Genau 31 Jahre lang kümmerte sich Dr. Diethard Dittmar als praktischer Arzt um die Erkrankungen und Wehwehchen seiner Patienten. Mit 62 Jahren war es für ihn an der Zeit, sich einen Nachfolger zu suchen. Und das war gar nicht so leicht.
An allen Krankenhäusern der Region wurde er vorstellig, keiner der Kollegen zeigte Interesse. „Der Landarzt wird schlecht geredet“, glaubt Dittmar den Grund für die Zurückhaltung zu kennen. „Viel zu tun, verdient nix, keine Freizeit“ – so sehe das Berufsbild in den Augen vieler aus. Alles nur Vorurteile, wie Dittmar sagt. Alle zehn Wochen hat man Wochenenddienst, alle drei Wochen einmal Nachtdienst. Krankenhausärzte seien da doch viel mehr gefordert, meint er und wollte sich auch nicht über die angeblich schlechte Bezahlung beschweren. „Der Verdienst ist jedenfalls nicht so schlecht, wie immer in der Zeitung steht.“
Zu viele Herzkatheter
Auch die Budgetierung durch die Krankenkassen hat Dittmar nie große Probleme bereitet, wie er sagt. Die Patienten hätten immer das bekommen, was er für sinnvoll hielt, auch wenn von der Kasse nicht alles vergütet worden sei. Einen Hauptgrund für die explodierenden Kosten im Gesundheitssektor sieht er in der Hochleistungsmedizin. So ist seines Wissen nach unter anderem die Dichte von Herzkatheterstandorten enorm. Allein im Raum München gebe es so viele wie in ganz Frankreich.
Mit Horst Golze hat Dittmar jetzt aber doch einen Nachfolger gefunden. Rund ein Jahr assistierte der jetzt 60-Jährige in der Praxis, bis er sie am 1. Juli übernahm. Der Vater zweier Kinder gibt ganz unumwunden zu, dass er nach Bayern gekommen ist, weil hier das Auskommen einfach besser ist. Golze stammt aus Wuppertal, wo er seit 1989 eine eigene Praxis hatte. Zuvor hatte er nach seiner Bundeswehrzeit zunächst eine Ausbildung zum Krankenpfleger absolviert, dann aber das Abitur nachgeholt und Medizin studiert.
Dittmar hat seine Praxis vor allem aufgegeben, weil er mehr Zeit für seine Freizeitbeschäftigungen haben wollte. So sitzt er zum Beispiel mit Begeisterung hinter dem Lenkrad eines Reisebusses. Eigentlich wollte er ja vergangenen Sonntag zur einer Bustour zum Nordkap aufbrechen, was sich aber kurzfristig zerschlagen hatte. Mehr Zeit hat er jetzt auch für ein anderes „Hobby“. Seit etwa fünf Jahren nimmt er für die Firma PWC von Leistungssportlern Blut- und Urinproben, die dann auf Dopingmittel untersucht werden.
Dopingsündern auf der Spur
Sein Haupteinsatzgebiet ist der Raum Erfurt mit dem Wintersportleistungszentrum Oberhof. Aber auch im Ausland war er schon unterwegs. Als Doping-Arzt muss man früh aus den Federn, möglichst dann bei den Athleten sein, wenn die gerade aufgestanden sind und noch nicht die Toilette aufgesucht haben. Trotzdem kann es manchmal länger dauern. Da saß Dittmar dann schon bisweilen wie auf Kohlen, wenn der Sportler partout nicht pinkeln konnte und daheim schon die Patienten im Wartezimmer waren.
Probleme mit Sportlern hatte er noch nie, nur bei Chinesen oder Russen klappt es bisweilen mit der Verständigung nicht, wenn sie kein Englisch sprechen. Denn Dittmar untersucht nicht nur deutsche Spitzenathleten, sondern auch ausländische, wenn die sich etwa zu einem Trainingslager in der Region befinden. Und weil er leidenschaftlich gerne Auto fährt, macht es ihm auch nichts aus, große Strecken zurückzulegen. Der Spaß dabei, oft interessante Menschen kennenzulernen, überwiegt sowieso. Jetzt hat er sich auch als Kontrolleur für die Olympischen Spiele in London 2012 beworben.
Ihm ist auch klar, dass die Findigen den Dopingkontrolleuren immer ein wenig voraus sind. Derzeit ist Viagra hoch im Kurs, weil das die Lungendurchblutung steigert und noch nicht auf der roten Liste steht. Viagra hat ja bekanntlich noch andere Effekte, auf die es den Athleten aber nicht abkommt.