Wolf Fickenscher aus Neuses zählt zu den Legenden des Modellflugsports. Während Sportler wie Boris Becker oder Michael Schumacher im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, kennt man seinen Namen nur in Fachkreisen. Das stört den dreifachen Weltmeister überhaupt nicht. „Bei vielen Sportarten fristen die Athleten ein Schattendasein, weil ihre Sportart nicht so populär ist. Es sollte um den Sport gehen und nicht darum, berühmt zu werden“, meinte Fickenscher bei der Hauptversammlung der 53 Mitglieder starken Segelfluggruppe Kordigast im Hotel „Drei Kronen“ in Burgkunstadt.
Bei der Veranstaltung stand der 48-jährige gemeinsam mit einem weiteren Modellflugweltmeister, dem Kulmbacher Andreas Kunz, im Rampenlicht des Vereins. Vorsitzender Werner Hahn ehrte langjährige Mitglieder mit Ehrennadeln und Urkunden (siehe Infobox) und überreichte den zwei Weltmeistern jeweils einen Pokal.
„Es sollte um den Sport gehen und nicht darum, berühmt zu werden.“
Wolf Fickenscher, dreimaliger Weltmeister
Fickenscher hatte 2023 eine der höchsten Ehrungen empfangen, die der internationale Luftsportverband „Federation Aéronautique Internationale“ zu vergeben hat. Als dreimaliger Weltmeister wurde er in die Internationale Ruhmeshalle des Modellflugsports aufgenommen. In Daton im US-Bundesstaat Ohio wurde ihm die CIAM Legends Medal überreicht. Wie wird man zu einer Legende des Modellflugs? „Mit viel Disziplin, Fleiß, Talent und Training sowie einer kleinen Portion Glück habe ich es bis an die Weltspitze gebracht“, verriet der Champion, der in der Klasse F5B (siehe Infobox) fliegt.
Im offenen Wettbewerb
Darauf angesprochen, ob nach so vielen Erfolgen noch Ehrgeiz in ihm stecke, gibt Fickenscher offen zu: „Was Wettbewerbe anbetrifft, nur noch wenig. Ich möchte das Modellfliegen als Hobby weiterbetreiben.“ Ganz scheint in ihm das Feuer der Leidenschaft noch nicht erloschen zu sein.
Aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen hatte er im vergangenen Jahr nicht an den offiziellen Qualifikationswettbewerben für die diesjährige WM, die im US-Bundesstaat Arizona stattfindet, teilnehmen können. Der Weltklassepilot machte aus der Not eine Tugend und wählte einen anderen Weg der Teilnahme: Im offenen Wettbewerb der WM, der allen Interessierten offensteht, wird er sich noch einmal mit anderen Piloten messen und alte Bekannte aus der Modellflugszene treffen.
Das zweite sportliche Aushängeschild des Vereins ist Andreas Kunz aus Kulmbach. Der 56-Jährige wurde 2023 bei der WM im GPS-Fliegen im baden-württembergischen Neresheim zusammen mit seinem Partner Georg Thanner aus Garmisch-Partenkirchen Teamweltmeister und Vizeweltmeister im Einzel.
Ruhe und Gelassenheit
Das Modellfliegen ist für den Kulmbacher ein Ausgleich zum Beruf, der ihm nach eigener Aussage Ruhe und innere Gelassenheit schenke. „Man ist konzentriert darauf, mit seinem Modell ein virtuelles Dreieck in 30 Minuten so oft wie möglich zu umrunden. Geflogen wird in Zweier-Teams: Der Navigator, der an einem Tablet per GPS die Position sieht, gibt diese an den Piloten weiter“, erläuterte der Modellflieger.
Gemeinsam mit Philip Kolb aus dem südhessischen Jügesheim hat er eine originalgetreue Nachbildung eines Segelflugzeuges entwickelt, das eine Spurtreue beim Geradeausfliegen und ein gutes Gleiten ermöglicht. Der Flieger mit einer Spannweite von acht Metern und einem Aufstiegsgewicht von 21,8 Kilogramm bringt es laut Kunz auf eine Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern. „Ich hatte mir bereits national und international einen Namen gemacht. Bei der WM 2019 im spanischen Tortosa belegte ich den dritten Platz. Die Titel in Neresheim sind die Krönung meiner bisherigen Laufbahn“, erzählte Kunz.
Fliegerelite auf dem Kordigast
An Pfingsten (18. und 19. Mai) wird der Flugplatz der Segelfluggruppe „Kordigast“ Burgkunstadt auf der Kaltenreuther Hochebene zum Mekka der europäischen GPS-Fliegerelite. Ein Teilwettbewerb der „GPS-Triangle-Euro-Tour“ findet dort statt. Eingefädelt hat das Ganze Kunz. „Eine optimale Thermik, ein gepflegtes Gelände und die Lage mitten in Europa machen das Areal zum geeigneten Austragungsort für den europäischen Wettbewerb“, schwärmte der Redner. Die Burgkunstadter Bürgermeisterin Christine Frieß (CSU) lobte die tolle Vereinsarbeit, die zwei Weltmeister hervorgebracht habe.
Wahlen und Ehrungen Jubilare: 15 Jahre: Günter Aumüller, René Hasselbacher und Robert Lieb. 25 Jahre: Ralf Herrmann. 30 Jahre: Roland Herzog. 40 Jahre: Peter Günther, Rudi Kraus, Peter Meier, Thomas Meier, Fritz Fischer, Erika Götz, Gerhard Götz, Rudolf Mager, Heinrich Müller, Michael Ramer und Liane Weber. 65 Jahre: Willi Jakob. Vorstandswahlen: Vorsitzender Werner Hahn, Stellvertreter Rudolf Mager, Kassier Detlef Thorwesten und Schriftführer Matthias Krapp. Platz- und Gerätewarte sind Thomas Fonfara, Roland Herzog und Rudolf Mager. Matthias Krapp und Reinhard Zapf fungieren als Kassenprüfer, Thomas Fonfara und Matthias Murrmann als Lärmmessbeauftragte. Mähplanbeauftragter ist Robert Lieb.
Klasse F5B (Wolf Fickenscher) Laut Deutscher Aero Club Bundeskommission Modellflug sind drei Flugaufgaben zu absolvieren: Streckenflug, Zeitflug und Landung. Alle drei Flugaufgaben werden pro Durchgang ohne Flugunterbrechung geflogen. Zunächst muss innerhalb von 200 Sekunden eine Strecke von 150 Metern so oft wie möglich ohne Motor durchflogen werden. Anschließend findet ein zehnminütiger Segelflug statt. Für die Landung gibt es drei Kreise, die wie eine Zielscheibe angeordnet sind. Wird zum Beispiel im kleinsten Kreis gelandet, der einen Durchmesser von zehn Metern hat, dann ergibt das 30 Punkte.