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Lohr: Festbierprobe vor der Lohrer Spessartfestwoche: Das Festbier und seine „Drinkability“

Lohr

Festbierprobe vor der Lohrer Spessartfestwoche: Das Festbier und seine „Drinkability“

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    Und zack: Bürgermeister Mario Paul zapft das erste Fass an.
    Und zack: Bürgermeister Mario Paul zapft das erste Fass an. Foto: Johannes Ungemach

    Weniger geht nicht: Lediglich einen kräftigen Schlag benötigte Lohrs Bürgermeister Mario Paul am Mittwochabend, um bei der traditionellen Festbierprobe das erste Fass Festbier für die an diesem Freitag beginnende 78. Spessartfestwoche anzuzapfen. 

    Die rund 70 von der Würzburger Hofbräu eingeladenen Gäste aus Politik und Stadtgesellschaft quittierten den pannenfreien Bieranstich mit Applaus – wenngleich der eine oder andere unter ihnen im Vorwahljahr vielleicht auch über ein bürgermeisterliches Missgeschick frohlockt hätte. Doch dieses Vergnügen gönnte der geübte Fass-Anstecher Paul seinem Publikum auch heuer nicht. 

    Kurze Reden, viele Gespräche

    Überhaupt war es eine auffällig unauffällige Festbierprobe: Dazu trugen auch die wenigen Redner bei, die sich ausgesprochen kurz hielten und so außer für Sauerbraten und Spinatknödel auch reichlich Zeit für Geselligkeit und Austausch ließen. Axel Kochinki tat das, was von ihm als Geschäftsführer der Würzburger Hofbräu zu erwarten ist: Er bezeichnete den Gerstensaft als „flüssiges Heimatgefühl“.

    Die Lohrer Festwoche wäre seinen Worten zufolge „wie ein Märchen ohne Happy End“, schlug Kochinki den Bogen zum Lohrer Schneewittchen. Ihm zu Ehren habe die Brauerei heuer eigens ein „Schneewittchenbier“ gebraut. Es sieht leicht milchig aus und wurde als Willkommenstrunk kredenzt. 

    Festbier soll Lust auf mehr machen

    Doch im Mittelpunkt stand natürlich das eigentliche Festbier. Gebraut hat es auch heuer – wie schon seit 2012 - Braumeister Thomas Wamser. Ziel des Brauvorgangs sei es gewesen, so schilderte er, Qualität und Geschmack des Festbieres des Vorjahres zu treffen. „Das ist leider nicht ganz geglückt“, überraschte Wamser seine Zuhörer – um das Erstaunen mit einem Zusatz aufzulösen: „Es ist besser geworden.“

    Die Festbier-Probanden: (von links) Landrätin Sabine Sitter, Hofbräu-Geschäftsführer Julian Walker, das Festwirtspaar Jutta und Franz Widmann, Schneewittchen Julia La Ferla, Hofbräu-Geschäftsführer Axel Kochinki, Bürgermeister Mario Paul, Braumeister Thomas Wamser und Gebietsverkaufsleiter Marko Kämpfe.
    Die Festbier-Probanden: (von links) Landrätin Sabine Sitter, Hofbräu-Geschäftsführer Julian Walker, das Festwirtspaar Jutta und Franz Widmann, Schneewittchen Julia La Ferla, Hofbräu-Geschäftsführer Axel Kochinki, Bürgermeister Mario Paul, Braumeister Thomas Wamser und Gebietsverkaufsleiter Marko Kämpfe. Foto: Johannes Ungemach

    Allerdings auch etwas stärker: Der Alkoholgehalt des diesjährigen Festbieres liegt laut Wamser knapp unter sechs Volumenprozent. Im vergangenen Jahr habe er 5,8 betragen. Das seien allerdings Nuancen, die man allenfalls im Labor feststellen könne, nicht jedoch beim Festkonsum im Bierzelt.

    Beim Geschmack freilich ist das anders. Für die eher ungeübten Biertrinker erklärte Wamser dazu, dass das die gewohnt kräftige Farbe aufweisende Festbier heuer „nicht ganz so malzorientiert“ sei. Es wirke dadurch „nicht ganz so schwer im Mund“, was neudeutsch eine „bessere Drinkability“ zur Folge habe, also Lust auf mehr macht.

