In allen Religionen gibt es Gebetsformeln, die um den Beistand Gottes bitten, damit das Leben gelingen kann und vor Gefahr bewahrt wird. Um den christlichen Segen ging es bei einem Seniorennachmittag, zu dem die katholische Kirchengemeinde Altenkunstadt in den Pfarrsaal eingeladen hatte.
„Erinnerungen alter Menschen weisen darauf hin, wie sehr früher der Alltag mit dem Segen Gottes in Verbindung gebracht wurde“, erklärte Steffi Deuerling. Die Seniorenbetreuerin der Pfarrei gestaltete mit Irmgard Radziej, Elisabeth Wiehle, Rosanne Tucakovicz und Anni Gückel die Meditation zum Thema „Es gut sein lassen und Segen weitergeben“.
So habe man früher die Zeiten, Wege und täglichen Verrichtungen in einem größeren Zusammenhang gesehen: „Das Leben wurde nicht als selbstverständlich hingenommen, es bekam Bedeutung und Wichtigkeit, es wurde als kostbares Geschenk, als Gnade Gottes gesehen“. In der Tradition habe sich eine Vielzahl von Segensritualen wie der Tisch-, Haus- und Wettersegen, die Krankensegnung und der Kräutersegen zum Fest „Mariä Himmelfahrt“ entwickelt.
Ältere Menschen als Segen
Jede Segnung, so Deuerling, sei ein Lobpreis der Güte Gottes und eine Bitte um seine Nähe. Es gebe Segensrituale, die im Alltag verwurzelt sind und in denen Menschen sich gegenseitig den Segen Gottes wünschen, sowie Segnungen durch Priester. „Im biblischen Schöpfungsbericht betrachtet Gott am Abend jeden Tages sein Werk und stellt fest, dass alles gut ist“, führte Irmgard Radziej aus. Am sechsten Tag, an dem die Menschen erschaffen wurden, sei alles sogar „sehr gut“ gewesen.
Könnte dies für den Menschen des 21. Jahrhunderts nicht eine Anregung sein, nicht zuerst das Ärgerliche, Schlechte und Entmutigende zu entdecken, sondern auch das Gute, Schöne, Ermutigende und Gelungene wahrzunehmen? Wäre es nicht schön, wenn es am Lebensabend gelänge, sein Lebenswerk anzuschauen und trotz allem Bruchstückhaftem und Misslungenem zu sagen: „Es ist gut so, ich kann es so gut sein lassen“?
Und dies auch aufgrund des Vertrauens, das in den Augen Gottes das Leben der Menschen grundlegend „gut“ sei und er all ihr zaghaftes Bemühen zur Vollendung führen werde. Menschen können nicht nur Segen empfangen, sondern auch selbst zum Segen werden. Anni Gückel verdeutlichte dies am alt gewordenen Abraham, der von Gott den Auftrag erhält, nochmals in ein Land, das er ihm zeigen werde, aufzubrechen. Abraham erhalte von Gott die Zusage: „Ich will dich segnen und du sollst ein Segen sein“.
Er solle mit seiner Existenz zeigen, dass Gottes Segen das Leben trägt, und so anderen Menschen den Segen Gottes weitergeben. Gerade von alten Menschen könne ein Segen ausgehen, sie verkörperten den Segen Gottes in der Welt. „Die Alten sind ein unschätzbarer Wert, ein Gewinn für die Jüngeren, und unsere Gesellschaft wäre arm dran, wenn es keine Alten gäbe“, erklärte Gückel.
Steffi Deuerling dankte allen Helfern und verwies auf den nächsten Seniorennachmittag am Donnerstag, 11. Juli, um 14 Uhr im katholischen Pfarr- und Jugendheim.