Beeindruckende und berührende Portraits von Menschen, die durch die Folgen eines Krieg körperlich oder seelisch versehrt worden sind oder mit einer Beeinträchtigung in einem Konfliktgebiet leben, zeigt die Ausstellung „Barriere:Zonen – Leben und Überleben mit Behinderung weltweit“ des Journalisten und Fotografen Till Mayer. Sie entstand in Kooperation mit der Hilfsorganisation Handicap International entstanden ist.
Nach einleitenden Worten der stellvertretenden Schulleiterin Ingelore Dück begrüßte OT-Redakteur Till Mayer die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Jahrgangsstufe. Der Titel der Ausstellung habe für ihn eine besondere Bedeutung. „Krieg ist eine Welt voller Barrieren. Ein Konflikt sorgt auch für Barrieren in den Köpfen. So wie sie bei vielen Menschen in den Palästinensischen Gebieten und Israel entstanden sind“, gab Mayer zu bedenken und lenkte damit zu den Ereignissen im Nahen Osten über.
Vergessene Kriege
Auch Kriege, über die in Deutschland kaum berichtet wird, werden thematisiert, so zum Beispiel aus afrikanischen Ländern wie der Zentralafrikanischen Republik, Uganda und Somalia, oder aus asiatischen Staaten wie Myanmar. Doch auch Folgen des Balkankrieges aus den 1990er Jahren und des aktuellen russischen Angriffskriegs auf die Ukraine, ein Land, das Till Mayer in stetiger Regelmäßigkeit seit vielen Jahren besucht und das ihm sehr ans Herz gewachsen ist, werden angesprochen.
An dem Beispiel einer gehbehinderten Rentnerin aus dem im April 2022 umkämpften Charkiw wird deutlich, worin unter anderem die Arbeit von Handicap International besteht. Diese Frau kann so wie viele andere Menschen mit körperlicher Einschränkung nicht vor dem Krieg fliehen. Um zumindest zeitweise der U-Bahn-Station, in der sie wie viele andere Zuflucht vor Angriffen aus der Luft gefunden hatte, entfliehen und Tageslicht sehen zu können, hatte ihr Mann ihr aus einem alten Schirm ein Konstrukt als Gehhilfe gebaut. Die Hilfsorganisation konnte ihr einen richtigen Gehstock zur Verfügung stellen. Anderen vom Krieg Versehrten wurde es doch Handicap International möglich, eine Prothese zu erhalten, so zum Beispiel Menschen, die durch Landminen Extremitäten verloren haben.
Auch Samira, ein Mädchen aus der Zentralafrikanischen Republik, wird von der Hilfsorganisation betreut. Eine Kugel traf beim Angriff einer Miliz auf ihr Dorf ihr Bein. Die Familie musste fliehen. Erst drei Wochen nach der Verwundung konnte das Mädchen medizinisch versorgt werden. Das Bein konnte nicht mehr gerettet werden und wurde amputiert.
Till Mayer erklärte den Jugendlichen, dass er jeder von ihm portraitierten Person die Frage stelle, was ihr größter Wunsch sei. Samira, die trotz ihrer Behinderung ihre Mutter unterstützen muss, sagte, sie möchte Präsidentin werden, damit sich in ihrem Land etwas ändert.

Behinderungen sind nicht nur als körperliche Einschränkungen zu verstehen. Sie können auch seelischer Art sein. „Es sind Traumatisierungen, die nicht einmal unmittelbar durch das Kriegsgeschehen ausgelöst worden sein müssen, sondern auch dadurch, dass zum Beispiel der Vater an der Front kämpfen muss.“ Auch bei den Soldatinnen und Soldaten hinterlässt Krieg tiefe Spuren in der Seele. „Viele von ihnen sind nur wenige Jahre älter als ihr“, gab der Fotograf zu bedenken.
Betroffene Jugendliche
Viele Schicksale, die im weiteren Verlauf angesprochen wurden, machten das Publikum sehr betroffen, so auch das der zwölfjährigen Shahed, die bei einer Explosion einer Sprengstoffalle in Mossul (Irak) Mutter und Bruder verlor und auch ihr rechtes Bein. Der Journalist erklärte: „Diese Geschichte hat mich besonders mitgenommen. Der Vater des Mädchens bat mich zudem, ihn und seine Familie mit nach Deutschland zu nehmen. Er sagte: ,Wie kann ich an den Ort zurückkehren, wo meine Frau und mein Sohn getötet wurden?' Die Kinder wussten noch nicht, dass die Mutter und eines ihrer Geschwister nicht mehr am Leben waren.“
Im Anschluss an den Vortrag hatten die Schülerinnen und Schüler noch Gelegenheit, Till Mayer Fragen zu seiner Arbeit als Journalist zu stellen.