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Auch Lehrer spielen Streiche

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Auch Lehrer spielen Streiche

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    43 Jahre lang unterrichtete Gabriele Sebald Grund- und Hauptschüler, 21 Jahre davon war sie Rektorin der Grundschule in Poppenlauer. Am kommenden Donnerstag wird sie offiziell in den Ruhestand verabschiedet.

    Frage: Wenn Sie jetzt in Pension gehen welches Gefühl überwiegt? Sind sie eher erleichtert oder wehmütig?

    Gabriele Sebald: Wie sagt man so schön? Zwei Herzen schlagen in meiner Brust. Einesteils freue ich mich auf den Ruhestand, in dem mich neue Aufgaben erwarten, andererseits bin ich der Schule Poppenlauer sehr verbunden, in der ich bereits die zweite Generation unterrichte. Da fällt der Abschied schwer. Ich habe die Absicht, mit der Schule in Kontakt zu bleiben.

    Sie haben 1967 ihre Lehrertätigkeit aufgenommen. Wenn Sie einen Vergleich ziehen, wo liegen die größten Veränderungen im Unterricht?

    Sebald: Moderne Unterrichtsformen greifen seit einiger Zeit, die Schüler wachsen wie selbstverständlich mit der neuen Kommunikationstechnik auf, die zwangsläufig im Unterricht ihren Niederschlag hat. Der Unterricht wird mehr und mehr aus dem Schulhaus getragen, Betriebserkundungen und Projekte vor Ort sind anschauungsträchtiger als Verbalinformation. Externe Experten werden in die Schule eingeladen und ergänzen den Unterricht der Lehrer. Selbsttätigkeit und Eigenständigkeit sind mehr gefragt als reproduktives Nachvollziehen. Es dürfen allerdings grundlegende Fähigkeiten und Fertigkeiten nicht vernachlässigt werden.

    Wie hat sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis geändert?

    Sebald: Die Schüler sind kritischer und offener geworden, was kein Fehler ist, solange der Respekt den Lehrern gegenüber erhalten bleibt. Der Lehrer wird auch als Mentor und Vertrauensperson gesehen. Er ist nicht nur Wissensvermittler, sondern soll Werte vermitteln, die neben einer guten Schulbildung von großer Wichtigkeit sind. Vielfach genießt der Lehrer größeres Vertrauen seitens der Kinder als die engsten Verwandten, da er häufig über einen längeren Zeitraum mit den Kindern zusammen ist als die eigenen Eltern. Das Verhältnis der Schüler zu ihrem Lehrer ist auch von persönlicher Zuneigung getragen, was auch eine Motivation und Triebfeder zum Lernen darstellt.

    Es wird immer wieder berichtet, dass Kinder immer häufiger Probleme im Verhalten aufweisen. Haben Sie das auch beobachtet? Woran hapert es ihrer Meinung nach vor allem in der Erziehung?

    Sebald: Vereinzelt habe ich diese Fälle auch an meiner Schule, die Betonung liegt auf „vereinzelt“. Ursachen hierfür sehe ich einesteils in einer Überbehütung des Kindes, indem man versucht, dem Kind alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, mit denen es sich aber später doch auseinander setzen muss, andererseits sind die bröckelnden Familienstrukturen wohl auch ein Grund, in denen keine einheitliche Richtlinie in der Erziehung eingehalten wird. Ein weiterer Grund sind sicher auch gravierende soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Loslösung von Beziehungen und Ähnliches. Die Leidtragenden sind immer die Kinder, die der Situation rational kein Verständnis entgegenbringen können.

    Fällt Ihnen ein besonders lustiges oder auch prägendes Erlebnis aus ihrer Lehrerzeit ein?

    Sebald: Meinen Kolleginnen und Kollegen gelingt es immer wieder einmal, mich aufs Glatteis zu führen und sie haben dann ihre diebische Freude Daran. Beispiel: Um 7 Uhr früh klingelt das Telefon, Kollegin meldet sich krank wegen eines verdorbenen Magens. In Ordnung, kann ja passieren. Kaum aufgelegt, kommt der nächste Anruf: Mir ist totschlecht, ich glaube, auf der gestrigen Fortbildung habe ich was Schlechtes gegessen. Der Fisch hat so komisch geschmeckt.“ Alle Alarmglocken klingeln! Die besagte Fortbildung wurde von mehr als der Hälfte des Kollegiums besucht! Woher lebendige Lehrer nehmen, wenn's die Toten nicht mehr tun? Angstschweiß bricht aus, aber auch gelinde Wut! Warum müssen alle diesen Fisch essen? Der nächste Anrufer bekommt prompt eine Standpauke zu hören, kein mitleidiges Gesäusel. Plötzlich bricht der „Patient“ in schallendes Gelächter aus und bekennt, dass man auf der besagten Veranstaltung diesen Streich ausgeheckt hatte und genau mit letzterer Reaktion gerechnet hatte. Vielleicht ahnen Sie, welcher Tag dies im Kalender war? Natürlich war es der 1. April.

    Jetzt haben Sie viel freie Zeit. Was wollen Sie mit der anfangen?

    Sebald: Ich habe dringende Verpflichtungen meiner Familie, sprich meinem Enkel gegenüber, ich werde mich in die Vereinstätigkeit einklinken, meinen Kirchenchor, sofern es noch Mitglieder gibt, weiter leiten, Bücher ausschmökern, ein bisschen reisen, Haus und Garten pflegen und mich als Soziusfahrerin eines Motorrades betätigen, für mich eine völlig

    neue Erfahrung.

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