Es zeigt noch Atmosphäre, wirkt nicht so steril, aufgeräumt und hektisch. Gerade dieses besondere Gefühl des Anderssein macht den Reiz des Kaufhauses Renninger in Reiterswiesen aus. Vom 16. bis zum 20. Oktober feiert diese Einrichtung ihr 75-jähriges Jubiläum.
1925 von dem damals 26-jährigen Ludwig Renninger als Gemischtwarenladen in der Kissinger Straße 59 gegründet, bot Renninger zusammen mit Ehefrau Maria alle Artikel an, die man im Dorf brauchte. Klein war der Laden, doch die Bedürfnisse der Bewohner waren bescheiden. Waschpulver, Soda, Kernseife, Hosenträger, Schuhbendel, Schokolade und Bonbons waren die gängigsten Waren.
Während Ehefrau Maria den Tante-Emma-Laden betreute, zog Ludwig Renninger mit einem Koffer durch die umliegenden Dörfer und bot den Bauern seine Ware feil. Der Jungunternehmer hatte eigentlich den Beruf eines Schneiders erlernt. Doch Verwundung und Gasvergiftung im Ersten Weltkrieg zwangen ihn, diesen Beruf an den Nagel zu hängen. Daher sagten die älteren Reiterswiesener liebevoll, wir gehen jetzt zum Renninger-Schneider einkaufen.
Ende der zwanziger Jahre wurde der Verkauf und die Reparatur von Fahrrädern mit ins Sortiment aufgenommen. 1930 wurde das gegenüber in der Kissinger Straße 62 liegende Anwesen erworben und in einem Raum im ersten Stock ein Stubenladen eröffnet. Da dieser sehr klein war, erfolgte 1961 ein Umbau. Man zog in das Erdgeschoss und erweiterte die Verkaufsfläche auf 200 Quadratmeter, wobei diese mit dem Trend-Shop mittlerweile auf 300 Quadratmeter angewachsen ist. 1930 wurde ein Kohlenhandel dem Unternehmen angegliedert. Erst 1998 kam der Handel mit Kohle zum Erliegen.
Aus der Ehe der Renningers gingen zwei Söhne hervor, Franz und Richard, der ins elterliche Geschäft eintrat. Mit Richards Ehefrau Helga kam weiterer Schwung in den Laden. Die gelernte Einzelhandelskauffrau baute ab 1960 eine Abteilung für Haushaltswaren und Geschenkartikel auf, die inzwischen Tochter Silvia führt.
1968 wurde Richard Renninger Mitinhaber. Als Vater Ludwig 1974 starb, führte Richard das Geschäft mit seiner Mutter bis zu deren Tod im Jahre 1985 weiter. Seit rund 40 Jahren ist Kaufhaus Renninger der REWE-Einkaufsgenossenschaft angeschlossen. Über Nachwuchsprobleme muss sich Richard Renninger keine Sorgen machen, denn sein Sohn Armin und dessen Ehefrau Conny arbeiten als Junior-Chefs im Unternehmen mit.