Ein Kartenset mit 22 aktuellen und historischen Motiven zur Mariahilf-Kapelle am Eingang des Kleinziegenfelder Tales hat der aus Kleinziegenfeld stammende ehemaligen Diözesanarchivar Dr. Josef Urban herausgebracht. Im Nachgang zum 150-jährigen Weihejubiläum, das nicht begangen wurde, wird es bei der Kerwa an diesem Wochenende vorgestellt. Urban hat es zusammengestellt und erläutert, die Fotos machte Achim Bühler, Studio concept visuell, Küps.
Von Müllersohn erbaut
Mit dem Kartenset wurde ein neuer Weg der Vermittlung kultureller und kunsthistorischer Fakten beschritten, so Urban. Die zur Pfarrei St. Peter und Paul Stadelhofen gehörende Kapelle wurde von 1868 bis 1873 auf einem Felsvorsprung in einem Mühlenviertel von dem ledigen Müllersohn Johann Hübner (1836-1907) errichtet. Es entstand ein Sakralbau in ausgeprägten Formen der Neugotik, der sich den Worten des Bamberger Kunsthistorikers Heinrich Mayer von 1930 zufolge „äußerlich, mehr noch im Inneren, vorteilhaft von den meisten Werken dieser Zeit unterscheidet.“

Diese in einem Guss entstandene schöne Kapelle mit oberfrankenweiter Bedeutung ist dem Bestreben Hübners zu verdanken, „schön zu bauen“. Unterstützt wurde er dabei von seinem geistlichen Taufpaten P. Salvator Hübner (1812-1894). Der aus Scheßlitz stammende Kapuzinerpater war an mehreren Klosterstandorten in Oberbayern und Schwaben tätig und setzte sich unermüdlich für den Kapellenbau ein und war dessen geistige Mentor. Dies ist aus den erhaltenen Dokumenten zu erfahren. So empfahl P. Salvator die von 1857 bis 1863 gebaute und 1865 geweihten Kapelle auf dem Hechenberg bei Burghausen an der Salzach. „Wenn sie auf einem erhöhten Platz errichtet wird“, betonte er, „wird sie zur Zierde des Tales und der ganzen Umgebung“ werden. Diese sog. Kümmerniskapelle wurde dann in größerem Ausmaß und den besseren Materialien Sandstein statt Naglflu als Architekturkopie bei Kleinziegenfeld erbaut. Während der Kapellenerbauer gleich zweimal im Bild vorkommt, suchte Urban bisher vergebens nach einem Porträt von P. Salvator.
Wie in einem Dom
Für die Neugotik in Stein außen, und innen mit der Brüstung der Empore, die auf drei kleinen Gewölben ruht und von zwei Sandsteinsäulen getragen wird, dem Maßwerk der Fenster und dem alles überspannenden Netzgewölbe sind die Brüder Georg und Lorenz Leberer aus dem oberbayerischen Halsbach verantwortlich. Sie schufen ein Gewölbe, das nach 154 Jahren immer noch fest und dauerhaft ist. Als kurz nach dem Kleinziegenfelder Bau auch die heutige Wunderburgkirche in Bamberg errichtet wurde, stürzte dort während des Baus das Gewölbe am 29. August 1888 in sich zusammen. Durch die vom Fotografen gewählte Perspektive wirkt das Netzgewölbe eindrucksvoll auf den Betrachter, als würde er in einem hohen Dom zu stehen.
Und dann erst die Buntglasfenster mit Darstellungen der Namenspatrone der Müllerfamilie – Kunigunda, Josef, Christoph, Elisabeth – im Chor. Durch eine ausgeklügelte Aufnahmetechnik kommen die leuchtenden Farben auf den Bildkarten hervorragend zur Geltung. Diese in einen neugotischen Architekturrahmen eingestellten Bilder sind gute Beispiele der Malerei des Nazarenerstils, wie ihn der schwäbische Glasmaler Bernhard Mittermeier in Lauingen an der Donau exzellent beherrschte. Auch hier half P. Salvator bei der Knüpfung der Geschäftsverbindungen, so dass die Kleinziegenfelder Fenster die einzigen aus dieser Werkstatt im Erzbistum Bamberg sind. Sie gehören zum Corpus Vitrearum, zu insgesamt erhaltenen historischen Fenstern aus dem 19. Jahrhundert.

Um diese zentralen Bilddokumente gruppieren sich die aktuellen Ansichten der beiden Kapellen, das Bild der Muttergottes von 1435 im Hochaltar und historische Aufnahmen, wie die seltene Karte mit dem Gedicht von Franz-Joseph Ahles über „Das Kirchlein von Kleinziegenfeld“.
Die Kartenkollektion ist die Sonderedition 4 in der Beiheftreihe der Zeitschrift „Vom Main zum Jura“ und muss bei Interesse auch von den Abonnenten der Zeitschrift eigens bestellt werden. Am Kirchweihsonntag, 12. Oktober, wird die Serie am Kapellenplatz nach dem Gottesdienst von 10 Uhr verkauft, dazu noch die Restauflage von Heft 10 der Zeitschrift mit dem Beitrag über Kleinziegenfeld.
Die Kartenserie kann zudem bestellt werden bei Josef Urban, Schillerstraße 15, 91330 Eggolsheim, Tel. (09545) 8839; E-Mail: josef.urban@yahoo.de. (red)
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