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Gebäudeschaden: Fassaden-Einsturz an Hochhaus - 187 Menschen ausquartiert

Gebäudeschaden

Fassaden-Einsturz an Hochhaus - 187 Menschen ausquartiert

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    187 Menschen müssen nach dem Teil-Einsturz einer Hochhaus-Fassade im südhessischen Babenhausen ihre Wohnungen verlassen. Darunter ist auch eine Familie aus Pakistan, die die Nacht in der Stadthalle verbracht hat.
    187 Menschen müssen nach dem Teil-Einsturz einer Hochhaus-Fassade im südhessischen Babenhausen ihre Wohnungen verlassen. Darunter ist auch eine Familie aus Pakistan, die die Nacht in der Stadthalle verbracht hat. Foto: Boris Roessler/dpa

    Nach dem Einsturz einer Hochhaus-Fassade im südhessischen Babenhausen brauchen die 187 Bewohner des Wohnblocks vorübergehend eine neue Bleibe. Weil die Rettungswege in dem Wohnblock nicht mehr sicher waren, wurden die Menschen am späten Dienstagabend in Sicherheit gebracht, wie der Landkreis Darmstadt-Dieburg mitteilte. Verletzt wurde niemand und auch eine Einsturzgefahr des Hauses bestand demnach nicht. 80 der Betroffenen seien zunächst in der Stadthalle Babenhausen untergebracht worden.

    Wohnung nur mit dem Nötigsten verlassen

    Dazu gehört auch Raja. Geschlafen habe er die ganze Nacht lang nicht, berichtet der Mann. Gemeinsam mit seiner Frau Azra und den beiden kleinen Söhnen Roshaan und Kashaan sitzt der aus Pakistan stammende Mann auf einem Feldbett in der Stadthalle von Babenhausen und weiß nicht, wie es für ihn und seine Familie weitergehen soll.

    Wie die anderen Bewohner hatten Raja und seine Familie innerhalb kürzester Zeit ihre Wohnungen in dem Betonblock am Ortsrand räumen müssen, nachdem in der Nacht zuvor ein großes Stück der Fassade abgebrochen und in die Tiefe gestürzt war. Nur das Nötigste habe sie greifen können, ergänzt Azra mit zittriger Stimme. «Ich habe Angst, wieder in das Haus zu gehen, aber ich brauche noch Dinge aus unserer Wohnung.»

    Die Notunterkunft in der Stadthalle könne keine Lösung auf Dauer sein meint auch ihr Mann, der sich vor allem für die beiden Söhne ein sicheres Heim und für seine Frau und sich selbst wieder nach etwas Privatsphäre sehnt. «Wir sind dankbar, dass die Hilfe so schnell kam, aber hoffen, dass wir bald woanders hinkönnen.»

    Arbeiten an Fassade laufen

    Unterdessen ist eine Firma an dem tristen Wohnblock mit Sicherungs- und Abrissarbeiten beschäftigt. Bei strömendem Regen wirft einer der eingesetzten Männer von einer Arbeitsbühne aus immer wieder lose Fassadenteile hinab, die krachend auf den nassen Boden klatschen. Anwohner aus der Nachbarschaft beobachten die Szenerie und gehen schließlich kopfschüttelnd weiter.

    Bereits vor einer Woche hatten Anwohner nach Angaben des Landkreises die bröckelnde, sich nach außen wölbende Fassade im 9. Stock gemeldet, woraufhin die entsprechende Stelle am Boden abgesperrt worden sei. In der Nacht von Sonntag auf Montag sei dann eine 20 bis 25 Quadratmeter große Fläche aus der Fassade gebrochen und in den abgesperrten Bereich gefallen.

    Statik nicht gefährdet - Fluchtmöglichkeiten eingeschränkt

    Ein Gutachter wurde daraufhin beauftragt, die Situation zu beurteilen. Demnach sei zwar nicht die Statik des Gebäudes gefährdet, Fluchtmöglichkeiten über das Treppenhaus sowie die Feuerwehrzufahrt seien allerdings eingeschränkt - es war nicht auszuschließen, dass weitere Teile der Fassade abfallen und die Wege blockieren könnten. «Die Gefährdungslage war dann so, dass die Evakuierung alternativlos war», sagte die Leiterin der Bauaufsicht des Landkreises, Martina Löffler, laut der Mitteilung.

    Die Stadt Babenhausen erließ eine Verfügung zur Evakuierung. Einige der Bewohner seien bei Freunden oder Bekannten unterkommen. 80 Menschen hatten diese Möglichkeit jedoch nicht und seien daher in die Notunterkunft in der Stadthalle gebracht worden.

    «Evakuierung vorbildlich»

    «Von der Organisation her verlief die Evakuierung vorbildlich», erklärte Lutz Köhler, Erster Kreisbeigeordneter des Landkreises Darmstadt-Dieburg, laut Mitteilung. «Wir werden uns nun Gedanken machen, wie es weitergeht, und zwar schnell.»

    Das betroffene Haus gehöre einer Eigentümergemeinschaft, die eine Hausverwaltung beauftragt hat. Geklärt werden müsse unter anderem die Frage, wo die Menschen während der Reparaturarbeiten unterkommen können. Der Landkreis schaue bereits nach Liegenschaften, in denen die Menschen eine vorübergehende Bleibe finden können. Zuständig für ihre Unterbringung sei die Stadt Babenhausen. Möglicherweise kämen Flüchtlingsunterkünfte infrage, die derzeit kaum belegt seien.

    Reparatur kann Wochen dauern

    Derzeit gehe man davon aus, dass die Reparaturarbeiten zwei bis drei Wochen dauern werden. Die Menschen hätten bei der Evakuierung nur die nötigsten Gegenstände eingepackt, wie etwa Handys, benötigte Medikamente oder Nahrung für Kleinkinder und Babys. Es müsse jetzt geklärt werden, wann und wie sie in ihre Wohnungen kommen, um für einen längeren Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände die nötigen Sachen zu holen.

    «Wir lassen die Menschen nicht im Stich», erklärte Köhler. «Und auch wenn es keine schöne Situation ist, so ist es viel wichtiger, dass niemand verletzt wurde.»

    Auch die Polizei war an den Evakuierungsmaßnahmen beteiligt. (Symbolbild)
    Auch die Polizei war an den Evakuierungsmaßnahmen beteiligt. (Symbolbild) Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
    Nachdem ein großes Stück einer Hochhaus-Fassade im südhessischen Babenhausen in die Tiefe gestürzt ist, machen sich Arbeiter an der Fassade zu schaffen. 187 Bewohner mussten wegen des Vorfalls ihre Wohnungen in dem Haus verlassen.
    Nachdem ein großes Stück einer Hochhaus-Fassade im südhessischen Babenhausen in die Tiefe gestürzt ist, machen sich Arbeiter an der Fassade zu schaffen. 187 Bewohner mussten wegen des Vorfalls ihre Wohnungen in dem Haus verlassen. Foto: Boris Roessler/dpa
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