Für Zdenka Lukasova ist ihr Garten im Lohrer Stadtteil Sackenbach ein Rückzugsort. Nicht nur für sie, sondern auch für Tiere, vor allem Insekten und Vögel. Wichtig sind dafür Nistplätze und Bereiche, die sich selbst überlassen sind. Das sind auch Kriterien, um die „Bayern blüht“-Naturgartenzertifizierung zu erhalten. Lukasova erklärt, worauf es ihr ankommt.
Vor zwei Jahren haben Zdenka Lukasova und ihr Mann das Haus mit dem großen Garten in Sackenbach gekauft, erzählt die Mutter von vier erwachsenen Kindern bei unserem Treffen. Hinter dem Grundstück Wiese und weiter oben der Waldrand. Für Lukasova passt das, wie sich im Lauf des Gesprächs herausstellt. Sie ist Naturpark-Spessart-Führerin und kenne sich aus mit Knospenheilkunde und Wildkräutern.
Das sieht man auch in ihrem Garten. Ein großer Teil davon ist nicht kultiviert, sondern es wächst dort, was von sich aus da ist. Sei es, weil die Vorbesitzer es da mal hingepflanzt haben, es angeflogen oder aus der Hinterlassenschaft von Vögeln stammt. Es gibt Stockrosen und Königskerzen, Klatschmohn und Echte Kamille, Mutterkraut und Knoblauchsrauke. Zu vielen Pflanzen informiert sie über deren Besonderheiten.
Gesundes und Würziges aus dem Garten
Dass man vom Topinambur die Wurzeln beziehungsweise Knollen essen kann, sei in der Slowakei, wo sie herstammt, Allgemeinwissen. Hierzulande wüssten es, so ihre Erfahrung, die wenigsten. Statt Stärke, wie in der Kartoffel, enthalten sie Inulin, ein Ballaststoff. Das Inulin sorgt neben seiner sättigenden Wirkung auch dafür, dass der Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigt, wie es zum Beispiel auf der AOK-Internetseite erklärt wird.

Von der Knoblauchsrauke erzählt sie, dass die Früchte in den Schötchen als Würzmittel verwendet wurden, bevor Pfeffer den Weg nach Mitteleuropa fand und preisgünstig zu haben war. Auch die Blätter schmecken im rohen Zustand scharf nach Knoblauch und Pfeffer. Es gibt aber durchaus Pflanzen, denen Lukasova Einhalt gebietet: So ist sie dahinter her, das Berufkraut zu entfernen. Die Pflanze wird circa 50 bis 100 Zentimeter groß und hat weiße Blüten, die an Gänseblümchen und Herbstastern erinnern. Die eingewanderte Pflanze vermehre sich stark und verdränge dadurch anderen Bewuchs. Das schade der Artenvielfalt. Deshalb werde empfohlen, das Berufkraut mitsamt der Wurzel zu entfernen und über die graue Tonne zu entsorgen.
Ums Haus herum hat die Naturparkführerin Beete angelegt, die Anmutungen eines Steingartens haben. Dort wachsen hauptsächlich Kürbisse. Am anderen Ende des Grundstücks befindet sich ein weiterer Teil des Nutzgartens. Tomatenpflanzen gedeihen zwischen Schafwoll-Mulch: Die Wolle speichere Feuchtigkeit und zersetze sich zu organischem Dünger, erläutert Lukasova.
Ein Sandbeet für die Wildbienen
Auf dem Weg zum Nutzgarten kommt man an einer Sandlinse vorbei. Ein großer Teil der hiesigen Wildbienenarten gräbt sich Niströhren in den sandigen Boden. Um es ihnen leichter zu machen, hat Lukasova das Sandbeet angelegt. Das ist eine rund einen Quadratmeter große Fläche, die mit Sand befüllt ist. »Es sollte kein gewaschener Sand sein«, erläutert die 52-Jährige. Bei derart gereinigtem Sand würden die Röhren nicht halten. Außerdem sollte der Platz für die Sandlinse möglichst viel Sonne bekommen.
Lukasova bietet Insekten noch weitere Nistmöglichkeiten. Am Zaun hängen Insektenhotels. Eines davon hat eine aufklappbare Seitenwand. Dahinter sieht man geschützt durch eine Plexiglasabdeckung die Brut. Außerdem bindet die Naturparkführerin Stängel von markhaltigen Pflanzen wie Wildrose, Brombeere und Holunder zu Büscheln zusammen. Diese Röhren sind für manche Insektenarten ebenfalls beliebte Brutplätze.

Darüber hinaus gibt es etliche Nistkästen für Vögel. Neben der Zertifizierung als „Bayern blüht“-Naturgarten hat Lukasovas Oase auch die Auszeichnung „Vogelfreundlicher Garten“ vom Landesbund für Vogelschutz und dem Bayerischen Landesamt für Umweltschutz. Was motiviert sie, an den Zertifizierungen teilzunehmen? „Es ist der Austausch mit den Zertifizierern“, sagt die Hobbygärtnerin. Das direkte Gespräch über naturnahe Gestaltung sei ihr wichtiger, als sich auf digitalen Plattformen zu präsentieren. „Die Zertifizierung selbst war mir nicht wichtig.“
Geprägt vom großen Garten der Großeltern
Ihr Garten soll das widerspiegeln, was sie auch als Naturparkführerin vermittelt: Artenvielfalt. Für sie persönlich ist der Garten ein Rückzugsort. „Da kann ich mich erden.“ Vor allem während der Renovierung und des Umbaus nach dem Kauf des Anwesens sei sie oft von der Baustelle in den Garten geflüchtet. Aber auch im Haus habe sie einen Platz, um die Natur zu beobachten. Von einem Fenster aus habe sie den Blick auf die Streuobstwiese hinter dem Haus.

Der Garten sei ein wichtiges Kaufargument für das Haus in Sackenbach gewesen, berichtet Lukasova. Sie sei geprägt vom großen Garten ihrer Großeltern. Ihre Oma habe überall auf den Fensterbrettern Flaschen mit Pflanzenteilen in Öl stehen gehabt, um Auszüge zu gewinnen. Sie erzählt von Schweinen, Truthahn und Hühnern, die es dort gab. In ihrem Sackenbacher Garten beobachtet sie die Meisenfamilien und den Grünspecht. „Mein Kino“, sagt sie.
Rund um die Sandlinse
Eine Sandlinse, oder auch Sandarium genannt, sollte laut Bund Naturschutz (BN) möglichst volle Sonne haben und mindestens 40 mal 40 Zentimeter groß sowie 50 Zentimeter tief sein. Am besten ist demnach Sand mit etwas Lehm geeignet, den man am Steinbruch oder Schotterwerk bekommt. Damit Regenwasser gut abläuft, empfiehlt es sich, einen leichten Hügel oder eine Schräge anzulegen und gegebenenfalls eine Drainage-Schicht aus Ziegelbruch oder grobem Kies anzulegen. Der Sand sollte, zum Beispiel mit der Schaufel, etwas verdichtet werden. Garniert werden sollte das Sandbeet mit Totholz wie Ästen, Wurzeln, alten Weinreben und Brennholz. Brombeer-Ranken oder Rosenschnitt auf dem Sandarium helfen, Katzen davon fernzuhalten, die das Sandbeet als Katzenklo ansehen könnten.
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