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Wombach: Wombacher Kloß-Kochprojekt weckt Erinnerungen

Wombach

Wombacher Kloß-Kochprojekt weckt Erinnerungen

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    Der aneinandergereihte gigantische Hefezopf am 7. Mai 2000 auf dem Hof der Frammersbacher Marktplatzschule. Die Teilnahme am Back-Marathon brachte den ganzen Ort in Aufruhr.
    Der aneinandergereihte gigantische Hefezopf am 7. Mai 2000 auf dem Hof der Frammersbacher Marktplatzschule. Die Teilnahme am Back-Marathon brachte den ganzen Ort in Aufruhr. Foto: Hans Lembach

    Die Ankündigung, dass Wombach beim Dorffest im Juni den größten Kartoffelkloß der Welt kochen will, hat bei Gerda Siegler sofort Erinnerungen an einen einmaligen Hefezopf-Rekordversuch wachgerufen, der vor 25 Jahren am 7. Mai ganz Frammersbach bewegt hat.

    Gut drei Wochen vorher hatte sich Gerda Siegler damals für die Motorsportfreunde schriftlich beim Rundfunksender Bayern 1 beworben. „Und dann haben die mich angerufen, bevor ich auf die Arbeit bin". Ohne WhatsApp-Gruppen oder andere digitale Kanäle galt es seinerzeit kurzfristig alle zu mobilisieren und zu motivieren, keine leichte Aufgabe. Aber es war möglich.

    Gerda Siegler beim Blättern im Ordner von der erfolgreichen Aktion.
    Gerda Siegler beim Blättern im Ordner von der erfolgreichen Aktion. Foto: Hans Lembach

    Nur wenig Zeit

    „Wir sind ausgelost worden und genau an diesem Tag hatten wir mittags Sitzung", erinnert sich Siegler. 745 Meter war damals der 1997 aufgestellte Weltrekord für den längsten Hefezopf. „Wir dachten uns, wenn wir einen Kilometer haben, können wir gewinnen“, lautete die Überlegung in Frammersbach.

    Mehl-Ausgabe.
    Mehl-Ausgabe. Foto: Hans Lembach

    Handzettel wurden verfasst, kopiert, verteilt und in Briefkästen eingeworfen. „Da war gleich das Rezept dabei. Das war schon ein Akt", erzählt die Initiatorin. Die letzte Instruktion gab es dann erst Freitagnachmittag. 20 Gramm Mandelsplitter sollten oben auf jeden Zopf gestreut werden. 150 Kilogramm Mandeln wurden geliefert und eine Tonne Mehl. Eier wurden teilweise gestiftet. Siegler: "Beim Werner Müller in der Gewerbehalle wurde das Mehl ausgegeben".

    So etwas wie an diesem ersten Maiwochenende hatte man in der Lohrtalgemeinde noch kaum erlebt. Ob auf dem Schulhof, der in eine große Aktionsbühne mit einem interessanten Rahmenprogramm verwandelt worden war, oder in den vielen Backstuben, wo massenweise Hefezöpfe gebacken wurden - überall wurde kräftig geschwitzt.

    Strahlen für den Fotografen beim Teigkneten.
    Strahlen für den Fotografen beim Teigkneten. Foto: Hans Lembach

    “Den Motorsportfreunden Frammersbach war es gelungen, binnen zehn Tagen einen ganzen Ort in Aufruhr zu versetzen. Es war, als wollte fast jeder mithelfen, den Weltrekord in den Spessart zu holen. Der Ort rückte zusammen und kämpfte um den Sieg. Mehr als 200 Privatbäckerinnen und -bäcker sowie die fünf Frammersbacher Bäckereien ließen ihre Öfen heiß laufen und unterstützten die Motorsportfreunde nach Kräften“, berichtete das Lohrer Echo damals.

    Heute noch Gänsehaut

    Gerda Siegler bekommt heute noch eine Gänsehaut, wenn sie an die Euphorie und die Spannung von damals denkt. Besonders schön war auch die Erfahrung, dass an dem strahlenden Mai-Sonntag Leute einfach dazukamen und mithalfen. Die letzten Minuten vor Bekanntgabe des Ergebnisses zehrten am meisten an den Nerven der Frammersbacher. "Reicht es doch noch?“, fragten sich die einen. "Waren die Vohenstraußer wirklich besser?", die anderen. Als BR-Moderatorin Petra Mentner gegen 16.20 Uhr das Mikrophon ergriff, um das Ergebnis zu verkünden, wirkten die Besucher auf dem Schulhof am Marktplatz wie befreit. Das Warten hatte ein Ende. Genau 2425,18 Meter werden schließlich erreicht. In Vohenstrauß waren es rund 500 Meter mehr.

