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BURGKUNSTADT: Sudetendeutsche Burgkunstadt: Zur Geschichte des Biers

BURGKUNSTADT

Sudetendeutsche Burgkunstadt: Zur Geschichte des Biers

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    Wenn der Sechsstern oder die Böra ausgeklappt war, wusste man früher, dass es dort Bier gab.
    Wenn der Sechsstern oder die Böra ausgeklappt war, wusste man früher, dass es dort Bier gab. Foto: Roland Dietz

    Die Erinnerung an die alte Heimat, aus der sie nach dem Zweiten Weltkrieg vertrieben wurden, halten die Mitglieder der Sudetendeutsche Landsmannschaft Burgkunstadt und Umgebung lebendig. Viele jüngere Menschen kennen das Schicksal der ehemaligen Sudetendeutschen, die 1945 und 1946 aus der Tschechoslowakei, vor allem aus dem Sudetenland, Südböhmen und Mähren vertrieben worden waren, kaum noch. Hinzu kommt, dass es immer weniger Zeitzeugen gibt.

    Beitrag zum Wirtschaftswunder

    Die meisten Mitglieder waren bei der Vertreibung noch Kinder oder sind Nachkommen der damals Vertriebenen, die die Erinnerung an ihre Heimat aufrecht erhalten. Erinnerungen, die mit der Grenzöffnung zu den ehemaligen Ostblockstaaten Anfang 1990 wieder aktuell wurden. Dabei sind viele Vertriebene in der Region sesshaft geworden und haben nicht nur zum wirtschaftlichen Aufschwung mit beigetragen, sonder auch in den 1950-er und 1960-er Jahren etliche Blaskapellen von Musikvereinen gegründet oder dirigiert.

    Das jüngste Treffen in der Gaststätte Heublein in Strössendorf wurde mit einem Gedicht von Rosemarie Kraus über die Natur eröffnet. Vorsitzender Ewald Pechwitz hieß alle Teilnehmer willkommen. Bernhard Bayer berichtete vom 74. Sudetendeutschen Tag in Augsburg, bei dem die Völkerverständigung und wieder aufflammender Nationalismus angesprochen wurden.

    Umso wichtiger sei es, sich für Frieden und Freiheit in einem weiter zusammenrückenden Europa einzusetzen.

    Fraglich sei es, ob der Krieg in der Ukraine mit Waffenlieferungen beendet werden könne.

    Acht mal im Jahr wurde gebraut

    Sehr interessant seien Mundartlesungen gewesen. Auch junge Menschen aus der heutigen Tschechoslowakei waren dabei und ließen mit Folkloreaufführungen Erinnerungen aufleben. Informativ und unterhaltsam war ein Vortrag über das Bier von Rudi Fetzer. Nachweislich nahm das Bier seinen Anfang vor über 5000 Jahren in Mesopotamien, dem heutigen Irak, wo es wohl durch Zufall bei Hantieren mit vergorenem Teig entdeckt wurde. Grundsätzlich gelte: Wo Getreide angebaut wurde, wurde auch gebraut, so Fetzer.

    Als im Jahr 1156 mehreren Städten wie Augsburg das Stadtrecht verliehen wurde, fanden in der dafür erstellten Rechtsverordnung auch die Bierqualität und Braurecht erste Erwähnungen. Das Bier hatte in Burgkunstadt eine bewegte Geschichte, wie Fetzer berichtete. Dem Städtchen wurde bereits um 1400 das Braurecht verliehen und damit an 48 Bürger mit Haus und Grundbesitz gegeben.

    Wenn der Sechsstern oder die Böra ausgeklappt war, wusste man früher, dass es dort Bier gab.
    Wenn der Sechsstern oder die Böra ausgeklappt war, wusste man früher, dass es dort Bier gab. Foto: Roland Dietz

    Gebraut wurde meist acht Mal im Jahr. In den ersten Gasthäusern zeigte der Sechsstern oder die „Böra“ an, dass es Bier gab. Waren diese eingeklappt musste auf den neuen Sud gewartet werden. Wer im Amtsbezirk Burgkunstadt wohnte, hatte sein Bier auch von dort zu beziehen. Dieses Recht verteidigten die Burgkunstadter zwischen 1666 und 1880 sogar mit bewaffneten Fehden, den Bierkriegen, in Neuses oder Rothwind.

    Im April 1516 trat eine Verordnung in Kraft, dass zur Herstellung des Bieres nur Gerste, Hopfen und Wasser verwendet werden darf.

    Die erste Erwähnung der Bezeichnung „Reinheitsgebot“ ist in einem Sitzungsprotokoll des bayerischen Landtags vom 4. März 1918 belegt. Das Bier schmeckte auch zu früheren Zeiten offenbar nicht jedem.

    „Die Wirtshäuser haben nur Dünnbier im Angebot“, beschwerte sich der frühere Pfarrer Konrad Zirkel. Auch seine Pfarrgemeinde wusste wenig Schmeichelhaftes über den Geistlichen zu berichten, der sich nach allzu hefigem Biergenuss im „Kot der Straße“ gewälzt haben soll.

    Vorsitzender Ewald Pechwitz dankt Rudi Fetzer für seinen Vortrag.
    Vorsitzender Ewald Pechwitz dankt Rudi Fetzer für seinen Vortrag. Foto: Roland Dietz

    Auch in den Jugenderinnerungen von Siegmund Oppenheimer finden sich Hinweise auf die Trinkgewohnheiten früherer Zeiten, wie Fetzer erklärte. 25 Bürger besaßen das Recht, im Kommunbrauhaus der Stadt Bier zu brauen. Während der Bierkonsum sich unter der Woche noch in Grenzen hielt, scheinen manche Männer an Sonn- und Feiertagen in den Wirtshäusern der Stadt weit über den Durst getrunken zu haben. Oft mussten sie dann von ihren Frauen nach Hause gebracht werden.

    Versumpft im Bermuda-Dreieck

    Gut 150 Jahre lang soll „Borkuscht“ sogar so etwas wie ein Bermuda-Dreieck besessen haben: Die drei nahe beieinander liegenden Wirtshäuser Püls, Pfeuffer und Günther in der Kulmbacher Straße, in der zwar niemand auf Nimmerwiedersehen verschwand, aber dennoch hängen blieb. Zu mindestens solange, bis die Ehefrauen dem Gelage ein Ende setzten. 1920 soll sogar ein Gast auf dem Nachhauseweg ermordet worden sein.

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