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Anfangs quälten moralische Bedenken

Münnerstadt

Anfangs quälten moralische Bedenken

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Hermann Rösch vor seinem neuem "Getreide-Heizkessel".
    Hermann Rösch vor seinem neuem "Getreide-Heizkessel".

    "Streng genommen darf in Bayern in Heizkesseln kein Getreide verfeuert werden", erzählt Hermann Rösch an seinem Küchentisch. Denn dieses zählt laut Verordnung nicht zu den so genannten Regel-Brennstoffen wie Holz oder Raps. Enthalten sind in der Liste lediglich "Stroh oder ähnliche pflanzliche Stoffe". Wer's trotzdem macht, braucht eine Ausnahmeregelung, erzählt Rösch. Die hat der Landwirt im vergangenen Jahr beim Landratsamt beantragt.

    Im November war es dann soweit. Rösch konnte seine neue "Getreideheizung", die wie jede andere Heizung funktioniert, in Betrieb nehmen. "Ich hab's keine Sekunde bereut." Nur anfangs quälten ihn moralische Bedenken. "In der Dritten Welt verhungern Menschen und wir verschüren einfach Nahrungsmittel." Auch der Spruch der Großmutter, den man als Kind immer zu hören bekam, "jede Ähre gibt a Weckle", klingt noch in den Ohren. Doch die Zeiten haben sich geändert und damit der Wert fürs Korn. "Früher gab's 40 Mark für einen Doppelzentner, heute ist es die Hälfte."

    Verbrannt wird bei den Röschs auch kein Getreide mit Brotqualität. Sondern nur Ausputzware, also minderwertiges Getreide, schwache Körner mit geringem Nährwert, das höchstens noch von Jägern zum Verfüttern hergenommen wird. In den Augen von Rösch überwiegen die Vorteile seiner neuen Heizung. Vorbei die Zeiten, als er für seine Holzöfen - mit denen er früher das ganze Wohnhaus beheizte - "drei mal schwitzen" musste. "Holz fällen, spalten, schleppen", alles Arbeiten, die der Vergangenheit angehören.

    Auch die Nachtspeicheröfen, die ein Teil des Hauses erwärmten, sind längst verschwunden. "Es war keine schöne Wärme. Sie hat auch nicht gehalten und war teuer obendrein." Was Rösch von seiner Getreideheizung nicht behaupten kann. Der Heizwert von Getreide beträgt je nach Art und Zustand rund 4,15 Kilowattstunden pro Kilogramm, so dass theoretisch etwa drei Kilo benötigt werden, um ein Liter Heizöl zu ersetzen. Bei einem Getreidepreis von zehn Euro pro Doppelzentner macht das somit einen Heizölvergleichspreis von 25 Cent pro Liter, rechnet Rösch vor.

    Da im Betrieb eine ganze Menge an nicht verwertbarem Sortiergetreide anfällt, für die es im Lagerhaus nur noch einen Spottpreis gibt, war dies der Hauptgrund der Familie Rösch, sich für die Verbrennung zu entscheiden. Die Technik für so eine ausgefeilte hochmoderne Anlage, bei der alles automatisch geregelt wird, kostet einiges mehr als eine herkömmliche Ölheizung. "Doch die Investition lohnt sich allemal und erspart viel Arbeit."

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    Foto: FOTOS (2) KATHARINA SCHWENDINGER

    Gekauft hat sie der Landwirt bei dem Hirschauer Heizkessel-Hersteller "Ökotherm". Den Kessel installierte er in einem Heizraum neben seinem Wohnhaus. Momentan verheizt er 40 KiIogramm Getreide am Tag. "Da bleibt's schön warm."

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