    Viele Hände waren notwendig, um die Hefezöpfe auf den Biertischen zu platzieren.
    Viele Hände waren notwendig, um die Hefezöpfe auf den Biertischen zu platzieren. Foto: Hans Lembach

    Die Motorsportfreunde hatten zehn Zentimeter Hefezopf für eine Mark verkauft. Beim Kauf von zehn Metern gab es einen Meter gratis. Rund 40 Prozent werden an den Mann und an die Frau gebracht. Die restlichen Zöpfe werden an soziale Einrichtungen verteilt. Und vom Erlös aus dem Hefezopf-Verkauf profitierten auch die beiden Frammersbacher Kindergärten und die Pfarrkirche mit je 3000 Mark.

    Spontane Kontakte

    Auf den dritten Platz backte sich der Sportverein Pforzen (Schwaben) mit 1986 Metern. Die alte Bestmarke, die von allen drei Ver- einen pulverisiert wurde, lag bei genau 745,55 Metern und wurde 1997 in Breitenberg im Bayerischen Wald erzielt. Der Backmarathon hat eine einzigartige Stellung in der Dorfgeschichte Frammersbachs. Nicht nur wegen des Weltrekordversuches, sondern auch wegen der Tatsache, dass man über Tage hinweg in nahezu allen Medien präsent war.

    BR-Moderatorin Petra Mentner mit Gerda Siegler, Annette Kolb und Ellen Kirsch.
    BR-Moderatorin Petra Mentner mit Gerda Siegler, Annette Kolb und Ellen Kirsch. Foto: Hans Lembach

    Später entsteht zwischen Siegern und Unterlegenen vom Orgelbauverein Vohenstrauß sogar eine freundschaftliche Beziehung. „Bei denen waren wir dann mal tatsächlich", weiß Gerda Siegler. Beim Vereinsausflug der Motorsportfreunde war kurzfristig auch die Konkurrenzstadt das Ziel. Spontan wurden dabei Kontakte geknüpft und viel gelacht. Ein Gegenbesuch der Oberpfälzer in Frammersbach folgte.

    Eine Wiederholung des Backmarathons hält Gerda Siegler übrigens für unwahrscheinlich: „Heute gar nicht mehr möglich, die ganzen Hygienevorschriften!"

    Zum Nachbacken: Nach diesem Rezept wurde der Hefezopf gebacken.
    Zum Nachbacken: Nach diesem Rezept wurde der Hefezopf gebacken. Foto: Hans Lembach

    Der Vohenstraußer Weltrekord-Zopf

    Nachdem die Frammersbacher im Mai 2000 nach dem Bayern-1-Backmarathon den Vohenstraußer Hefezopf-Rekord aus dem Radio vernehmen mussten, informierte die Firma Rosenmehl fast vier Wochen später über das 2910 Meter lange Weltrekord-Backwerk in der Oberpfalz. Der Vohenstraußer Zopf hatte den alten Weltrekord (745 Meter) um über zwei Kilometer und den Frammersbacher 2425-Meter-Zopf um fast einen halben Kilometer überboten.

    Über zwei Tonnen Rosenmehl wurden für diesen längsten Hefezopf der Welt verbacken. Die Vohenstraußer steuerten zusammen mit Freunden, Vereinen und Betrieben rund 280 Kilo Hefe, 320 Kilo Zucker, 400 Kilo Butter, 880 Liter Milch, 700 Kilo Rosinen und 15.000 Eier bei. Alle waren ein Wochenende lang voll und ganz im Hefezopf-Backwahn. Der backwütige Einsatz hat sich ge-lohnt, denn für die Sieger gab's 10.000 Mark.

    Weitere 6000 Mark haben die Hefezopf-Weltmeister hinterher beim Verkauf eingenommen und dabei gleich einen weiteren Rekord aufgestellt: Der fast drei Kilometer lange Zopf war in- nerhalb von nur einer Stunde bis zum letzten Krümel an Mann und Frau ge- bracht. Der Gesamterlös wurde der Stadtpfarrkirche für eine neue Orgel ge- spendet, die mit neuem Klang an den großen Back-Sieg erinnern solltel. (hl)

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