Den Umzug von der Zweigstelle Hammelburg ans Amtsgericht Bad Kissingen sieht Richterin Susanne Wasserbauer positiv. Sei doch die personelle Ausstattung in den vergangenen zwei Jahren nicht als optimal zu bezeichnen gewesen.
Schon im Jahre 2001 war das Grundbuchamt ausgezogen. Viele Jahre hatten nicht nur die Strafprozesse und Bußgeldverfahren, sondern auch die Zwangsversteigerungen im Sitzungssaal stattgefunden. Das rund 100 Jahre alte Gebäude atmet durch seine Architektur immer noch das Flair eines Königlich Bayerischen Amtsgerichtes aus.
Seit 1993 ist Wasserbauer als Richterin in Hammelburg tätig gewesen. So richtig spektakuläre Fälle wie Drogenhandel seien in Hammelburg aber nicht verhandelt worden. Dafür habe es aber manchmal recht lustige Sachen am Richtertisch gegeben. So seien manche Menschen recht aufgeregt, wenn sie erstmals mit der Justiz und der Förmlichkeit der Strafprozessordnung in Kontakt kommen. Routiniert waren da eher die Intensivtäter, die regelmäßig als Angeklagte vor Gericht landeten.
Nach ein paar Jahren kannte die berufserfahrene Richterin ihre Stammkundschaft an Straftätern schon ganz genau. Es waren meist Männer, die alkoholbedingt eine Körperverletzung begingen oder häusliche Gewalt ausübten. Regelmäßig tauchten auch Nötigungsfälle bei Autofahrern auf, die meist auf der Rhönautobahn begangen wurden. Auch Strafdelikte im Bereich der Bundeswehr habe es immer mal wieder gegeben.
Hochgerechnet kam Wasserbauer auf etwa 3000 Strafprozesse in ihrer 16-jährigen Hammelburger Amtszeit. Die letzte Strafsache war ein Fall von Beleidigung, der nicht öffentlich verhandelt wurde. Die meisten Ordnungswidrigkeiten, die Wasserbauer außerdem noch verhandelte, seien Geschwindigkeitsübertretungen auf der A 7 gewesen, für die es Bußgelder regnete. Ein Kompliment gibt Wasserbauer an ihr treues Mitarbeiterteam weiter. Man habe hervorragende Arbeit geleistet und zusammengehalten. Der Krankenstand sei äußerst gering gewesen. Vor zwei Wochen gab es einen Betriebsausflug. Man wanderte von Machtilshausen nach Hammelburg und besichtigte das städtische Museum Herrenmühle. Anschließend wurde im Hof des Amtsgerichtsgebäudes ein wenig Abschied gefeiert.
Der Hammelburger Rechtspfleger war dreimal in der Woche tätig, so Wasserbauer. Früher habe es auch Verhandlungen nach dem Wohnungseigentumsgesetz im Gebäude des Amtsgerichts gegeben. Die Rechtsanwälte hatten dort ihre Postfächer. Jetzt ist all dies Vergangenheit. Nur die Gerichtsvollzieher bleiben Hammelburg erhalten.
Hammelburger Fälle werden fortan in Bad Kissingen verhandelt. Dort zieht das alte Amtsgericht am 20. September in einen Gebäudetrakt des Finanzamts. Wasserbauer wird dort weiterhin als Richterin tätig sein. Allerdings gehe es nach den ihr zugewiesenen Anfangsbuchstaben der Angeklagten, wer von ihr verhandelt werde. Vielleicht sind dann auch einige Hammelburger darunter.