Manchmal kann der Weg zum Glück ziemlich steil und steinig sein. Das haben am Mittwoch Mottens Bürgermeister Jochen Vogel und seine Zukünftige Claudia Bolz aus Thalau erfahren müssen. Die beiden waren die Ersten, die sich auf dem Aussichtsturm Mottener Haube haben trauen lassen.
Mehrere Wege führen zu dem Turm und alle – sowohl Brautpaar als auch Hochzeitsgäste – nahmen sie im Schweiße ihres Angesichts zu Fuß. Die 122 Stufen hinauf auf die Plattform blieben dann allerdings dem Paar und den engsten Verwandten vorbehalten. Hoch oben erwartete sie Bad Brückenaus Bürgermeisterin und Standesbeamtin Brigitte Meyerdierks. An die Anstrengung des Aufstiegs dachte beim anschließenden Akt der Trauung sicher niemand mehr, überwog doch die Freude über den Anlass. Jochen Vogel und seine Frau Claudia sind die Ersten, die auf dem Turm heiraten. Das Kuriose: Als Bürgermeister von Motten könnte der 38-Jährige, genau wie seine Kollegin aus Bad Brückenau, selbst Eheschließungen vornehmen. Vor ihm und Claudia hatte sich noch keiner getraut.
Solche Verwaltungsgeschichten traten bei der Zeremonie in den Hintergrund. Brigitte Meyerdierks griff das Bild des Turmes als Symbol auf. Er habe ein festes Fundament und solle auf ewige Zeiten halten. Bei der Ehe sei diese möglichst tiefgehende Basis die Liebe. Auf tragende Säulen stütze sich der Bund fürs Leben, auf gegenseitiges Vertrauen, Verständnis, Zuwendung und Achtung voreinander. Wie der Turm solle sich die Ehe aus allem anderen herausheben; in ihr sei Über- und Weitblick vonnöten.
Nach kurzem Innehalten gaben sich Jochen Vogel und seine 25-jährige Freundin auf der dem Wind trotzenden Plattform ein überzeugtes „Ja“-Wort.
Mit Ringen und einem Kuss wurde die bayerisch-hessische Ehe besiegelt. Der Kuss fiel zwar recht kurz aus und manch einer dachte an das englische Prinzenpaar William und Kate. Doch die Vogels zeigten anschließend mehrfach, dass sie es besser und vor allem länger können.
Musik wurde bei der unmittelbaren Trauung nicht gespielt; aber kurz darauf gab es für das Brautpaar überraschend ein kleines Feuerwerk. Am Fuße des Turms wurden Jochen und Claudia Vogel von den restlichen Hochzeitsgästen herzlich empfangen. Sie durften ein Spalier aus Blumen und Bändern durchschreiten; Glückwünsche wurden ausgesprochen, Gedichte aufgesagt.
Ihre Flitterwochen haben die Vogels noch nicht fest geplant: „Es wird aber nicht so dramatisch wie bei William und Kate“, sagten beide schmunzelnd. Das britische Königshaus soll ja eine ganze Insel für seinen adligen Nachwuchs gebucht haben.
Den Rückweg von der Mottener Haube – und damit in den Ehealltag – musste die Vogelsche Hochzeitsgesellschaft übrigens nicht zu Fuß antreten. Es stand eigens ein Bulldozer mit Anhänger bereit.