Wer derzeit mit offenen Augen unterwegs ist, entdeckt sie vielerorts: gelbe, zum Teil bereits abblühende Blütenstände am Rand von Straßen, Gewässern, Schienen und Wiesen – teils sogar in Wohngebieten. Die auffällige Pflanze ähnelt zwar dem Raps, es handelt sich aber um das orientalische Zackenschötchen. Diese Pflanzenart bedroht zunehmend die Artenvielfalt, auch im Landkreis Main-Spessart. Gartenbesitzer sind deshalb aufgerufen, an der Bekämpfung mitzuwirken, berichtet das Landratsamt in einer Pressemitteilung, der folgende Informationen entnommen sind.
Beim Zackenschötchen, botanisch Bunias orientalis, handelt es sich um einen sogenannten „invasiven Neophyten“. Das heißt die Pflanze war ursprünglich nicht hier beheimatet, hat sich aber etabliert und verändert zusehends die heimische Tier- und Pflanzenwelt und das Landschaftsbild. Darüber hinaus beeinflusst sie auch landwirtschaftliche Flächen negativ. Sie erschwert zum Beispiel die Heugewinnung aufgrund der großen Blattmasse. Dabei erweist sich das orientalische Zackenschötchen als sehr resistent. Selbst der Einsatz von Unkrautvernichtungsmitteln führt zu keinem nennenswerten Erfolg auf Äckern.
Gartenbesitzer können helfen
Aufgrund der massiven Expansion in Landschaft und Siedlungsbereichen gilt das Zackenschötchen als nicht mehr ausrottbar. Ziel müsse es sein, die weitere Ausbreitung zumindest einzudämmen, so das Landratsamt. In Gärten oder auf kleineren Flächen könne das gelingen – vorausgesetzt, das Zackenschötchen wird rechtzeitig und gezielt vor der Samenbildung entfernt.
„Wir sind deshalb auf die Mithilfe der Gartenbesitzer angewiesen,“ erklärt Kreisgartenfachberater Hilmar Keller. Empfehlenswert ist das Ausstechen mit einem geeigneten Werkzeug, etwa einem spatenähnlichen Unkrautstecher. Die Wurzel reicht tief und erschwert das vollständige Entfernen, insbesondere auf steinigem Untergrund. Um neue Störstellen und damit Ansiedlungen anderer invasiver Arten zu vermeiden, sollte möglichst bodenschonend gearbeitet werden.

Entsorgung in der Biotonne
Hat die Pflanze bereits Samen gebildet, empfehle es sich, zunächst abzuwarten, bis sich neue Rosetten bilden. Diese können im Spätsommer ausgestochen oder abgeschnitten werden. Wichtig: Wurzelreste treiben erneut aus, zudem bleiben im Boden befindliche Samen über Jahre keimfähig. Eine langfristige Nachkontrolle ist deshalb unerlässlich.
Pflanzenreste und Wurzeln dürfen daher auch nicht auf dem Kompost oder in der Landschaft entsorgt werden, sondern gehören in die Biotonne. Nur so könne eine ungewollte Verbreitung verhindert werden. Obwohl das Zackenschötchen essbar ist – sein Geschmack erinnert an Brokkoli – und mittlerweile sogar in Saatgutmischungen für Privatgärten erhältlich ist, wird vom Anbau dringend abgeraten. Solche Angebote fördern die unkontrollierte Ausbreitung.
Ursprünglich aus Vorderasien
Das orientalische Zackenschötchen kommt eigentlich aus dem vorderasiatischen Raum. In Mitteleuropa wurde es zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Tierfutter angebaut oder indirekt über Saatgut eingeschleppt und breitet sich seitdem immer weiter aus. Heute wird es vor allem durch menschliche Aktivitäten wie Erdtransporte und Mäharbeiten oder durch indirekten Samentransport im Schuhwerk oder im Reifenprofil verbreitet. Gerade auf Flächen, wo die Vegetation gestört ist, wo also der Boden offenliegt, vermehrt sich die Pflanze sprunghaft und ist zum Problem für innerörtliches Grün, Landwirtschaft und Naturschutz geworden. (mm)
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