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BURGKUNSTADT: Was der Burgkunstadter Friedhof zu erzählen hat

BURGKUNSTADT

Was der Burgkunstadter Friedhof zu erzählen hat

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    Wie wichtig den Burgkunstadter Persönlichkeiten ihr Heimatort mit der Schuhindustrie war, lässt dieser Grabstein erkennen, wobei kindliche Engel einen Lorbeerkranz über einem Knabenstulpenstiefel halten.
    Wie wichtig den Burgkunstadter Persönlichkeiten ihr Heimatort mit der Schuhindustrie war, lässt dieser Grabstein erkennen, wobei kindliche Engel einen Lorbeerkranz über einem Knabenstulpenstiefel halten. Foto: Dieter Radziej

    Wie Mitmenschen mit ihren Verstorbenen umgehen, dies können Friedhöfe vielfach vermitteln. Ein markanter Gottesacker befindet sich in Burgkunstadt. Wer dort aufmerksam durch die Gräberreihen geht, entdeckt bekannte Namen. So kommen vielfach Erinnerungen an außergewöhnliche Persönlichkeiten auf, die teilweise ganze Etappen der heimischen Wirtschaftsgeschichte geschrieben haben und ohne deren Engagement es weder die Schuhindustrie noch den Versandhandel in der Schuhstadt gegeben hätte.

    Der Burgkunstadter Friedhof befindet sich bei der Fünfwunden-Kapelle. Ein Bauwerk, dessen Entstehungsgeschichte Jahrhunderte zurückreicht und an deren Platz ganz früher einmal eine so genannte „Tierkapelle“ gestanden haben soll. Vor allem der Versandhausgründerfamilie Baur war dieses Gotteshaus immer ein ganz besonderes Anliegen. Deshalb zeigt sich das sakrale Bauwerk auch heute noch in seiner schlichten Schönheit.

    Ein stufenförmig angelegtes Gräberfeld

    Wie kein anderer Platz vermittelt ein Gottesacker, so auch in Burgkunstadt, welche Menschen in dem Ort gelebt haben. Prägend auf dem stufenförmigen angelegten Gräberfeld ist die Kreuzigungsgruppe – ein Kriegerdenkmal, das einst vom Schuhfabrikanten Hans Püls seinem Heimatort zu einer bleibenden Erinnerung an die Gefallenen der Weltkriege gespendet worden ist.

    Eine Kreuzigungsgruppe in Erinnerung an die Gefallenen und Verstorbenen der Weltkriege hat der Fabrikant Hans Püls seinem Heimatort gestiftet.
    Eine Kreuzigungsgruppe in Erinnerung an die Gefallenen und Verstorbenen der Weltkriege hat der Fabrikant Hans Püls seinem Heimatort gestiftet. Foto: Dieter Radziej

    Gleich daneben befindet sich die Grabstätte eines weiteren bekannten Unternehmer-Ehepaares, der Familie Mary und Otto Hühnlein, sowie ihres Sohnes Kurt, die durch den Zweiten Weltkrieg für immer erloschen ist. Fast ist man geneigt in der eindrucksvollen Darstellung der Person auf dem Grabstein, die ihre rechte Hand erhebt, den Heiland zu erkennen.

    Persönlichkeiten der Schuhindustrie ruhen hier

    Aber auch weitere Persönlichkeiten der Schuhindustrie Burgkunstadts, die einst einer ganzen Wirtschaftsregion ihre Prägung verliehen und für über dreitausend Arbeitsplätze gesorgt haben, sind in bleibender Erinnerung geblieben. Genannt sind hier Namen wie Püls, Kreuch, Büttner und Ott.

    Für eine bleibende Erinnerung an ihre Verstorbenen hat die Hansastadt Hamburg gesorgt und ein Grabmal auf dem Friedhof in Burgkunstadt errichten lassen.
    Für eine bleibende Erinnerung an ihre Verstorbenen hat die Hansastadt Hamburg gesorgt und ein Grabmal auf dem Friedhof in Burgkunstadt errichten lassen. Foto: Dieter Radziej

    Wer den Blick auf die Grabmäler schweifen lässt, erkennt sogar eines der wichtigsten Produkte der damaligen Zeit – einen Schuh. Zwei kindliche Engel halten dabei einen Lorbeerkranz über eine „Knabenstulpenstiefel“, mit dem die Schuhindustrie am Obermain ihren Siegeszug angetreten hat.

    Weißer Marmor und ein betender Engel mit geschlossenen Augen prägt das Grabmal der Familien Baur und Schuh. Wie keine anderen Persönlichkeiten haben Kathi und Friedrich Baur zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung der gesamten Region am Obermain beigetragen. Die besondere soziale Einstellung der Familie Baur, ihrer Belegschaft gegenüber im gleichen Maße wie zu den Kirchen und den Vereinen, wird für immer in Erinnerung bleiben.

    Grabmal der Hansestadt Hamburg weithin sichtbar

    Weithin sichtbar ist das Grabmal, das die Freie Hansestadt Hamburg ihren Verstorbenen gewidmet hat, ein Zeugnis eines dunklen geschichtlichen Kapitels. Wie viele der Dillinger-Schwestern bei Regens Wagner in Burgkunstadt segensreich gewirkt haben, lässt sich an der hoch aufgerichteten Grabsteinplatte erkennen.

    Prägend ist das Grabmal der Fabrikantenfamilie Hühnlein, über dem sich  eine christliche Darstellung erhebt. Fast ist man geneigt, darin Jesus zu erkennen.
    Prägend ist das Grabmal der Fabrikantenfamilie Hühnlein, über dem sich eine christliche Darstellung erhebt. Fast ist man geneigt, darin Jesus zu erkennen. Foto: Dieter Radziej

    Der Friedhof der Schuhstadt spiegelt auch das Wirtschaftsleben der vergangenen Jahre wider. Brauer, Wurstfabrikanten, markante Gastwirte, unzählige Metzgerei- und Bäckereibesitzer, Handwerkerfamilien, Gerberei-Inhaber, Schuhmacher, Händlerfamilien, Ärzte, Apotheker, Seelsorger, Bürgermeister, Ehrenbürger, Stadträte, Schulleiter, Lehrkräfte und ganz einfach Bürgerinnen und Bürger haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden.

    Viele der jüdischen Mitbürger, die hier gelebt und gearbeitet haben, wurden auf dem Judenfriedhof am Ebnether Berg bestattet.

    Von manchen honorigen Bewohnern ist heute kein Grabmal mehr zu sehen. Wer aber aufmerksam durch die Schuhstadt geht, dem wird zumindest bei der einen und anderen Straßenbezeichnung deutlich, dass hier bekannte Mediziner und Naturwissenschaftler, Reichstags- und Bundestagsabgeordnete, Theologen, Orientalisten und Schriftsteller, die meist dann in größeren Orten erfolgreich tätig waren, Spuren ihres Lebens hinterlassen haben.

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