Mit „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, einem geistlichen Sommerlied von Paul Gerhardt, hatte die katholische Kirchengemeinde Altenkunstadt ihren Seniorennachmittag im Pfarrheim betitelt. Bei einer zum Nachdenken anregenden Meditation ging es aber nicht nur um den evangelischen Liederdichter und Theologen, sondern auch um den Heiligen Franz von Assisi und seinen berühmten „Sonnengesang“. „Der Heilige Franziskus lobt im Sonnengesang wie Gott uns seine Allmacht und Größe in der Natur erfahren lässt“, sagte Lucia Krüger. Die Seniorenbetreuerin der Pfarrei gestaltete zusammen mit Barbara Lindner, Irmgard Radziej, Pia Welscher, Ingrid Zapf und Maria Winkler den besinnlichen Teil. Edwin Jungkunz sorgte mit seinem Akkordeon für den musikalischen Rahmen.
Für eine Kirche des Volks
Der junge Kaufmannssohn Franziskus lebte im Italien des 12. Jahrhunderts: „Ein junger Mann mit wachem Geist soll er gewesen sein, temperamentvoll, großzügig, aber auch verschwenderisch“. Als Franziskus auf einem Feldzug krank wurde, sei in ihm etwas geschehen, das zu einer radikalen Veränderung seines Lebens führte. „Er entschied sich dazu, ein Armer unter den Armen zu werden und zu den von der Gesellschaft Gemiedenen zu gehören“, erklärte Krüger. Franziskus habe von einer geschwisterlichen Kirche des Volkes geträumt, sich dem Reichtum in der Kirche widersetzt und radikale Armut gelebt.
Der kürzlich verstorbene Papst Franziskus habe auch den Traum von einer armen, demütigen Kirche gehabt, die an der Seite der Armen und Schwächeren steht. Er wollte die Kirche im Geiste von Franz von Assisi erneuern.
Seinen „Sonnengesang“ habe Franziskus nicht etwa an einem wundervollen Sonnentag gedichtet, sondern zwei Tage vor seinem Tod 1224 als schwerkranker Mann: Er habe nicht nur an schweren Krankheiten gelitten, sondern sich gescheitert gefühlt, weil sein Orden nicht mehr seine Wege gehen wollte. Daher sei die Dichtung des Sonnengesangs für Franziskus die Bewältigung seiner schwersten Krise gewesen: „Er rang sich mitten im Leiden durch zum Frieden mit sich, mit seinem Gott, mit der ganzen Schöpfung“.
„Suche Freud“
Begleitet von Edwin Jungkunz auf dem Akkordeon sangen die Senioren das 1653 von Paul Gerhardt geschriebene Kirchenlied „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“, das die Schönheit von Gottes Schöpfung beschreibt. Maria Winkler berichtete vom Wirken des 1607 in Gräfenhainichen geborenen Theologen, der neben seiner Tätigkeit als Pfarrer auch die Liedkunst pflegte. Beeinträchtigt worden sei sein Schaffen durch die Wirren des 30-jährigen Kriegs und persönliche Schicksalsschläge wie den Tod von vier seiner fünf Kinder. Bis zu seinem Tod 1676 in Lübben im Spreewald lebte der Theologe, aus dessen Feder auch der Passionschoral „O Haupt voll Blut und Wunden“ stammt, in bescheidenen Verhältnissen.
Vergnüglich ging es weiter. Mit einem flotten Bewegungslied wünschte das Seniorenteam den Frauen und Männern, die im ersten Halbjahr Geburtstag hatten, nachträglich alles Gute. Dazu gab es Sekt.
Der nächste Seniorennachmittag findet am Mittwoch, 9. Juli, um 14 Uhr im Pfarrheim statt.
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