Mit dem Mediziner und Rechtsanwalt Dr. Alexander Siebel hat der Rot-Kreuz-Kreisverband Bad Kissingen einen neuen Vorsitzenden. Gewählt wurde der in der Bad Neustädter Herz- und Gefäßklinik tätige Mediziner einstimmig per Akklamation bei der Jahresversammlung des Rotkreuz-Kreisverbandes in der Steinacher Henneberghalle.
Wie es die Regularien des Roten Kreuzes vorsehen, sind vor der Wahl des oder der Kreisvorsitzenden die Wahlen zur Kreisbereitschaftsleitung abzuhalten. Kreisbereitschaftsleiter Holger Fröhlich erklärte, er würde nach zehn Jahren auf diesem Posten gerne in die zweite Reihe zurücktreten. Da sich jedoch niemand für seinen bisherigen Posten gefunden habe, stelle er sich nochmals für vier Jahre als Bereitschaftsleiter zur Verfügung.
Fröhlich sprach in diesem Zusammenhang von „Ermüdungserscheinungen“ nicht bei ihm, sondern bei etlichen Mitgliedern. So würde von einigen nur noch die Hälfte aller Termine wahrgenommen. Bei Schreiben mit der Bitte um Antwort seien es sogar nur 20 Prozent, die antworteten. „So haben wir traditionelle Veranstaltungen, die zum Teil seit Jahrzehnten bestanden, absagen müssen“, resümierte er etwas betroffen. „Alleine werde ich das auch nicht machen“, kündigte er an.
Solch harte Worte hörten die Delegierten nicht gerne. Von den 142 möglichen Stimmen erhielt Fröhlich für seine definitiv letzte Amtsperiode auch nur 85 Stimmen, nachdem auf ausdrücklichen Wunsch mehrerer Mitglieder eine geheime, schriftliche Wahl durchgeführt wurde. Nachdem Thomas Menz als bisher Stellvertreter nicht mehr antrat, wäre der Posten des stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiters neu zu besetzen gewesen, aber, der von Fröhlich vorgeschlagene Kandidat erhielt keine Mehrheit. Weitere Kandidaten gab es nicht.
„Ich bin schon etwas enttäuscht, ich habe über 20 dafür geeignete Mitglieder angesprochen, keiner wollte mitarbeiten, und nun dieses Wahlergebnis, das ich so nicht erwartet habe“, sagte Fröhlich. Ob eine neue Wahl erfolgt oder der Kreisverband Bad Kissingen ohne gewählten stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiter auskommt, ließ Fröhlich noch offen. Er verwies darauf, dass er damit keinen Vertreter im Vorstand habe und dort nur mit einer Stimme vertreten sei.
Bedenken, dass sich bei der Wahl des Rot-Kreuz-Kreisvorsitzenden ein ähnliches Debakel abzeichnet, zerstreuten sich schnell. Es gab keinen Antrag auf eine geheime Wahl und kaum war Alexander Siebel mit seiner Vorstellung fertig, flogen die Hände zur Abstimmung hoch.
Siebel machte Dr. Eberhard Ruppert für sein Engagement beim Roten Kreuz verantwortlich. Der Kollege habe ihn 2005 als Notarzt ins Spiel gebracht. „Seitdem bin ich auch Mitglied der Rot-Kreuz-Bereitschaft.“ Aber eigentlich begann Siebels ehrenamtlicher Einsatz schon früher. „Ich habe Jura studiert und war als Student Zeuge eines schweren Unfalls, worauf ich erst einmal einen Erste-Hilfe-Kurs besuchte“, so der neue Rotkreuz-Kreisvorsitzende. Er studierte dann Medizin. Während dieses Studiums traf der gebürtige Westfale einen der führenden Ärzte des Rhönklinikums, der ihn später hierher brachte. Siebel ist verheiratet, hat drei Kinder, wohnt in Bad Kissingen und fährt seit 2005 als Notarzt ehrenamtlich für das Rote Kreuz.
Seine Vorgängerin, Isolde Anstötz, war seit 15. April 2005 Kreisvorsitzende. Insgesamt war sie 36 Jahre im Vorstand des Rot-Kreuz-Kreisverbandes Bad Kissingen aktiv, wie Bezirksvorsitzender Eduard Lintner erläuterte. Sie habe dort zwischen Ehrenamtlichen und Festangestellten austariert.
Der neu gewählten Rot-Kreuz-Kreisspitze gehören ferner an: Sandro Kirchner und Johannes Wegner als stellvertretende Vorsitzende, Dr. Ralph Brath und Dr. Markus Full als Chefarzt und Stellvertreter, Michael Rendl und Heribert Gritsch als Schatzmeister und Stellvertreter, Volkmar Makowka als Justitiar.
Nachdem Kreisbereitschaftsleiter Holger Fröhlich eingangs kurz die Ausrüstung der zehn Bereitschaften mit ihren mehr als 30 Fahrzeugen erläutert hatte, oblag es Chefarzt Brath, einen kurzen Abriss über das gesamte Spektrum der Tätigkeiten des Roten Kreuzes zu geben, von der breitenwirksamen Ausbildung über das Sammeln von Blutspenden – Bad Kissingen ist auf diesem Gebiet der zweitbeste Kreisverband in Bayern – bis hin zu den Schnell-Einsatzgruppen, Rettungsdienst und Katastrophenschutz.
Derzeit sind im Landkreis Bad Kissingen 44 Rettungsassistenten, 46 Rettungssanitäter, 35 Rettungsdiensthelfer und je fünf Rettungsassistenten-Praktikanten und freiwillig Dienstleistende für das Rote Kreuz tätig.