Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude - auch in Hessen gibt es Beispiele. In einem «Schwarzbuch» spricht die Stiftung von mindestens 900 Denkmalen, die bundesweit allein 2023 und 2024 verloren gegangen seien. In Hessen zählen dazu etwa:
Die Stiftung hebt insbesondere die ehemalige Brückenmühle in Hadamar hervor und lobt die gute Pflege und Instandhaltung des Gebäudes, das ein «wahres Schmuckstück» gewesen sei. Doch 2024 fand die Brückenmühle ein jähes und überraschendes Ende: Am 26. Februar kam es zu einem großen Gasaustritt bei einem nahe gelegenen Betrieb.
Bei dem Störfall gelangten bis zu 174 Tonnen Propangas ins Freie. Wegen der damit einhergehenden Explosionsgefahr wurden Häuser und Wohnungen in einem Sicherheitsradius von 400 Metern um den Tank über Tage evakuiert. In der Nacht, nachdem das Leck festgestellt worden war, explodierte die Mühle. Der Eigentümer der Mühle wurde schwer verletzt. Nach Polizeiangaben war er entgegen den Anweisungen der Sicherheitskräfte in das Haus zurückgekehrt. Der Ort Hadamar habe mit dem Denkmal einen historischen Ankerpunkt verloren, erklärte die Stiftung.
Positivbeispiel für die Stiftung: die Stadthalle Hattersheim. 2013 musste diese wegen Brandschutzmängeln geschlossen werden. 2017 folgte die Sanierung und 2023 wurde der Bau mit dem ersten Preis des Hessischen Denkmalschutzpreises in der Kategorie Öffentliche Bauten ausgezeichnet. «Happy End in Hattersheim», heißt es.
«Ein Stück verlorene Erinnerung»
«Jedes Jahr gehen viele Objekte unwiederbringlich verloren – und jedes verlorene Denkmal ist auch ein Stück verlorene Erinnerung, Identität und Kultur», heißt es im «Schwarzbuch». Bei einigen Gebäuden sorgten nicht Katastrophen und Unglücke wie im Fall Hadamar für die Zerstörung, sondern oft behördliche Entscheidungen. Bevor die Abrissbagger rollen, erreichen Eigentümer demnach meist behördlich oder vor Gericht eine Aufhebung des Denkmalschutzes.
Die Gründe aus Sicht der Stiftung: Denkmalschutz gelte als starr und teuer. Häufig würden Kosten für den Erhalt geschützter Gebäude zu hoch angesetzt, Kosten für Ersatzbauten hingegen zu niedrig.
Landesbehörden sind zuständig
Zuständig für den Schutz von geschätzt etwa einer Million Denkmalen seien Behörden der Länder, doch fehle der Überblick. «Wie viele Denkmale jedes Jahr verschwinden, ob durch Abriss oder durch unauffälliges und unbemerktes Streichen von den Denkmallisten, wird ebenfalls nicht erfasst und ausgewertet», schreibt die Stiftung. Die 900 verlorenen Denkmale hat sie selbst recherchiert, hält die Liste aber nicht für komplett.
Um Denkmale besser zu schützen, fordert die Stiftung eine bundesweite Erfassung des Bestands und eine bessere Ausbildung für Mitarbeiter in den zuständigen Behörden. Abrissvorhaben und die Streichung aus Denkmallisten sollten zudem rechtzeitig öffentlich gemacht werden.

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