Vor Ratten ist kaum etwas sicher: Die Allesfresser nagen an Holz und Kunststoff, beißen Kabel durch, beschädigen Gebäude, verunreinigen Lebensmittel und gelten als Krankheitsüberträger. In den Städten sind sie daher ungebetene Gäste. Mit Ködern, Fallen und Kampagnen versuchen Hessens Kommunen, die Rattenpopulation in Schach zu halten. Entscheidend dabei ist auch die Mithilfe der Bürger, wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur zeigt.
Limburg geht seit Jahrzehnten regelmäßig gegen Ratten vor
Seit mindestens 30 Jahren führt die Stadt Limburg laut einer Sprecherin jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst Rattenbekämpfungsaktionen durch. Ziel sei es, die Rattenpopulation im Kanalnetz und in den öffentlichen Bereichen einzudämmen, erklärte sie. «Die Ratten werden im Kanal durch Köderboxen angelockt und bedienen sich an den dort befindlichen Giftködern.» Innerhalb von wenigen Tagen wirke das Gift, indem es die Blutgerinnung hemme und die Ratte sterbe.
Die Stadt verzeichne seit mehreren Jahren eine gleichbleibende Rattenpopulation. Jährlich gingen etwa 70 bis 80 Meldungen über Sichtungen der Tiere ein. «Durch die gleichbleibende Population, das kann beispielsweise an den gemeldeten Sichtungen festgemacht werden, haben sich die Maßnahmen bisher bewährt.»
Hanau legt regelmäßig Köder aus
Auch die Stadt Hanau geht regelmäßig mit Ködern in der Kanalisation gegen die Nager vor. «Hierbei wird mit einem vertraglich gebundenen Unternehmen zusammengearbeitet», teilte sie mit. Bei Bürgermeldungen und notwendigen Einzelfällen komme es zu sogenannten Nachbeköderungen.
In Bereichen von Flutgräben und technischen Bauwerken setze die Stadt Fallen zur Bekämpfung der Tiere ein. Mit Erfolg: «Wir sprechen von Effektivität in dem Sinne, dass die Populationen unter Anpassung der Maßnahmen in Schach gehalten werden und es somit über die Jahre gesehen zu keinem Anstieg der Tiersichtung gekommen ist», erklärte die Stadt. Im Schnitt gingen jährlich circa 70 Meldungen über Rattensichtungen im Stadtgebiet beim Ordnungsamt und dem städtischen Eigenbetriebe Hanau Infrastruktur Service (HIS) ein.
Ein Problem seien falsch entsorgte Lebensmittelreste in der Kanalisation und falsche Müllablagerungen an Containerstandorten. «Sehr genau beobachten wir die illegale Entsorgung von Müll etwa an Containern und die nicht immer fachgerechte Entsorgung von Essensresten, der wir seit Jahren mit regelmäßigen Bekämpfungsmaßnahmen entgegenwirken.» Zudem motiviere die Stadt die Bürgerinnen und Bürger mit der Sauberkeitskampagne «JuchHu sauber – für ein schöneres Hanau» achtsam mit dem Thema Müll umzugehen.
Offenbach appelliert an Bürger
In Offenbach werden nach Angaben eines Sprechers Köder ausgelegt und die Annahme der Köder durch die Ratten kontrolliert. «Sie halten die Population stabil, ausrotten wird man sie nicht können», sagte er. Über den städtischen Mängelmelder seien 2025 bisher 140 Sichtungen eingelaufen, im vergangenen Jahr 161. Probleme gebe es häufiger bei größeren Müllansammlungen.
«Viel wirkungsvoller wäre es, die Ursachen für die Rattenvermehrung zu bekämpfen», betonte der Sprecher. Das kann aber nicht der Stadtservice der Stadtwerke Offenbach tun. «Die Bürgerinnen und Bürger müssten aufhören, durch nachlässiges oder gedankenloses Verhalten oder Unwissen Ratten zu füttern.»
So dürften Nahrungsmittel nicht mehr durch die Toilette entsorgt werden, weil im Kanal bereits die Ratten darauf warteten. «Müllbeutel mit Nahrungsmitteln dürfen nicht mehr auf den Boden neben Abfallbehälter oder als wilder Müll neben Papierkörbe gestellt werden, weil sie dann leicht für die Ratten erreichbar sind und auch unterwegs dürfen Essensreste nicht ins Gebüsch oder neben Abfallkörbe entsorgt werden.» Zuhause sollte zudem konsequent die Biotonne genutzt und deren Deckel nach Befüllung geschlossen werden.
Etwa 200 Meldungen jährlich in Wiesbaden
«Grundsätzlich ist die wichtigste und effektivste Maßnahme zur Bekämpfung von Ratten die Beachtung und Einhaltung der Sauberkeit auf allen Flächen durch die gesamte Bevölkerung», sagte auch ein Sprecher der Stadt Wiesbaden. Dort stagnierten die Meldungen beim Ordnungsamt über Rattenbefall in den vergangenen fünf Jahren bei etwa 200 Meldungen im Jahr.
