Die Zahl älterer Menschen in Deutschland nimmt laut Statistischem Bundesamt kontinuierlich zu. Vor diesem Hintergrund gewinnen Fragen zur Pflege und Versorgung zunehmend an politischer Bedeutung. Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut – vor allem durch Angehörige in Kombination mit ambulanten Pflegediensten. Lediglich etwa ein Fünftel lebt in stationären Einrichtungen. Das Leben im Pflegeheim wird immer teurer, zeigt eine aktuelle Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen (vdek).
Kosten in der Pflege: Eigenanteil im Pflegeheim immer höher
Der vdek analysierte dafür die Vergütungsvereinbarungen zwischen Pflegekassen und Heimen in allen Bundesländern. Zu seinen Mitgliedern zählen unter anderem die Techniker Krankenkasse, die Barmer und die DAK-Gesundheit. Ausgewertet wurde vom vdek der Einrichtungseinheitliche Eigenanteil (EEE), der für alle Bewohnenden eines Pflegeheims gilt, jedoch von Heim zu Heim variiert. Der EEE reduziert sich durch einen von der Aufenthaltsdauer abhängigen Zuschuss der Pflegekassen. Dadurch ergibt sich die finanzielle Belastung eines Pflegebedürftigen im Pflegeheim je Monat im ersten Jahr.
Die monatliche Eigenbeteiligung für Heimbewohner hat im Juli 2025 mit durchschnittlich 3108 Euro im ersten Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Damit kletterte sie gegenüber Januar um 124 Euro und liegt sogar um 237 Euro höher als im Vorjahreszeitraum, was 8,3 Prozent entspricht. In der Auswertung zeigen sich zudem deutliche Unterschiede bei den Kosten für Pflegeheimplätze in den einzelnen Bundesländern.
In welchem Bundesland ist die Pflege im Heim am teuersten – und wo am günstigsten?
Bundesland | Finanzielle Belastung im Pflegeheim |
---|---|
Bremen | 3449 Euro |
Nordrhein-Westfalen | 3427 Euro |
Saarland | 3403 Euro |
Baden-Württemberg | 3400 Euro |
Hamburg | 3179 Euro |
Berlin | 3123 Euro |
Deutschland im Durchschnitt | 3108 Euro |
Bayern | 3094 Euro |
Rheinland-Pfalz | 3051 Euro |
Hessen | 3026 Euro |
Schleswig-Holstein | 2912 Euro |
Thüringen | 2909 Euro |
Brandenburg | 2875 Euro |
Sachsen | 2857 Euro |
Niedersachsen | 2785 Euro |
Mecklenburg-Vorpommern | 2752 Euro |
Sachsen-Anhalt | 2595 Euro |
Gründe für die steigenden Kosten im Pflegeheim
In der Eigenbeteiligung der Bewohnenden stecken laut vdek mehrere Komponenten:
- Anteil für die eigentliche Pflege und Betreuung
- Unterkunft und Verpflegung
- Investitionskosten der Einrichtungen
- Ausbildungskosten für Pflegekräfte
Der Verband der Ersatzkassen hält vor allem höhere Personal- und Lebenshaltungskosten für den preistreibenden Faktor. Im Vergleich zur Jahresmitte 2024 stieg der Eigenanteil für die reine Pflege um durchschnittlich 184 Euro, Unterhalt und Verpflegung legten um 63 Euro zu. Selbst mit dem höchsten Entlastungszuschlag nahmen die Belastungen zum Vorjahr um 126 Euro zu.
Pflegekosten: Politische Forderungen und laufende Initiativen
Ulrike Elsner, Vorsitzende des Ersatzkassenverbands, kritisiert die anhaltende Kostenlast für Heimbewohner als untragbar. Sie schlägt vor, die Bundesländer stärker in die Pflicht zu nehmen, vor allem bei Investitionen und Ausbildungsausgaben. Ein Verzicht auf die Investitionsumlagen würde laut Elsner eine Entlastung von durchschnittlich 507 Euro pro Monat bringen.
Gleichzeitig hat eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe unter Führung von Gesundheitsministerin Nina Warken (CDU) ihre Arbeit aufgenommen. Bis zum Jahresende soll sie Vorschläge erarbeiten, um ihr Ziel „Pflege darf kein Armutsrisiko sein“ umzusetzen.
Der Bundesrechnungshof weist laut Deutscher Presse-Agentur (dpa) darauf hin, dass nur 12,6 Prozent der Pflegebedürftigen in Heimen leben, aber rund 30 Prozent der Ausgaben der Pflegeversicherung verursachen. Ein großer Kostentreiber sind die Entlastungszuschläge, für die 2025 Ausgaben von 7,3 Milliarden Euro erwartet werden.
Bereits vorliegende Reformvorschläge umfassen laut dpa:
- Erhöhung des Steuerzuschusses zur Pflegefinanzierung
- Einführung eines bundesweiten Deckels für den Eigenanteil
- Umstellung auf eine Vollversicherung, die sämtliche Pflegekosten deckt
- Erstattung der Corona-bedingten Mehrausgaben für Pflegekassen
- Übernahme der Rentenbeiträge pflegender Angehöriger durch den Bund
Weitere Entwicklungen, etwa zu Finanzierungsmodellen und regionalen Pilotprojekten, könnten in den kommenden Monaten wichtige Impulse für die langfristige Entlastung von Pflegebedürftigen und ihren Familien liefern.
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