Hammelburg (EA) Die Initiatoren des Buches "Wenn Mauern erzählen könnten . . . Gefängnisgeschichten" haben in der Stadtbücherei kurzweilig und anschaulich einen Überblick über die Themen ihres Buches gegeben. Empfangen wurden die gut 100 Besucher von einer Fotoausstellung mit Ansichten zum Gefängnisgebäude von Elisabeth Kohl-Spies, die auch für das Layout der Buchausgabe zuständig war und neben Petra Kaup-Clement Mitherausgeberin des Werkes ist.
Petra Kaup-Clement betonte einleitend, dass das Gefängnisgebäude ohne Betrachten der Geschichte wirklich nur ein altes Haus darstelle. Ziel der Zusammenstellung der Fakten und Zeitzeugen-Aussagen sei, durch die Geschichte einen Blick in die Zukunft zu bieten. Sie plädierte daher zusammen mit ihren Mitstreitern auch für einen sichtbaren Teilerhalt des Gefängnisses.
Die historische Bedeutung des denkmalgeschützten Gebäudes wurde ausführlich von der Errichtung ausgehend geschildert. Markus Hofstätter und Doktor Friedrich Schäfer stellten dar, wie die Gerichtsbarkeit sich im Laufe der Zeit veränderte. Im 16. Jahrhundert dienten die Stadttürme und das so genannte "Gitter" im Rathauskeller als Aufbewahrungsort für Straftäter der Stadt. Nach den Reform- und Liberalisierungsbewegungen des Vormärz, sah sich König Ludwig I. gezwungen, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Dass das Gefängnis für manch armen Schlucker auch einen Zufluchtsort darstellte, bezeugt die Erzählung von Marianne Ehling. Beklemmend eindrücklich wurde geschildert, wie Juden während der Schutzhaft nach dem 10.11.1938 gezwungen wurden, ihr Hab und Gut der Partei zu überschreiben. Bei Verweigerung der Zwangsenteignung drohte die Partei mit dem KZ Dachau. Abschließend erzählte Heribert Schilling, der damals zehn Jahre alt war, von den letzten Kriegstagen und der Besatzungszeit, in der auch sein Vater fälschlicherweise wegen Schmuggels im Hammelburger Gefängnis einsaß. Umrahmt wurden die Beiträge von Gedichten und Erzählungen vorgetragen von Heidi Andriessen und Christiane Schmid.
Das Buch stellt mit seiner bunten Mischung aus chronologischer Darstellung der Entwicklung der Gerichtsbarkeit, des Gefängnisgebäudes sowie von Gedichten und Zeitzeugenaussagen eine Bereicherung der Heimatliteratur dar. Es erstaunt, wie viel - vor allem an Aussagen aus der NS- und Nachkriegszeit - noch nicht schriftlich erfasst war.
Dies sollte Zeitzeugen ermuntern, ihr Wissen für kommende Generationen niederzuschreiben.