    100.000 Liter Festbier für Spessartfestwoche gebraut

    Wie Wamser im Plausch verriet, wurden vom diesjährigen Lohrer Festbier in der Würzburger Brauerei fünf Sude zu je 200 Hektolitern eingebraut. Zusammen als 1000 Hektoliter. Eine Biermenge, die ausreicht, um 100.000 Maßkrüge zu füllen. Diese Menge, so sagte Wamser, reiche für die Festwoche aus.

    Die Kunst des Festbierbrauens bestehe im Übrigen darin, die natürlichen Schwankungen unterliegenden Zutaten Hopfen und Malz alljährlich nach einer Analyse in einem solchen Verhältnis zu kombinieren, dass das Ergebnis durch Konstanz die Erwartungen der Festbesucher erfüllt. 

    Große Möglichkeiten zum Experimentieren gibt es dabei allerdings nicht. Die fünf Sude werden laut Wamser an einem Tag und in einem Rutsch eingebraut. „Nach einer Woche weiß ich, ob es richtig war oder nicht. Aber da ist das Bier nach Abschluss der Hauptgärung schon da“, schildert der Braumeister das Prozedere, bei dem es viel auf Erfahrung ankomme.

    Besondere Transportwege für den Gerstensaft

    Wichtig ist auch die schonende Handhabung. Aus diesem Grund, so Wamser, werde das Bier per Lastwagen möglichst auf den Straßen durchs Maintal nach Lohr kutschiert. Auf der kürzeren Route von Karlstadt den steilen Berg hinauf nach Wiesenfeld und von dort wieder den Berg hinunter ins Maintal werde der Gerstensaft in den Tanks einfach zu sehr durchgeschüttelt.

    Wie es Tradition ist, hatte die Stadt auch heuer eine bestimmte Personengruppe zur Bierprobe hinzuladen dürfen. Diesmal waren etliche Vertreter verschiedenster Blaulichtorganisationen mit von der Partie, von Polizei und Feuerwehr über Rotes Kreuz und THW bis zur Wasserwacht und Vertretern der Sicherheitsbehörden am Landratsamt. Paul begründete diese Wahl damit, dass sie alle durch ihren Einsatz zum Gelingen der Festwoche beitragen, die in diesem Jahr wieder „pfundig und friedlich“ werden möge, so der Bürgermeister. 

    Hintergrund: Kompetenzteam aufgelöst

    Erstmals seit 2018 wurde das Festbier der Lohrer Spessartfestwoche heuer nicht unter Aufsicht des von der Stadt damals installierten „Kompetenzteams“ gebraut. Wie Thomas Wamser, für das Lohrer Festbier zuständiger Braumeister der Würzburger Hofbräu, gegenüber der Redaktion erklärte, hatten sich Brauerei und Stadt im Vorfeld darauf verständigt, das Kompetenzteam aufzulösen.

    Hintergrund: Die Brauerei hatte im Jahr 2012 das Festbier der Spessartfestwoche vertragswidrig nicht mit Lohrer Wasser im hiesigen Keiler Brauhaus gebraut, sondern mit Würzburger Wasser in Würzburg. Der Vorgang machte als „Lohrer Bierskandal“ Schlagzeilen und sorgte für reichlich Wallung in Stadt und Rathaus. Die Hofbräu durfte das Fest unter Auflagen weiter beliefern.

    Zunächst wurde das Festbier einige Jahre aufwendig im kleinen Kessel des Keiler Brauhauses gebraut und danach zwischen Würzburg und Lohr hin und her kutschiert. Seit 2018 jedoch läuft der Brauprozess komplett in Würzburg. Die Stadt hatte der Brauerei dies zugestanden, nachdem sie wirtschaftliche Gründe geltend gemacht hatte.

    Mit dem Wechsel nach Würzburg hatte die Stadt jedoch das „Kompetenzteam“ einberufen, bestehend aus den aus Lohr stammenden Braumeistern Lothar Borkmann, Bernhard Wöber und Manuel Müller. Ihre Aufgabe war es seither, ein Auge auf das Brauen des Festbieres zu haben. Beanstandungen habe es dabei in all den Jahren nicht gegeben, schildert Wamser. Deswegen habe man sich nun darauf verständigt, das Kompetenzteam aufzulösen. (joun) 

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