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Lohr: Lohrerin Adele Hauck wird 95: „Alles im Hier und Jetzt ein Geschenk“

Lohr

Lohrerin Adele Hauck wird 95: „Alles im Hier und Jetzt ein Geschenk“

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    Musik und Freude im Herzen: Adele Hauck feierte ihren 95. Geburtstag.
    Musik und Freude im Herzen: Adele Hauck feierte ihren 95. Geburtstag. Foto: Gisela Büdel

    „Quidquid agis, prudenter agas et respice finem“ (Was auch immer du tust, tue es klug und bedenke das Ende). Dieses Zitat des Griechen Herodot ist der elementare Leitgedanke, nach dem Adele Hauck bereits seit der Schulzeit ihr Leben meistert.

    An diesem Montag feierte die verdiente Lohrer Persönlichkeit, ausgezeichnet mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Ehrenring der Stadt Lohr, ihren 95. Geburtstag.

    So bunt wie das Leben selbst gestaltet sich die Biografie von Adele Hauck, für die karitatives und gesellschaftliches Engagement, Kultur und Musik sowie Heimatverbundenheit Herzenssache sind. Sie ist die Frau mit klugem Kopf, großer Empathie, wachem Verstand und beneidenswertem Erinnerungsvermögen.

    „Alles im Hier und Jetzt ist ein Geschenk“, betont sie im Gespräch mit der Redaktion. Was für sie heißt, den Segen des hohen Alters bewusst zu erleben und wertzuschätzen.

    Eifrige Sammlerin

    Das Markenzeichen der sozial gut integrierten Seniorin ist die „Sammelbüchse“. Mit ihrer Hausfrauengruppe sammelte sie über 570.000 Euro für die Welthungerhilfe und gut 125.000 Euro für lokale Projekte wie das „Goldene Herz“. „Für mich sind das edle, gleichgesinnte Frauen, die die Mitmenschlichkeit in den Vordergrund stellen“, würdigt sie die eifrigen Sammlerinnen.

    Für unermüdlichen Einsatz erhielt die Sprecherin der Lohrer Hausfrauen 2007 das Bundesverdienstkreuz am Bande. Seit 2024 ist Adele Hauck ob ihrer großen Verdienste Ehrenringträgerin der Stadt Lohr - als erste Frau in der bis dahin männlichen Domäne.

    1938: Für zehn Wanderungen erhielt die achtjährige Adele ihr erstes Vereinsabzeichen des Spessartvereins.
    1938: Für zehn Wanderungen erhielt die achtjährige Adele ihr erstes Vereinsabzeichen des Spessartvereins. Foto: Repro Gisela Büdel

    Der Blick zurück: Die Jubilarin kam am 26. Mai 1930 als Enkelin des Lohrer Bürgermeisters Franz Joseph Kessler zur Welt. Wohlbehütet wuchs sie mit fünf Geschwistern im Familienkreis auf, geprägt von christlicher Tradition. „Diese Werte waren ein gutes Rüstzeug für mein Leben“, klingt Dankbarkeit aus ihren Worten.

    Vielseitig begabt

    Bereits im Kindesalter zeichneten sich Adeles vielseitige Begabungen ab. Sie erhielt Musikunterricht, besuchte mit kriegsbedingten Unterbrechungen die Oberschule für Mädchen und das Gymnasium mit dem einen Ziel: „Ich wollte Lehrerin werden.“ Trotz großer Zielstrebigkeit ließ sich ihr Wunsch im Umbruch der Nachkriegszeit nicht verwirklichen.

    Dem Besuch einer Modeschule folgte die Handelsschule, wo sie sich zur Stenotypistin ausbilden ließ. „Einen Bürojob wollte ich nie im Leben machen“, erinnert sich die 95-Jährige lachend. Anstellung fand sie bei der Firma Rexroth mit monatlich 50 D-Mark in der Lohntüte.

    Ihre „erste Liebe“ traf sie 1952: Es war der Mainaschaffer Kirchenmusiker und Musiklehrer Waldemar Hauck. 1956 wurde Hochzeit gefeiert, drei Söhne und eine Tochter rundeten das Familienglück ab. Heute ist die Jubilarin stolze Oma von fünf Enkeln und Uroma von zwei Urenkeln.

    1962 baute sich die Familie ihr Eigenheim in der Lindenstraße. Die vierfache Mutter fand als Lehrfrau für städtische Hauswirtschaft ein neues berufliches Standbein.

    Nur schwer verkraften ließ sich für Adele Hauck 2009 der Tod ihres Ehemannes. „Wir haben uns so gut ergänzt“, denkt sie wehmütig an gemeinsame Projekte unter der großen Überschrift „Musik“ zurück: Die Initiierung der Lohrer Sing- und Musikschule 1975, kulturelle Reihen wie die Spinnstube, In Franken is' schö' oder die Fränkische Weihnacht, den Gesangverein Lohr 1843 - sie als begeisterte Chorsängerin und Vorsitzende, er als Dirigent. Auch der Lohrer Geschichts- und Museumsverein und der Arbeitskreis Heimat und Geschichte zählten auf ihre Mitarbeit.

    Scrabble-Spiel per Telefon

    Eine lieb gewordene Familientradition war für sie bis ins hohe Alter der jährliche Besuch ihrer inzwischen verstorbenen Schwester in England. Tradition bewahren heißt für Adele Hauck auch Neues zulassen: Die geistige Fitness trainierte sie lange Jahre im Scrabble-Spiel per Telefon. Ein ebenbürtiger Partner war ihr Sohn Clemens in Oberbayern.

    Es spricht für ein erfülltes Leben, wenn ein Mensch rückblickend sagen kann: „Ich bin zufrieden, wie es war und danke Gott für jeden Tag. Mein Wunsch ist es, mich weiterhin selbst zu versorgen.“ Mit Wärme in der Stimme erzählt die Jubilarin von „zwei guten Geistern“ als Lebensbegleiterinnen, „die mitsorgen, mitdenken und mitfühlen“.

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