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Prävention: Polizei-Task-Force zu psychisch Auffälligen kommt voran

Prävention

Polizei-Task-Force zu psychisch Auffälligen kommt voran

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    Poseck: «Der Umgang mit psychisch auffälligen Menschen mit Gewaltbereitschaft wird immer ein schwieriger sein». (Archivbild)
    Poseck: «Der Umgang mit psychisch auffälligen Menschen mit Gewaltbereitschaft wird immer ein schwieriger sein». (Archivbild) Foto: Andreas Arnold/dpa

    Nach dem Start einer neuen Task-Force der hessischen Polizei mit speziellem Blick auf möglicherweise gewalttätige psychisch Kranke sind inzwischen mehr als 80 Prozent der Personen aus dieser Gruppe überprüft worden. Die Polizistinnen und Polizisten bewerten dabei nach dem Mehr-Augen-Prinzip jeden Mann und jede Frau, die bei der Polizei registriert sind und für die zusätzlich der Hinweis auf psychische Auffälligkeiten gespeichert ist.

    Dies sind in Hessen rund 1.600 Menschen, wie aus einer Antwort des Innenministeriums in Wiesbaden auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht.

    Besserer Schutz der Bevölkerung

    Innenminister Roman Poseck (CDU) hatte die Task-Force unter dem Eindruck der Gewalttaten von Magdeburg und Aschaffenburg Anfang Februar vorgestellt. Er sprach von einem «Handlungsauftrag für die Politik, den Schutz der Bevölkerung vor gewaltbereiten Menschen mit psychischer Erkrankung zu verbessern».

    Kurz vor Weihnachten, am 20. Dezember 2024, war ein 50-Jähriger mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Dabei wurden sechs Menschen getötet und mehr als 300 weitere verletzt. Bei den Ermittlungen spielt auch die psychische Gesundheit des Täters eine Rolle.

    Am 22. Januar 2025 hatte mutmaßlich ein psychisch kranker Mann in einem Park in Aschaffenburg einen zweijährigen Jungen und einen 41-Jährigen mit einem Messer getötet. Drei Menschen wurden schwer verletzt.

    Erst am vergangenen Freitagabend hatte eine Frau am Hamburger Hauptbahnhof 15 Menschen mit einem Messer teils lebensgefährlich verletzt. Die polizeibekannte Verdächtige war kurz zuvor aus einer Psychiatrie entlassen worden.

    Polizei holt weitere Behörden mit ins Boot

    Bei der laufenden Bewertung von psychisch Auffälligen in Hessen schaut die Polizei unter anderem auf das persönliche Umfeld, eine mögliche Sucht, Waffenaffinität und Suizidgefahr. «Aus einer Erkrankung alleine resultiert nicht zwingend eine Gefahr, diese ergibt sich erst beim Hinzutreten von weiteren Risikofaktoren», erklärte das Ministerium. Mit der neuen Task-Force solle die Gefahrenprognose der Sicherheitsbehörden besser werden.

    Nach der Überprüfung durch die Polizeibeamten und -beamtinnen seien weitere Schritte möglich, um eine konkrete Gefährdung auszuschließen und das Risiko weiter zu minimieren. Beispielsweise würden andere Behörden wie etwa das Gesundheitsamt informiert, oder die Polizei spricht die Betroffenen direkt an. Auch eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus ist unter bestimmten Umständen möglich.

    Minister: Prognosen sind stets auch mit Unsicherheiten behaftet

    «Der Umgang mit psychisch auffälligen Menschen mit Gewaltbereitschaft wird immer ein schwieriger sein», hatte Poseck bei der Vorstellung der Task-Force erläutert. Psychische Erkrankungen seien in der Regel vielgestaltig und komplex. «Prognoseeinschätzungen sind stets auch mit Unsicherheiten und Risiken behaftet.» Trotzdem sei der Staat aufgerufen, für dieses komplizierte Thema bestmögliche Lösungen bereitzuhalten.

    Der Task-Force sind neben zwei Verwaltungsmitarbeitern 17 Polizistinnen und Polizisten zugeordnet. Ein Großteil hat bereits Erfahrungen mit psychisch Auffälligen gesammelt. Die Gruppe wird zudem von Psychologinnen unterstützt. Die Arbeiten sollen nach Angaben des Ministeriums im zweiten Halbjahr abgeschlossen sein.

    Gewerkschaft sieht wachsende psychosoziale Problemlagen

    «Polizeibeschäftigte geraten in Ausnahmesituationen, wenn sie mit Angreifern konfrontiert werden, seien es gesunde oder wie meistens im Nachgang festgestellt wird, psychisch erkrankte Menschen», erklärte der hessische Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Jens Mohrherr.

    Die Gesellschaft verändere sich zunehmend. Mohrherr sprach von einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung, bei der «psychosoziale Problemlagen zunehmen, die sozialen Ressourcen zu deren Bewältigung jedoch abnehmen».

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