„Ein Spaziergang durch die Geschichte des Strössendorfer Gotteshauses“ lautete der Titel einer Kirchenführung, zu der die evangelische Frauenhilfe Altenkunstadt in die idyllisch am Mainufer gelegene Sankt-Katharina-Kirche eingeladen hatte. Die Resonanz war groß.
1562 der erste Prediger
Als „Hort der Reformation“ war Strössendorf im 16. und 17. Jahrhundert weit über das Obermaintal hinaus bekannt. Der Ursprung des Gotteshauses reicht sogar in die Zeit um 1400 zurück. Ursula Trinkwalter leitete den Streifzug durch mehr als 600 Jahre Kirchengeschichte. Sie berichtete von Wolfram Marschalk, der in Strössendorf eine Kapelle errichtete, damit täglich die heilige Messe gelesen werden konnte. Das kleine Gotteshaus werde 1405 erstmals urkundlich erwähnt. Bezahlt worden sei der von der Pfarrei Altenkunstadt beauftragte „Frühmesser“ aus den Erlösen einer Stiftung. Als 1532 der letzte Frühmesser gestorben sei, hätten die Herren von Schaumberg die Wiederbesetzung der Stelle und damit die Fortsetzung katholischer Messen verhindert. „Der Grund dafür liegt im Übertritt der Schaumbergs zur Kirche der Reformation“, erklärte Trinkwalter. Die Kapelle sei dann zu einer Kirche umgebaut worden. Es folgte 1562 die Einführung eines Prädikanten durch den Schlossherrn. Dieser Prediger sei der erste evangelische Geistliche in Strössendorf gewesen; Gläubige aus der ganzen Umgebung besuchten dessen Gottesdienste.
Gegen Ende des 16. Jahrhunderts habe die Gegenreformation begonnen, alle evangelisch gewordenen Gemeinden im Bereich der Diözese Bamberg sollten wieder dem katholischen Glauben zugeführt werden. Auch notfalls mit Gewalt. Was in Altenkunstadt, Burgkunstadt und vielen anderen Pfarreien gelang, blieb in Strössendorf erfolglos. Der Grund dafür lag laut Trinkwalter in der Lehensherrschaft über Strössendorf, die sich der Bischof von Bamberg und der Markgraf von Bayreuth teilten. So hätte bei einem gewaltsamen Eingreifen der Katholiken ein Konflikt mit den evangelischen Schaumbergs und den Markgrafen gedroht. „Die Schaumbergs haben jahrhundertelang in Strössendorf gewirkt. Ihnen ist es zu verdanken, dass es heute hier eine evangelisch-lutherische Kirchengemeinde gibt“, betonte die Referentin.

Neben der Geschichte des Gotteshauses fasziniert auch die Inneneinrichtung. Ursula Trinkwalter stellte den Altar vor, dessen Ursprung vermutlich in die Anfangsjahre der Kirche zurückreicht. Neueren Datums sei die Kanzel. Eine Sehenswürdigkeit ist der Taufstein in Form eines knienden Engels. Er wurde 1695 von Caspar Philipp Pfannenstiel gestiftet, nachdem die Weismainer im 30-jährigen Krieg neben den Glocken auch den Taufstein geraubt hatten. Der aus Weiden in der Oberpfalz stammende Hofrat ließ 1707 eine Sakristei anbauen. Sehenswert ist auch das 1692 von Elias Räntz geschaffene Epitaph für den 1690 verstorbenen Hans Wilhelm von Streitberg. Ein Schmuckstück ist das große, in 18 farbensprühende Felder unterteilte Altarfenster von 1951. 1998 erhielt das Gotteshaus vier neue Bronzeglocken. „Viele Jahre gespart hat die Kirchengemeinde für ihre neue Orgel“, erklärte Trinkwalter. Von der Klangschönheit des 2012 eingebauten Instruments überzeugte Roland Schöps die Besucher mit beeindruckenden Kompositionen.
Bilderschau am 16. Juli
Erika Fürst vom Leitungsteam der Frauenhilfe dankte Ursula Trinkwalter für den interessanten Streifzug durch die Kirchengeschichte und Roland Schöps für die hörenswerten Darbietungen. Die Geselligkeit pflegten die Frauen und Männer bei einem gemütlichen Miteinander in der Gaststätte Reichstein. Das nächste Treffen am Dienstag, 16. Juli, um 14 Uhr findet im katholischen Jugendheim „Villa“ statt. Die Hobbyfotografen Heidemarie und Detlef Lehmann aus Woffendorf werden eine Bildpräsentation zeigen.