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Buchmessen-Eröffnung: Weimer kündigt «digitalem Kolonialismus» den Kampf an

Buchmessen-Eröffnung

Weimer kündigt «digitalem Kolonialismus» den Kampf an

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    KI dringt in die Verlage ein. Was das bedeutet, beschreibt Kulturstaatsminister Weimer in Frankfurt.
    KI dringt in die Verlage ein. Was das bedeutet, beschreibt Kulturstaatsminister Weimer in Frankfurt. Foto: Arne Dedert/dpa

    Datenvampire in Goldgräberstimmung, Kunst als Beute, digitaler Kolonialismus: Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) hat zur Eröffnung der Frankfurter Buchmesse scharfe Worte gefunden für die Auswirkungen Künstlicher Intelligenz auf die Literatur: KI könne die Welt der Literatur «zerfetzen».

    Die Welt der Bücher habe sich durch KI bereits dramatisch verändert: «Schon jetzt agieren die Algorithmen besonders clever programmierter Rechner oft klüger, komplexer, kreativer und vor allem viel, viel schneller als das vermeintliche Wunderwerk des menschlichen Gehirns.»

    Weimer: «Geistiger Vampirismus»

    «Auf gleichsam vampiristische Weise saugen KI-Unternehmen das kreative Potenzial aus unzähligen klugen Köpfen, nutzen deren Ideen und Empfindungen, ihre Schaffenskraft, ihre Visionen. Damit wird die große kulturelle Errungenschaft autonomer Kunstwerke und vor allem Bücher zur bloßen Beute», so Weimer. «Ich halte das für einen geistigen Vampirismus.»

    In den Rechenzentren im kalifornischen Silicon Valley und im chinesischen Shenzhen herrsche «Goldgräberstimmung». Dort finde «ein Raubzug» statt. Ganze Kulturen würden «zum Rohstofflieferanten degradiert und eigentlich schamlos ausgebeutet. Ich nenne das digitalen Kolonialismus, den wir nicht länger hinnehmen dürfen.»

    Deutschland und Europa dürften «der systematischen Verletzung von Urheberrechten» nicht länger tatenlos zusehen. Man müsse zu einer Regulatorik kommen, denkbar sei auch eine Art «Plattform-Soli».

    Buchmesse als Gegenentwurf

    Die gute Nachricht sei: «Maschinen atmen nicht. Was immer sie produzieren, seien es Texturen oder Inhalte, wir spüren keinen Puls, keinen Herzschlag, keinen Atemhauch», sagte Weimer. Auf der Buchmesse könne man das Gegenteil erleben: «ein Ort, an dem die Freiheit des Wortes und damit die Freiheit des Denkens gefeiert wird». Die Messe biete Schutzräume für Autoren, die mehr seien als Content-Lieferanten.

    Nach der Eröffnung am Dienstagabend ist die Messe am Mittwoch und Donnerstag Fachbesuchern vorbehalten. Ab Freitag hat dann auch das Lesepublikum Zutritt. Mehr als 1.000 Autoren aus aller Welt reisen an. Rund 4.000 Verlage präsentieren ihre Produkte.

    Bis Sonntag werden weit mehr als 200.000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Ehrengast sind die Philippinen. Die Buchmesse endet traditionell mit der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels. Er geht in diesem Jahr an den Historiker Karl Schlögel.

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