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BAIERSDORF: Baiersdorf: Vom Flüchtling zur Fachkraft im Fränkischen Hof

BAIERSDORF

Baiersdorf: Vom Flüchtling zur Fachkraft im Fränkischen Hof

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    Bashir Ahmad Tajik liebt es, Klöße zuzubereiten und zu essen. Er absolviert gerade eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe am Fränkischen Hof in Baiersdorf.
    Bashir Ahmad Tajik liebt es, Klöße zuzubereiten und zu essen. Er absolviert gerade eine Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe am Fränkischen Hof in Baiersdorf. Foto: Fotos: Corinna Tübel

    „Bashir, die Kloßmaschine“, nennen ihn die Mitarbeitenden des „Fränkischen Hofs“ in Baiersdorf mit höchstem Respekt. „Weil er sie so schnell und gut macht. Außerdem isst er sie sehr gerne!“

    Bashir Ahmad Tajik gehört zum Familienbetrieb Fränkischer Hof in Baiersdorf auf eine Art und Weise wie wohl selten ein Auszubildender. Dabei hat der 22-Jährige, der zwar im Herat in Afghanistan geboren, aber im Iran aufgewachsen ist, seine Lehre zur Fachkraft im Gastgewerbe erst 2019 begonnen. Vor kurzem hat er die theoretische Prüfung hierzu an der Staatlichen Berufsschule Bamberg bestanden.

    Ein Erfolg, der mehr ist als ein Kreuz auf dem Papier

    Ein Erfolg, der mehr ist als ein Kreuz auf dem Papier. Denn hinter Bashir Ahmad Tajik liegen monatelange hartes Lernen in einer Sprache, die er zwar schnell nach seiner Ankunft in Deutschland gelernt hat, die aber im Fachjargon und im vorübergehenden Videounterricht „doppelt schwer“ für ihn ist, verrät er.

    „Wenn andere für einen Text eine halbe Stunde brauchen, brauche ich mindestens eine Stunde. Über Video konnte man auch nicht immer alles und so gut erklären wie persönlich.“

    „Er ist ein Allrounder. Ich kann ihn überall einsetzen und weiß, er macht das gut.“

    Christine Münch, Geschäftsführerin „Fränkischer Hof“

    Auch das Fach Englisch, für das er nur wenig Vorkenntnisse hatte, und Textaufgaben in Mathematik haben ihn gefordert. Unterstützung erhielt er von Christine Münch, Küchenchefin und Geschäftsführerin, Ausbilderin Simone Seidel, Kollegin Mandy Blaschzyk und in Form von Nachhilfeunterricht in Lichtenfels. Hierfür hat sich unter anderem auch der Geschäftsführer des Caritas-Kreisverbandes, Thomas Geldner, eingesetzt.

    Doch er hat es geschafft – mit viel Energie und konkreten Plänen. Denn der 22-Jährige, den Krieg und Gewalt zur Flucht gezwungen haben, hat das Ziel, in ein paar Jahren sich weiter zum Hotelfachmann oder Koch zu qualifizieren – natürlich am Fränkischen Hof, denn der Familienbetrieb möchte Bashir Ahmad Tajik gerne „behalten“: „Er ist ein Allrounder. Ich kann ihn überall einsetzen und weiß, er macht das gut“, betont Christine Münch.

    Das Bierzapf?n geht auch schon gut, sagt Bashir und lacht.
    Das Bierzapf?n geht auch schon gut, sagt Bashir und lacht. Foto: Corinna Tübel

    Ihm selbst gefällt der Arbeitsbereich der Küche am besten. Bashir hat sich gründlich umgeschaut: Im Rahmen vieler Praktika lernte er auch Tätigkeiten von Elektrikern, Krankenpflegern oder Kfz-Mechatronikern kennen. „Doch jetzt will ich erst einmal Geld verdienen und vielleicht irgendwann eine eigene Wohnung haben“, erzählt er stolz.

    Praktische Prüfung steht kurz bevor

    Derzeit lebt er in Altenkunstadt und lernt jede freie Minute für die Führerscheinprüfung, ehe er sich wieder im Restaurant auf die praktische Prüfung vorbereitet: Er hat sich für den Arbeitsbereich „Küche“ entschieden, um dort sein Können zu zeigen: In zwei Wochen wird er dort einfache Gerichte wie Schweizer Wurstsalat oder Obstsalat zubereiten, die anschließend bewertet werden. Viel lieber würde er sicher Klöße oder einen leckeren Braten kreieren, denn der 22-Jährige mag nicht nur Kalbsleber, Rinderzunge oder Rahmsoße für sein Leben gern.

    „Jetzt geht fränkisch gut.“

    Bashir (22)

    Bashir arbeitet mit dem Team des Fränkischen Hofs Hand in Hand: Er kennt die Abläufe, arbeitet sauber, ordentlich und selbstständig. „Wenn mir vor zehn Jahren jemand erzählt hätte, ein Mann aus dem Iran macht bei mir Klöße rein, dann hätte ich ihn belächelt“, verrät Simone Seidel.

    Manchmal sagt sie auch „Glöß nei“, doch der junge Mann versteht sie trotzdem. Obwohl ihm noch mehr Umgang mit Gästen im Service und am Empfang fehlt, habe er sich schnell an den Dialekt gewöhnt: „Jetzt geht fränkisch gut!“

    Kein Normalbetrieb, aber außergewöhnliche Aktionen

    Durch die Corona-Pandemie erlebte er lange Zeit auch keinen normalen Hotel- und Restaurantbetrieb mit. Außergewöhnliche Aktionen, wie etwa das „Wohnmobil-Dinner“ oder die „Picknick-Kiste“, beweisen Kreativität und erfordern andere, nicht weniger aufwendige Arbeitsschritte.

    Das perfekte Zubereiten kleinerer Speisen wie Salate will Bashir demnächst bei seiner praktischen Prüfung unter Beweis stellen.
    Das perfekte Zubereiten kleinerer Speisen wie Salate will Bashir demnächst bei seiner praktischen Prüfung unter Beweis stellen. Foto: Corinna Tübel

    Seine Familie, zu der er zwar Kontakt hat, die aber in vielen anderen Städten im Iran und Deutschland lebt, ist stolz auf ihn, verrät er. Nun, nach voraussichtlichem Abschluss der Ausbildung, umso mehr, denn sie war die Bedingung für sein Bleibe-Recht. „Wenn ich die Ausbildung abgebrochen hätte, wäre ich wahrscheinlich zurückgeschickt worden.“

    Die Pandemie bleibt – in diesem Fall – einmal unwirksam.

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