Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. „Es hat mich schon immer fasziniert, sich wie ein Vogel in die Lüfte zu erheben“, sagt Werner Hahn. Der Altenkunstadter saß schon einmal am Steuerknüppel eines Flugzeuges, doch noch viel lieber lässt er fliegen. Wenn sein weiß-blauer Doppeldecker durch die Luft saust, dann hat er immer festen Boden unter den Füßen, denn der 73-Jährige ist mit Leib und Seele Modellflugpilot. Und Flugzeugbauer obendrein.
Über 50 von ihm konstruierte Flieger hat er seit 1982 mittels Fernsteuerung in die Lüfte steigen lassen, und dafür jede Menge Pokale kassiert. Bei der Jahreshauptversammlung der Segelfluggruppe „Kordigast“ Burgkunstadt im Hotel „Drei Kronen“ wurde Hahn, der seit 2012 den Verein lenkt, für 40-jährige Mitgliedschaft geehrt.
Das Licht der Welt hatte der leidenschaftliche Modellbauer – auch Schiffe und Lastwagen gehen auf sein Konto – just in jenem Jahr erblickt, als die Segelfluggruppe „Kordigast“ aus der Taufe gehoben wurde: 1951. „In der Nachkriegszeit hatten meine Eltern kein Geld für Spielsachen. Mein Vater war ein alter Tüftler, der aus einem Uhrwerk ein Karussell bastelte, Eisenbahnen und Landschaften anfertigte“, erinnert sich Hahn an die Zeit, als seine Freude an Eigenkonstruktionen geweckt wurde. Not macht erfinderisch. Das galt damals noch viel mehr als heute. Aus Plastikflaschen, Holz und Stoffresten, die er auf dem Müll aufgelesen hatte, bastelt sich der junge Mann ein Segelschiff. 1967 geht sein erster Segelflieger aus Sperrholz in Produktion – ein Bausatz, den ihm seine Großmutter aus der ehemaligen DDR geschenkt hatte.
Bastler, Künstler und Ingenieur
Für Hahn sind Modellflugsportler in der Regel auch Bastler, Künstler, Tüftler und Ingenieur in einem. Er ist das Paradebeispiel: Im Bastelraum seines Hauses erschafft er zwischen Bandsägen, Fräsmaschinen und Schleifgeräten immer neue Flugmodelle. „Bis zu einem Jahr arbeite ich an einem Fluggerät.“ Wenn der Jungfernflug geglückt ist, wenn er spürt, welche Leistung in seinem Flieger steckt, dann ist das für den Altenkunstadter „Flugzeugbauer“ das Erfolgserlebnis schlechthin.

Zahlreiche Pokale, von der Vereinsmeisterschaft (1989) über den oberfränkischen Meistertitel (1995) bis hin zum ersten Platz bei den Bavarian Open (1999) künden von Erfolgen. Seit zehn Jahren jagt er nicht mehr den Punkten hinterher, sondern genießt das Modellfliegen zum Entspannen. Die altehrwürdigen Doppeldecker lassen sein Herz höher schlagen. Sie haben es ihm angetan, weil sie, wie er es formuliert, „so schön langsam und majestätisch durch die Lüfte gleiten, aber dennoch kompakt sind.“
Den größten Doppeldecker der Welt, die Antonow, hat der Altenkunstadter auch schon gesteuert. Er erzählt, wie es dazu kam: „Beim Lichtenfelser Flugtag nahm ich an einem Flug mit der Transportmaschine teil. Der Pilot hatte von meinem Hobby erfahren. Als er die Fallschirmspringer abgesetzt hatte, sagte er zu mir: ,Jetzt darfst Du ein größeres Flugzeug fliegen‘“.
Im vergangenen Jahr hatte es auf dem Modellflugplatz in Kaltenreuth bei Burgkunstadt an 101 Tagen Flugbetrieb gegeben. Das geht aus dem Jahresrückblick Hahns hervor. Von den 596 Einzelstarts entfielen 558 auf Elektroflugzeuge, 27 auf Modelle mit Verbrenner-Motor und elf auf Segelflugzeuge. Der Vorsitzende freute sich darüber, dass Andreas Kunz aus Kulmbach 2024 Gesamtsieger der Triangel-Euro-Tour geworden war.
Bürgermeisterin Christine Frieß heftete ihm und Werner Karnitzschky, der ebenfalls seit 40 Jahren dem Verein die Treue hält, Ehrennadeln an die Brust. Sie würdigte die hervorragende Vereinsarbeit und die sportlichen Erfolge, die Burgkunstadt über die Landkreisgrenzen hinaus bekannt gemacht hätten.
GPS-Fliegen mit Großseglern
Weltmeister Andreas Kunz aus Kulmbach richtet 2025 wieder ein GPS-Fliegen mit Großseglern aus. Es geht am 28. und 29. Juni auf dem Kaltenreuther Modellflugplatz über die Bühne. Martin Geißler hat ebenfalls einen Wettbewerb organisiert. Vom 5. bis 7. September steigt auf dem Flugplatz der Bavarian Speed-Cup, der auch als Formel 1 des Modellflugs bezeichnet wird. Elektrisch betriebene Hochgeschwindigkeitsflieger müssen eine bestimmte Strecke so schnell wie möglich durchfliegen. Zu beiden Veranstaltungen werden Piloten aus dem In- und Ausland erwartet.
Die Jubilare 15 Jahre: Dirk Herbst (Bad Staffelstein) 25 Jahre: Walter Partheymüller (Burgkunstadt) 40 Jahre: Werner Karnitzschky (Burgkunstadt) und Werner Hahn (Altenkunstadt).