Für manche ist es schrecklich, andere gehen gelassen damit um: Wenn es draußen kalt wird, findet man vermehrt Spinnen in der Wohnung. Kommen die Tiere etwa zum Überwintern in unsere vier Wände? Was machen Spinnen, die in kein Haus kommen, im Winter eigentlich? So vielfältig wie die Spinnenarten in unseren Breitengraden sind, so unterschiedlich sind auch die Strategien der Achtbeiner, durch die kalte Zeit zu kommen.
Spinnen im Winter: Welche Spinnen überwintern im Haus?
Spinnen sind sehr wetterfühlig. Wissenschaftliche Untersuchungen durch Biologen haben festgestellt, dass Spinnen bereits fünf Tage im Voraus auf atmosphärische Erscheinungen reagieren können, wie Geo berichtet. Kein Wunder also, dass sie anscheinend auch genau spüren, wann der Winter kommt. Und wenn es frostig wird, suchen sich einige Spinnenarten ein Versteck.
"Für Spinnen sind Häuser auf den ersten Blick ideale Winterquartiere", erklärt der Spinnenkundler Robert Klesser in einem Bericht der Deutschen Wildtierstiftung. "Sie können nicht zwischen einem Baumstamm und einem Dachstuhl oder einer Felswand und einer Hauswand unterscheiden. Wichtig ist für sie erst einmal nur, dass es frostfrei bleibt", so der Experte.
Anders ist es bei den sogenannten Hausspinnen. Sie fühlen sich dem Namen entsprechend in unseren Häusern besonders wohl. Häufige achtbeinige Mitbewohner sind laut dem Natur- und Umweltverband NABU unter anderem die Hauswinkelspinne und die Zitterspinne.
Die Zitterspinne (Pholcus phalangioides) ist die wahrscheinlich am häufigsten in Häusern angetroffene Spinnenart, erklärt die Arachnologische Gesellschaft (AraGes). Sie ist an ihren dünnen, langen Beinen, ihrem kompakten Körper und einer belebten Bewegung zu erkennen, die ihr ihren Namen verleiht. Die große Zitterspinne hält sich laut dem Umweltbundesamt nur in Gebäuden auf und wird etwa drei Jahre alt. Den Winter verbringt sie ausschließlich in geschützten Orten, wie im Keller, in einem Schuppen oder manchmal auch in den bewohnten Zimmern im Haus. Weitaus bedrohlicher sieht die Große Winkelspinne aus. Dabei ist die Spinnenart - im Gegensatz zu vielen anderen Spinnenarten - vollkommen harmlos. Sie hat dicke und haarige Beine und einen ausladenden Körper, ein echter Albtraum für Menschen mit Spinnenangst.
Spinnen im Winter: Wie überwintern Spinnen im Freien?
Doch nicht alle der knapp 800 Spinnenarten in Deutschland kommen als Gäste zu uns. Die meisten verkriechen sich laut dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) an einen sicheren, frostfreien Ort im Boden, unter einem Laub- oder Holzhaufen und zwischen Steinen. Dort fallen sie in eine Kältestarre. So können sie Temperaturen bis zu minus 20 Grad überleben. Mauerspinnen sind zum Beispiel außergewöhnlich resistent gegen Kälte.
Eine besondere Überwinterungsstrategie haben Wasserspinnen: Sie befüllen ein leeres Schneckenhaus mit Atemluft und verschließen die Öffnung mit ihren Spinnenfäden, dass es an der Wasseroberfläche treibt. Den Winter verbringen sie dann an der selbstgebauten Schwimmboje an der gefrorenen Oberfläche.
Gelangt eine Spinne, die an den Winter angepasst ist, einmal zufällig in eine beheizte Wohnung, wird es für sie schwierig. Der NABU zählt als Beispiele die Herbstspinne, die winzige, oft an Hauswänden zu beobachtende Zebraspringspinne und die verschiedenen Kreuzspinnenarten. "Diese Spinnen sind nicht ans Leben in Häusern angepasst und sterben spätestens, wenn man im Herbst zu heizen beginnt; dann sinkt die Luftfeuchtigkeit und die Spinnen vertrocknen", erklärt der Naturschutzbund.
Übrigens: Ähnlich wie die meisten Spinnen halten auch viele Insekten Winterschlaf und erwachen erst wieder im Frühling. Auch Stechmücken können in Wohnungen überwintern - und dadurch auch im Winter stechen. Bei Wespen überwintern dagegen nur die Königinnen.
Spinnen im Winter: Was macht die Nosferatu-Spinne
Bei der seit Kurzem auch in Deutschland lebenden Nosferatu-Spinne überwintert nur das Weibchen. Das erklärte ein Experte gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger. In trockenen, beheizten Zimmern überwinterten die Nosferatu-Spinnen im Haus zwar ungern. "Sie mögen aber sehr die Restwärme von Gebäuden oder warmen Steinen. Wenn es dann noch etwas feucht ist, fühlen sie sich wohl. Ideal sind da beispielsweise Kellerschächte, Hausfassaden oder -eingänge – vergleichbar mit der bekannten Hauswinkelspinne", so der Spinnen-Experte Peter Klaas gegenüber der Zeitung. Denn kühler brauchen es die sich ausbreitenden Nosferatu-Spinnen trotzdem in ihrer Winterstarre.
Spinnen im Winter: Kann man sie aus dem Haus aussetzen?
Wer seine vier Wände ungern mit Spinnen teilen will, hat unterschiedliche Möglichkeiten, sie loszuwerden - etwa bestimmte Pflanzen, die Spinnen vertreiben sollen. Der NABU rät dazu, sie vorsichtig einzufangen und rasch ins Freie setzen, damit sie in der Heizungsluft nicht vertrocknen. Aus Ecken könne man sie mit einem Staubwedel herunterholen, an Wänden ließen sie sich mit einem Glas gut einfangen und nach draußen setzen, gibt der NABU als Tipp. Da Zitterspinnen sehr kälteempfindlich sind, raten Experten dazu, sie nur in den Keller, Schuppen, Lüftungsschacht oder den geschützten Hauseingang zu setzen. Vom tödlichen Einsaugen mit dem Staubsager rät der NABU ab - denn Spinnen seien unersetzbar im Ökosystem.