Die aktuelle Situation und die Zukunft des Friseurhandwerks sowie dessen Erwartungen an die Politik standen im Mittelpunkt eines Gesprächs zwischen MdL Professor Dr. Wolfgang Reinhart und Innungsobermeisterin Michaela Hammer. Seit 2003 gehört Michaela Hammer als Mitglied dem Gesellenprüfungsausschuss der Friseure an. Zusätzlich vertritt sie seit rund elf Jahren als Obermeisterin der Friseur-Innung Main-Tauber-Kreis die Belange ihres Handwerks in der Region. Das geht aus einer Mitteilung von Reinharts Büro hervor, aus der diese Informationen stammen. „Wir wollen, dass das Handwerk weiterhin lebt, floriert und goldenen Boden hat, müssen dafür jedoch die passenden Rahmenbedingungen schaffen. Deshalb investieren wir hohe Millionenbeträge in die beruflichen Schulen. Zudem brauchen wir nicht nur Master, sondern auch wieder mehr Meister“, sagte Reinhart.
„Wir hatten während und haben durch Corona schwere Zeiten, zumal noch Rückzahlungen im Raum stehen“, berichtete Hammer. Sorgen bereiten ihr laut Mitteilung auch der Mangel an Auszubildenden, Nachwuchskräften und weiterem Personal sowie die stark gestiegenen Kosten etwa für Material, Energie, Wasser und Personal. Aktuell seien in der Main-Tauber-Region im dritten Ausbildungsjahr noch zwölf und im zweiten Lehrjahr nur mehr fünf Schüler zu verzeichnen. Dieser Rückgang sei unter anderem auf die Nachwirkungen von Corona zurückzuführen. „Häufig sind ein Hinderungsgrund mangelnde Deutschsprachkenntnisse, die gerade auch im Friseurberuf wegen der alltäglich ständigen Kundenkontakte essentiell sind“, gab Hammer zu bedenken.
Ebenfalls ein Manko für die Branche laut Mitteilung: der geforderte Mindestlohn in Höhe von 15 Euro. Zum einen sei die Kundschaft überwiegend nicht bereit, noch mehr zu zahlen. Zum anderen steigere zu starke Kostenexplosion die Schwarzarbeit. „Auch hier sollte die Hoheit der Tarifparteien zur eigenverantwortlichen Ausgestaltung im Vordergrund stehen“, sagte Reinhart. Konkurrenz entstehe auch durch die starke Zunahme der sogenannten „Barber-Shops“, die oft Sondergenehmigungen hätten. „Eigentlich sind diesen Betreibern keine typischen Friseurdienstleistungen wie etwa Haarschneiden erlaubt“, so Hammer, „allerdings besitzen etliche davon schon Friseurmeisterbriefe“. Es gebe aber viele „schwarze Schafe“, ausreichende Kontrollen seien nur schwer durchführbar. „Hier wären die Gewerbeaufsicht und die Kammern stärker gefordert“, forderte sie in dem Gespräch. Hinsichtlich der Rückzahlungen der Corona-Hilfen sagte Reinhart: „Möglicherweise wird die Rechtsauffassung der Verwaltungsgerichte zugunsten von Friseurbetrieben ausfallen.“ Die Rückzahlungen seien eine zusätzlich maßgebliche Belastung für die Betriebe. Reinhart hat sich laut Mitteilung während der Pandemie stark für diese Förderhilfen eingesetzt. (afk)
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