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Pflegeverbände warnen: Deutschland vergrault ausländische Fachkräfte in der Pflege

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Pflegeverbände warnen: Deutschland vergrault ausländische Fachkräfte in der Pflege

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    Ausländische Pflegerinnen und Pfleger haben in Deutschland oftmals einen schweren Stand.
    Ausländische Pflegerinnen und Pfleger haben in Deutschland oftmals einen schweren Stand. Foto: Nikish H/peopleimages.com, stock.adobe.com (Symbolbild)

    Die Situation in der Pflege ist angespannt. „Derzeit leidet die Branche unter einem gravierenden Fachkräftemangel, der sich demografisch weiter zuspitzt“, erklärte Vanessa Ahuja, Vorständin Internationales der Bundesagentur für Arbeit, in einer Pressemeldung der Agentur für Arbeit. Eine Prognose des Statistischen Bundesamts (Destatis) bekräftigt diese Einschätzung: Bis 2049 sollen in Deutschland zwischen 280.000 und 690.000 Pflegekräfte fehlen.

    Ohne ausländische Fachkräfte wäre die ohnehin angespannte Situation in der Pflege wohl schon jetzt dramatisch. Die Bundesagentur für Arbeit gibt an, dass fast jede vierte Pflegekraft aus dem Ausland kommt. „Schon heute würde die Pflegebranche ohne ausländische Pflegekräfte kollabieren, denn fast jede vierte Pflegekraft im Altenheim hat eine andere Staatsangehörigkeit“, sagt Ahuja. Doch Pflegerinnen und Pflegerinnen aus dem Ausland stoßen hierzulande auf einige Hürden. Wenn diese nicht überwunden werden, könnten Fachkräfte Deutschland wieder verlassen.

    Internationale Pflegekräfte sind in Deutschland oft unzufrieden

    Die aktuelle Stimmungslage von internationalen Pflegefachkräften wird durch eine aktuelle Umfrage des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) abgebildet, an der rund 3000 Personen teilnahmen. Demnach gibt es in Deutschland vor allem drei Schwierigkeiten, mit denen gut ausgebildetes Pflegepersonal aus dem Ausland zu kämpfen hat.

    • Komplizierte Anerkennungsverfahren.
    • Eingeschränkte Befugnisse.
    • Diskriminierung im beruflichen Alltag.

    Laut dem DBfK gaben 77 Prozent der Befragten an, dass sie in Deutschland weniger Befugnisse hätten als in ihrem Herkunftsland. Das bedeutet, dass die entsprechenden Fachkräfte gern mehr Verantwortung und mehr Aufgaben übernehmen würden, dazu aber nicht befugt sind. Dazu passt, dass 70 Prozent der befragten Pflegekräfte sich mehr Befugnisse wünschen. Für diese Unzufriedenheit sorgen unter anderem komplizierte und langwierige Anerkennungsverfahren bei bestehenden Qualifikationen.

    „Das Potenzial der professionellen Pflege wird gleich doppelt ausgebremst: Das zeigt sich bei den internationalen Kolleginnen und Kollegen, die hier nicht so arbeiten dürfen, wie sie könnten, und deren Anerkennungsverfahren sich zu lange hinziehen“, wird Bernadette Klapper, Bundesgeschäftsführerin des DBfK, in der Studie zitiert: „Wir verschwenden hier Potenzial und müssen dringend besser in der Integration und Bindung der internationalen Kolleg:innen werden.“

    Auch interessant: Ein Video aus einem Pflegeheim ging viral, bei dem die Pflegerinnen und Pfleger ihre Nationalitäten offenbarten. Außerdem zeigte eine Studie zuletzt, wie groß die Lücke zwischen Bedarf und Pflegekräften im Jahr 2030 sein könnte.

    Ausländische Pflegekräfte: Diskriminierung als großes Problem

    Die Angaben rund um Diskriminierung und Rassismus sind unterdessen alarmierend. Laut der DBfK-Umfrage haben 56 Prozent der internationalen Pflegefachkräfte im beruflichen Alltag körperliche Übergriffe erfahren. 53 Prozent berichten von rassistischen Beleidigungen und abwertenden Bemerkungen. Noch häufiger müssen ausländische Pflegekräfte erleben, dass ihre Kompetenz angezweifelt wird. Das gaben 79 Prozent der Befragten an.

    „Während ausländerfeindliche Einstellungen in Deutschland zunehmen und eine als gesichert rechtsextrem eingestufte Partei wachsende Zustimmung erfährt, sind wir auf internationale Fachkräfte in allen Bereichen angewiesen, insbesondere in der Pflege“, skizziert Klapper das derzeitige Szenario. Sie sieht im Umgang mit internationalen Pflegekräften das „Ergebnis einer verfehlten und rein negativ geführten Migrationsdebatte“ – und außerdem viel Luft nach oben. „Wer in Deutschland regelmäßig Diskriminierung, Rassismus und Anfeindungen erlebt, wird nicht dauerhaft hier bleiben“, mahnt Klapper.

    Wegen der beschriebenen Probleme und Hürden spielen laut den Ergebnissen der DBfK-Umfrage viele Pflegekräfte mit dem Gedanken, Deutschland zu verlassen. 39 Prozent der Befragten würden ihren Kolleginnen und Kollegen außerdem nicht empfehlen, nach Deutschland zu kommen. Eine Ausgangslage, bei der Klapper dringenden Handlungsbedarf in Politik und Gesellschaft sieht.

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