Sein blau-orangenes, schillerndes Gefieder hat ihm den Beinamen «Fliegender Edelstein» eingebracht: Der Bestand des seltenen Eisvogels hat in Hessen Experten zufolge wieder leicht zugenommen. «Schätzungsweise gibt es hier aktuell 400 bis 800 Reviere oder Paare», teilt Bernd Petri, Ornithologe des Naturschutzbundes (Nabu) Hessen der Deutschen Presse-Agentur mit. Doch Entwarnung könne nicht gegeben werden.
Generell machten dem kleinen rasanten Fischjäger Gewässerverschmutzungen, Flussbegradigungen und Uferverbauungen zu schaffen. Auch gegen große Fensterscheiben knallen manche schnell fliegenden Exemplare. Doch von der Roten Liste gefährdeter Tierarten ist der Eisvogel wieder gestrichen worden.
Mehr Kläranlagen, mehr Beute
Einerseits mache sich der starke Ausbau der Kläranlagen im vergangenen halben Jahrhundert auch in Hessen positiv bemerkbar, sagt Petri. Die Gewässergüte sei vielerorts besser geworden - mit mehr kleineren Beutefischen für Eisvögel.
Andererseits gebe es intensive Bemühungen von oft ehrenamtlichen Vogelschützern, die Uferverbauungen entfernten, Steilufer wieder natürlich gestalteten und Eisvögeln auch künstliche Brutröhren in Uferböschungen als Nisthilfen anböten.
Milde Winter helfen Eisvögeln
Thomas Norgall vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Hessen sieht als Hauptgrund für die leichte Erholung des Bestandes die eher milden Winter der vergangenen Jahre: «Wenn weniger Gewässer zufrieren, finden Eisvögel mehr Nahrung und es kommen mehr durch.»
Langfristig äußert sich Norgall jedoch skeptisch: Früher seien etwa in heute verschwundenen unberührten Flussauen deutlich mehr Eisvögel herumgeflogen. Nun verkleinerten sich ihre Brutgebiete weiter, beispielsweise durch mehr ausgetrocknete Bachoberläufe in trockeneren Sommern.
«Sympathieträger für den Naturschutz»
Nabu-Experte Petri sagt: «Eisvögel sind Sympathieträger für den Naturschutz. Sie haben einen enormen Symbolwert. Man kann mit ihnen viele positive Emotionen transportieren.»
Die blau-orangenen Vögel sind sogenannte Teilzieher, auch innerhalb Hessens. Wenn im Winter etwa Gewässer in der rauen Rhön zufrieren, ziehen Exemplare vorübergehend ins mildere Südhessen auf der Suche nach Nahrung, wie Petri erläutert.
Auf natürliche Bestandseinbrüche etwa wegen Eis auf Gewässern oder Hochwasser in Niströhren haben Eisvögel von jeher demnach mit einer ungewöhnlich großen Zahl von Nachkommen reagiert. Bei ihnen gibt es die sogenannte Schachtelbrut, also eine zeitliche Überlappung zweier Bruten: Während sich das Männchen noch um Nestlinge kümmert, paart sich das Weibchen erneut, legt wieder Eier und beginnt abermals zu brüten.
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