Ein wohl unvergessliches Erlebnis für die Zuschauer war die Aufführung der Komödie „Wallfahrt ins Sporthotel“ der Theatergruppe der Kolpingfamilie Weismain. Ein herrlicher Klamauk waren die fünf Aufführungen. Mitunter hatte man angesichts des Lokalkolorits das Gefühl, dass die turbulente Geschichte sich tatsächlich in Weismain ereignet habe.
„Es ist nicht leicht, ein Thema wie die Wallfahrt wegen der sakralen Bedeutung auf die Bühne zu bringen“, sagte Senior Fritz Dietz von der Kolpingfamilie bei der Begrüßung. „Außerdem ist dann das heimwärts kommen schwieriger als hinwärts.“
Geschickt hatten Theaterleiter Uwe Dück und seine neun Schauspieler lokale Bezüge in das Geschehen eingebaut. Das verlieh dem Spektakel in drei Akten zusätzliche Würze und ließt die Besucher des fünfmal ausverkauften Saals des Kolpingshaus sehr erheitert nach Hause gehen. Für Schwung sorgten die erstmals mitspielenden Akteure Tamara Mahr und Josef Herold.
Förderantrag vergessen
Im Mittelpunkt der Handlung stehen Überlegungen, wie man einem verschlafenen Ort wie Weismain mehr Leben einhauchen könnte. Arbeitsstellen schaffen und den Tourismus anzukurbeln wäre nicht schlecht. Aber einen Supermarkt mit Backshop will der Bäckermeister Willi Mehlwurm (Christian Herold) nicht und gegen ein Sporthotel ist Otto Geiermann (Frank Eitzenberger), der Bürgermeister und Wirt des Gasthauses „Zum lustigen Kaulhaaz“. Auch im Stadtrat, vertreten durch den etwas verwirrten Lehrer Justus Kümmerling (Johannes Ruß) geht es nicht vorwärts, denn Bürgermeister Otto Geiermann hat vergessen, einen Förderantrag einzureichen, damit die Stadt zu Geld kommt.

Für Aufregung sorgt die Nachricht von der Eröffnung eines neuen Sporthotels in „Schwodl“ (Schwabthal). Zusammen mit Landwirt Karl (Uwe Dück) wollen alle zur Eröffnungsfeier. Doch die Ehefrauen Henriette vom Bäcker (Silke Ziegler), Erna vom Bürgermeister (Andrea Dembowski) und Justine vom Lehrer (Tina Lauterbach) sind dagegen. Als die Männer unter dem Vorwand, eine Wallfahrt zu unternehmen, in feinstem Zwirn und parfümiert aufbrechen, werden sie misstrauisch. Sie vermuten angesichts von Sauna, Bar, Rotlichtmilieu, Hostessenempfang und der Verlosung von Ganzkörpermassagen, das sei „ein Sündenpfuhl“.
„Wer bringt das Bier mit?“
Die Männer fühlen sich missvertanden: „A Fraa g'hört hinterm Herd und dä nein Kellär und der geflutet.“ Und melden sich zur Nachtwallfahrt der Männer nach Vierzehnheiligen an. Die Frage ist nur: „Wie kommen wir von der Wallfahrt weg und wer bringt einen Kasten Bier mit.“
Die Frauen schicken die Bedienung des Lokals „Zum lustigen Kaulhaaz“ Helmi (Tamara Mahr) und den Bäckergesellen Manni (Josef Herold) hinterher, um zu erfahren, was ihre Gatten vorhaben. Und dann zieht eine Wallfahrt, angeführt vom Pfarrer, durch den Saal.

Als der Lehrer Justus auf einer Schubkarre und mit einer leeren Flasche Ramazotti in der Hand von Manni nach Hause gebracht wird, fliegt der Schwindel auf. Kurze darauf kommen auch der Wirt und der Bäckermeister betrunken zurück. Schon am frühen Morgen kochten die Frauen vor Wut. Lehrer Justus fehlt der Geldbeutel, Henriette hatte ihren Mehlwurm in der Backstube ohne Unterhose angetroffen und der Bürgermeister kann sich an nichts mehr erinnern.
Helmi weiß nur noch, dass auch der Pfarrer im Sporthotel dabei war. Und mit der Bardame sei der Lehrer Justus im Huckepack durch das Hotel gelaufen und habe gerufen: „Scheißegal, Schwodl is nur amol im Johr“. Bauer Karl war bei einem Table-Dance gestürzt und hatte sich ein blaues Auge zugezogen. „Ihr habt also getanzt, gefeiert und gesoffen bis zum Verlust der Muttersprache“, machen die Frauen ihren Unmut Luft.
Nacktfotos aus der Sauna
Als die Zeitung zugestellt wird, sehen sie, dass der Weismainer Reporter Roland Wind von dem Ausflug bekommen hatte, freizügige Bilder in der Sauna gemacht und veröffentlicht hatte. „Nackte Tatsachen aus Weismain im Sporthotel“, lautete die Überschrift. „Um das zu vermeiden, hättet ihr mir schon mehr zahlen müssen“, antwortet Roland auf die Vorwürfe des Bürgermeisters. Allmählich wird deutlich, dass sich die Wallfahrer nach der ersten Orgie in der Sauna trafen, wo der Landesvater dazukam, der ebenfalls bei der Eröffnung war. Um Nacktbilder von ihm zu verhindern, hätten sich die Weismainer selbstlos halbnackt vor ihn gestellt, erklärt der Bäckergeselle den aufgebrachten Frauen.

„Wegen so einer Lappalie solch einen Aufstand zu machen“, protestieren die Männer gegen die Vorwürfe ihrer Frauen. Und dann kommt die Nachricht, dass der Landesvater sich erkenntlich zeigt und den vergessenen Förderantrag nun doch genehmigt. „Damit können wir nun endlich die Giechkröttendorfer Straße ausbauen lassen“, war die einhellige Meinung.

Tosender Beifall zeigte, dass die Spielfreude der Akteure auf das Publikum übergesprungen war. Viele freuen sich schon auf die Theatertage im nächsten Jahr.