(hub) Auf dem Vormarsch ist der asbestbedingte Rippenfell- und Lungenfellkrebs. Zur Diagnostik und Therapie des so genannten „Malignen Pleuramesotheliom“ fand am vergangenen Samstag im Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken ein Symposium statt.
Der enge Zusammenhang zwischen einer Asbeststaub-Einwirkung während des Arbeitsprozesses und gehäuftem Auftreten von bösartigen Tumoren der Lunge und des Lungenfells sei seit 1960 bekannt, sagte der Organisator des Symposiums, Dr. Boris Kardziev anlässlich seiner Begrüßung der teilnehmenden 40 Ärzte aus Bayern, Hessen und Thüringen.
Am Ende seiner Blütezeit um 1980 wurde Asbest in mehr als 3000 Produkten verarbeitet, wie etwa Bremsbelägen, Lacke oder Dachabdichtungen, 1990 wurde die Asbestose (Asbeststaub-Inhalationskrankheit) als Krankheit erkannt. Schätzungen gehen davon aus, dass seit 1945 mehr als 200 000 Menschen in Deutschland intensiven Kontakt mit Asbest hatten. Wegen einer Latenzzeit von 15 bis 50 Jahren bis zum Auftreten eines Rippenfellkrebses werde innerhalb der nächsten 35 Jahre die asbestbedingte Sterblichkeitsrate in der EU auf rund 250 000 Patienten geschätzt.
Professor Dr. Hans-Jürgen Raithel von der Uniklinik Erlangen stellte fest, dass 2006 bereits 903 Fälle von der Berufsgenossenschaft als Berufskrankheit anerkannt wurden, 1980 waren es gerade mal 30. Von der Krankheit können betroffen sein: Chemiearbeiter ebenso wie Tischler, Schweißer, Glasbläser, Schornsteinfeger, Installateure oder Maurer. Kaum ein Handwerksberuf sei ohne Asbestbelastung gewesen, so der Professor. Entsprechend müsse man in Deutschland bis 2015/2020 mit einem kontinuierlichen Anstieg der Krankheit rechnen.
So sei in den nächsten Jahren mit 200 Millionen Euro pro Jahr an Kosten zu rechnen. Dennoch sei die Überlebenszeit der Patienten nach der Diagnose nur ungefähr 1,8 Jahre. Raithel betonte die Bedeutung der regelmäßigen lungenfachärztlichen Untersuchung bei allen Personen, die beruflich mit Asbest zu tun hatten.