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HAMMELBURG: Ausgrabungen belasten Bauherren

HAMMELBURG

Ausgrabungen belasten Bauherren

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    Spuren aus der Vergangenheit: In der Bahnhofstraße kamen bei Grabungen Fassreste ans Tageslicht.
    Spuren aus der Vergangenheit: In der Bahnhofstraße kamen bei Grabungen Fassreste ans Tageslicht. Foto: Foto: Tobias Schottdorf

    Die Ausgrabungen in der Bahnhofstraße (wir berichteten) sorgen nicht nur für freundliche Neugier. Stadtrat und Bauunternehmer Patrick Bindrum fürchtet Einschränkungen bei der Stadtentwicklung, wenn künftig auf Abrissflächen in der Altstadt nach Spuren aus der Vergangenheit gegraben wird. „Dann baut keiner mehr“, gab Bindrum bei der jüngsten Stadtratssitzung zu bedenken.

    Denn die Kosten und die Verzögerungen gehen zu Lasten des Bauherren. Von Bürgermeister Ernst Stross verlangt er eine klare Positionierung zu archäologischen Untersuchungen.

    Matthias Benner, Geschäftspartner von Bindrum beim Neubau des Wohnhauses der BWB GmbH in der Bahnhofstraße, bezweifelt mangels wichtiger Funde den Sinn der inzwischen abgeschlossenen Untersuchungen. Sie kosten den Bauträger inklusive Dokumentation der Ergebnisse rund 30 000 Euro.

    Bis bis zu fünf Archäologen gruben 20 Arbeitstage auf dem leeren Grundstück. Vorausgegangen war eine zweitägige Vorsondierung des Landesamtes für Denkmalpflege. Weil sich Hinweise auf eine archäologische Vorgeschichte ergaben, musste die BWB GmbH ein privates Unternehmen zu den Ausgrabungen verpflichten.

    Gegraben werden muss nach Gesetzeslage so tief, wie die Bodenplatte des Neubaus in den Boden reicht. So soll vermieden werden, dass historische Substanz zerstört wird.

    Als kostspielig entpuppt sich die Entscheidung der Bauherren, das neue Gebäude rollstuhlfreundlich ebenerdig anzulegen. Der 1,60 Meter hohe Sockel des alten Hauses musste somit nämlich vor seiner Entfernung von den Archäologen durchkämmt werden.

    „Nicht auszudenken, wenn wir eine Tiefgarage gebaut hätten“, sagt Benner. Das hätte wohl halbjährliche Ausgrabungen ergeben.

    Bisher habe man in Hammelburg damit keine Erfahrung: „Wenn wir das gewusst hätten, hätten wir den Vorbesitzer an den Unkosten beteiligt“, weiß Benner heute. Anderseits könnte man mit dem Geld viel anderes Gutes tun. Bei allen Zweifeln dankt Benner den Archäologen, dass sie bei Minus 15 Grad Celsius mit den Ausgrabungen begannen, um den Bauzeitplan nicht zu gefährden.

    Unverständnis über die Kritik äußert Dr. Andreas Büttner vom Landesamt für Denkmalpflege. „Da will man älteste Weinstadt Frankens sein, und dann nichts darüber wissen“, sagt er. Die Aufregung resultiere wohl daraus, dass es die erste organisierte Ausgrabung in Hammelburg überhaupt sei. Sie in Frage zu stellen, heiße, die ganze Kulturlandschaft in Frage zu stellen.

    Jetzt blühen auch der Lebenshilfe Grabungen. Vorsondierung und als Folge möglicherweise Grabungen nach Spuren einer Vorsiedlung oder Angerstadt kündigt Büttner für ein Grundstück an der Oberen Stadtmauer an. Es wird gerade für den Bau eines Wohnheimes geräumt.

    „Wir gehen mit Augenmaß vor“, verspricht Büttner. Man wolle sich ja weiter in Hammelburg sehen lassen. Nicht alle Baulücken würden künftig untersucht.

    „Interessant“ findet Bürgermeister Ernst Stross die Spurensuche. Wünschenswert wäre eine Kostenbeteiligung der Stadt. Finanziell sieht er dafür aber keine Spielräume. Seit Jahren sei man nicht mal in der Lage, für private Sanierungsvorhaben städtische Mittel bereit zu stellen.

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