Schwerpunktregionen seien dabei keine erkennbar. «Allerdings ist festzustellen, dass der Rattenbefall in Bereichen mit mangelnder Sauberkeit, beispielsweise auf unsauberen Müllplätzen mit überfüllten und unverschlossenen Mülltonnen sowie auf unbewirtschafteten Grünflächen und Grundstücken oder auch durch unsachgemäße Kompostierung zustande kommt.» Das Hauptproblem im gesamten Stadtgebiet bleibe aber die Kanalisation, da in der Bevölkerung viele Lebensmittel über die Toiletten entsorgt würden. «Somit finden die Tiere leicht Nahrung und können sich dementsprechend gut vermehren.»
Regelmäßige Maßnahmen zur Bekämpfung von Rattenplagen gibt es in der Landeshauptstadt nicht. Öffentliche Flächen würden nach einer Meldung und bei Bedarf geeignete Bekämpfungsmaßnahmen eingeleitet. Bei privaten Grundstücken würden die Eigentümer gebeten, aktiv zu werden.
Konstanter Befall in Frankfurt
Auch in Frankfurt ist die Zahl der gemeldeten Rattenbefälle laut einer Sprecherin der Stadt relativ konstant. Im Jahr 2022 gingen ihr zufolge 227 Meldungen beim Magistrat ein, 2023 insgesamt 205 und im vergangenen Jahr 261. Im laufenden Jahr seinen bisher 215 Fälle gemeldet worden. «Da die Meldungen über Rattenbefall insbesondere in den wärmeren Monaten zunehmen, lässt sich für 2025 noch kein abschließender Trend verzeichnen», erläuterte sie.
Gemäß der Schädlingsbekämpfungsverordnung obliege die Verantwortung für die Bekämpfung von Rattenbefall grundsätzlich dem Eigentümer des jeweiligen betroffenen Grundstück, erklärte sie Sprecherin. «Die Stadtverwaltung geht jedem Hinweis auf Rattenbefall sorgfältig und unverzüglich nach, um die Ursache zu ermitteln und geeignete Maßnahmen einzuleiten.»
Werde dabei ein Befall festgestellt, sei der Grundstückseigentümer verpflichtet, unverzüglich eine fachgerechte Bekämpfung durchzuführen. «Sollte die Stadt selbst Eigentümer des betroffenen Grundstücks sein, wird die Bekämpfung selbstverständlich umgehend und durch qualifizierte Fachkräfte durchgeführt, um eine effektive und nachhaltige Lösung sicherzustellen.»
Kampagne gegen Kanalratten in Kassel
Auch in Kassel gibt es nach Angaben der Stadt keine Hinweise auf eine steigende Population. Beim Ordnungsamt gingen einem Sprecher zufolge im laufenden Jahr bislang 53 Meldungen ein, im Vorjahr waren 62 gewesen. Beim städtischen Eigenbetrieb Kasselwasser seien es 20 bis 25 pro Jahr.
Regelmäßige, flächendeckende Bekämpfungsmaßnahmen finden in Kassel nicht statt. «Grundsätzlich liegt die Verantwortung für die Schädlingsbekämpfung bei den Eigentümerinnen und Eigentümern der jeweiligen Grundstücke.» Auf städtischen Flächen würden bei Bedarf anlassbezogene Maßnahmen durch beauftragte Fachfirmen durchgeführt.
Von Zeit zu Zeit weise die Stadt die Öffentlichkeit auf die Bekämpfungspflicht bei Schädlingsbefall durch die Grundstückseigentümer hin. Kasselwasser führe in der Kanalisation anlassbezogene Bekämpfungsmaßnahmen mit Fraßködern durch. «Weiterhin werden in Sanierungsgebieten der Grundstücksentwässerung konsequent nicht genutzte Anschlüsse verschlossen, sodass den Ratten der Unterschlupf fehlt», erläuterte der Sprecher.
Kasselwasser setzt mit der neu aufgelegten Kampagne «Müll statt Menü!» zudem auf Prävention. «Kern der Kampagnen mit Plakataktionen in den Stadtteilen, Unterrichtsmaterialien für Schulen und Beiträgen in den sozialen Medien ist die Entziehung der Nahrungsgrundlage, damit Essensreste und Fette nicht im Abwasser landen», führte der Sprecher aus. Nach der ersten Kampagne 2017 habe der städtische Eigenbetrieb einen deutlichen Rückgang bei seinen Einsatztagen in der Schädlingsbekämpfung erkennen können.
Regelmäßige Bekämpfung in Darmstadts Parkanlagen
In Darmstadt ist nach Angaben der Stadt kein Anstieg der Rattenpopulation in der Kanalisation erkennbar. Dort bekämpfe der Eigenbetrieb für kommunale Aufgaben und Dienstleistungen die Tiere nach Bedarf.
Im Bereich der Grünflächen im Stadtgebiet schwanke das Aufkommen der Tiere. Das Grünflächenamt lasse seit vielen Jahrzehnten in den großen Parkanlagen wie zum Beispiel Herrngarten turnusmäßige Bekämpfungsmaßnahmen mit Ködern durchführen. Das habe sich aus Sicht des Amtes bewährt. «Ohne die regelmäßige Durchführung würde die Rattenpopulation überhandnehmen», so die Stadt.

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