Sie machen sich halt Gedanken um ihre Stadt und wie es angesichts ihrer finanziellen Situation weitergehen soll: die Mitglieder des „Ältestenrates“, wie sich die ehemaligen Entscheidungsträger der Stadt charmant nennen. Beim jüngsten Treffen wurde wieder intensiv diskutiert und Verbesserungsvorschläge für Stadt, Verwaltung und Stadträte ausgearbeitet.
Die Ältestenräte zeigten sich enttäuscht, dass keiner das Gespräch mit ihnen suche. Nach dem OT-Bericht über die Märzzusammenkunft („Ältestenrat warnt vor Finanzkollaps“) habe man eigentlich erwartet, eine Antwort der Kommunalpolitik, egal in welcher Form, zu erhalten. Leider sei dies nicht der Fall gewesen.
Teuer und falsch geplant
Es wurde in der Diskussion bedauert, dass die Giechkröttendorfer Straße im Bereich der Arzt- und Therapiepraxen noch immer keine geschlossene Decke erhalten hat und somit vor allem für Rollstuhlfahrer große Schwierigkeiten bestehen, diesen Straßenabschnitt zu passieren. Bürgerbefragungen und Ortsbegehungen nützten nichts, wenn dann nichts geschehe, stellte Alois Dechant fest.
Der aufwendige Rathausumbau wurde schon öfter angesprochen. Bereits jetzt würden Mehrkosten von über 300.000 Euro zu Buche schlagen. Die Errichtung eines weiteren Saales dort war ebenfalls wieder Thema. Es gebe im Stadtgebiet genügend größere Versammlungsorte. Auf der anderen Seite seien die Räume für die Verwaltung und deren Mitarbeiter sehr minimalistisch angelegt.
Die Juradörfer sterben aus
Der frühere Stadtrat und Ortssprecher von Neudorf, Andreas Pfister, wies darauf hin, dass Orte wie zum Beispiel Neudorf aufgrund der Altersstruktur zukünftig Nachteile erfahren würden. Schon jetzt seien einzelne Gehöfte unbewohnt, und es sei abzusehen, dass weitere dazukommen. Die „Keimzelle“ Weismains, der Jura mit seinen kleinen malerischen Dörfern, müsse auch für Jugendliche und junge Familien attraktiv bleiben. Man müsse alles Mögliche unternehmen, um junge Leute hier zu halten.
Es wurde auch vorgebracht, dass oft schwer sei, eine Genehmigung für Neubauten zu erhalten, sodass schon einige junge Leute aus Neudorf in anderen Stadtteilen gebaut haben. Neudorf sei mit der sehenswerten Kirche ein historisch wichtiger Punkt am Ende des Neudorfer Berges. Dies gelte es zu erhalten.
Die Gewerbefläche bei Fesselsdorf/Buckendorf sollte durch eine entsprechende Darstellung beworben und nicht nur für die Errichtung von Photovoltaikanlagen hergenommen werden, auch wenn diese auch wichtig seien. Die Ansiedelung von Wirtschaftsbetrieben bringe Arbeitsplätze in die Region. Altbürgermeister Fritz Dietz und Alois Dechant, beide Ehrenbürger der Stadt Weismain, wiesen darauf hin, dass der Erhalt von Jobs in den Gebieten Altenkunstadt, Burgkunstadt-Weismain von großer Wichtigkeit ist.
Fritz Dietz forderte, endlich den „Schandfleck“ der ehemaligen Abfüllanlage im Stadtgraben am Oberen Tor abzureißen. Die Stadt sollte das Gelände erwerben, denn nach den jetzigen Möglichkeiten wäre eine fast 100-prozentige Bezuschussung des Abbruches erreichbar. Eigentümer Georg Bunzelt habe ihm versichert, dass er jederzeit bereit sei, das Grundstück mit Gebäude an die Stadt Weismain zu den vom Verkehrsausschuss des Landratsamtes Lichtenfels vorgeschlagenen Werten zu veräußern.
Kritik an Absage an Stadelhofen
Weiter wies Dietz darauf hin, dass die Zuwege vor allem am Bach Weismain schnellstens ertüchtigt werden sollten. Hierzu gebe es sicher auch Staatsgelder, die bald abgerufen werden müssten.
Unverständlich war dem gesamten Ältestenrat die Absage an Stadelhofen, die Gemeinde an die Kläranlage von Weismain anzuschließen. Dort seien durch den Wegfall der ehemaligen Wurstfabrik Kraus, der Brauereien Dietz und Obendorfer sowie der Metzgereien Kapazitäten frei. Vor allem für Stadelhofen wäre der Anschluss von Vorteil gewesen, da man dann dort weitere Industriebetriebe hätte ansiedeln und somit auch Arbeitsplätze hätte schaffen können.
Aber auch Positives gab es zu debattieren. Als erfreulich wertete der Ältestenrat die geplante Vorstellung des städtebaulichen Entwicklungskonzeptes ISEK sowie des neuen Flächennutzungsplans der Kommune. Den Faschingsumzug und den Weismainer „Till“ Franz Besold wertete das Gremium als Aushängeschild für Weismain. Ebenso sei es mit den Veranstaltungen der Umweltstation des Landkreises in Weismain oder der Radtour Pur. Die Menschen fühlten sich wohl in der Jurastadt. Deshalb müsse man am Ball bleiben und weitere Verbesserungen schaffen.