Prozess ein, sechsmal ein zwölfjähriges Mädchen im Intimbereich berührt zu haben. Nach Angaben einer Gerichtssprecherin geschahen die Taten zwischen Dezember 2023 und März 2024 im Pfarrhaus.
Entlassung durch die Kirche
Erste Gerüchte um den beliebten Seelsorger gab es schon im September: Dekan Friedrich Hohenberger gab im Gottesdienst bekannt, dass der 35-Jährige das Pfarramt vorerst nicht mehr ausüben werde.
Gerüchte habe es über einen Griff in die Gemeindekasse oder ein Drogen-Mitbringsel aus dem Südamerika-Urlaub des Pfarrers. gegeben. Aber Kindesmissbrauch hätten die Gemeindemitglieder nicht für möglich gehalten. Er galt als unkonventioneller Geistlicher, der sogar Katholiken in seiner Gemeinde bekehrte. „Sie machen die Menschen im Gemeindebereich und im gesamten Dekanat glücklich“, hieß es bei der Amtseinführung 2021 noch. Die Sprecherin der bayerischen Landeskirche, Christine Büttner, kommentierte das Urteil: „Wenn er verurteilt ist, verliert er seinen Job und wird nicht mehr für die evangelische Landeskirche arbeiten können.“ (red)