Der Unfall mit zwei lebensgefährlich Verletzten zwischen Hammelburg und Westheim vor knapp einer Woche (wir berichteten) wirkt bitter nach. Ein 22-Jähriger hatte sich mit einem 18-jährigen Beifahrer in seinem Opel Astra an der Böschung überschlagen.
Auf dem Dach liegend hatte die Feuerwehr das Auto mit den eingeklemmten Insassen vorgefunden. Dies allein war schon eine besondere Herausforderung. Ein paar Nächte hat Kommandant Winfried Kleinhenz jetzt das erlebte Szenario überschlafen. Jetzt wendet er sich mit einem Appell an die Öffentlichkeit.
„Wir brauchen keine Schaulustigen“, stellt er klar. Gaffer hätten sich auf verschiedenen Wegen einen Zugang zur Unfallstelle geschaffen. „Manche fahren gleich hinter den Löschfahrzeugen hinterher“, hat er mitbekommen. Andere kamen über Fuchsstadt, die Erdfunkstelle und den Saaletalradweg zum beengten Ort des Geschehens zwischen Hammelberg und Bahnlinie.
„Eine unwahrscheinliche Sensationsgier“, kritisiert Kleinhenz: „Abartig. Die Leute wollen glotzen.“
Ein Erklärungsversuch für den Zustrom unerwünschter Gaffer: Beflügelt werde er möglicherweise durch den Informationsfluss in sozialen Netzwerken im Internet und durch Smartphons, die inzwischen viele einstecken haben. Da verbreite sich schnell, wo etwas passiert sei.
Und wenn Kleinhenz schon bei den sozialen Netzwerken ist: Die Noten, die dort öffentlich für die Leistungen seiner Wehr nach dem Einsatz ergeben werden, seien „ein Geschmarri“.
Besonders stößt ihm die Behauptung auf, durch rascheres Eingreifen wären die Folgen für die Unfallopfer weniger gravierend gewesen. „Die einen sagen, wir rasen zu schnell zum Gerätehaus, die anderen beschweren sich, wir seien zu langsam“, sieht Kleinhenz seine Mannschaft in der Zwickmühle.
In fünf Minuten rückten die ersten Einsatzkräfte gewöhnlich vom Gerätehaus aus. Im aktuellen Fall sei man in sechs bis sieben Minuten an der Unfallstelle gewesen. 25 Einsatzkräfte habe trotz der Ferienzeit alleine die Hammelburger Wehr aufgeboten, dazu kamen neun Kameraden aus Westheim und ähnlich viele aus Untereschenbach.
Glänzende Noten habe das Rote Kreuz für die Zusammenarbeit am Unfallwrack ausgestellt. Die Bergung Eingeklemmter läuft unter der Federführung der Sanitäter nach Erstversorgung der Opfer. Gut habe auch die Ausleuchtung der Landeplätze für die beiden Rettungshubschrauber in Westheim und Hammelburg funktioniert.
Kommandant Winfried Kleinhenz lädt nach den jüngsten Erfahrungen alle ein, nicht aus Sensationsgier, sondern aus Hilfsbereitschaft Interesse an der Arbeit der Feuerwehr zu zeigen. Gerade untertags an Werktagen werde es zunehmend schwieriger, ausreichend Einsatzkräfte für das Ausrücken zu gewinnen.
Einen Hoffnungsschimmer in der Nachwuchsgewinnung gibt es immerhin nach der Werbeaktion der Hammelburger Jugendfeuerwehr an Grund- und Mittelschule kurz vor Schuljahresende. 24 Jugendliche nehmen seitdem begeistert an Übungen zur Vorbereitung auf den Feuerwehrdienst teil. Das Interesse ist so groß, dass die Übenden in drei Gruppen geteilt wurden. Anpacken statt Gaffen heißt ihr Motto. Gut zu wissen, für den Fall des Unfalles.