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HAMMELBURG: Ausgrabungen wecken Neugier

HAMMELBURG

Ausgrabungen wecken Neugier

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    Gefühl gefragt: Alexander Rüttinger legt einen Mauerrest frei.
    Gefühl gefragt: Alexander Rüttinger legt einen Mauerrest frei. Foto: Foto: Tobias Schottdorf

    Neben Schaufenstern zieht in der Hammelburger Bahnhofstraße eine Baulücke die Blicke der Passanten auf sich. Auf dem Grundstück an der Einmündung zur Schafgasse herrscht seit Wochen ungewohnte Betriebsamkeit. Ein Archäologenteam gräbt auf den Spuren der Hammelburger Vergangenheit und weckt damit die Neugier vieler Mitbürger.

    „Täglich fragen mehrere Leute nach unserer Arbeit“, erzählt Michael Wagner. Besonders fällt auf, dass der Bagger inmitten des Grundstücks so gut wie immer ruht. Stattdessen gräbt sich das fünfköpfige Team um den wissenschaftlichen Leiter zentimeterweise mit Spachtel, Kelle und Pinseln voran.

    Die Ausgrabungen sollen Wissenslücken zu der Frage schließen, wie sich Hammelburg in den letzten Jahrhunderten entwickelt hat. Die Chance dafür gibt es nicht alle Tage. Ein Hausbrand riss 2010 diese Gebäudelücke, in deren Untergrund Experten nun neue Erkenntnisse vermuten.

    Dazu gehen Michael Wagner, Alexander Rüttinger, Julia Groll und Gesche Friesicke systematisch vor. Sie tragen von der Bahnhofstraße aus in kleinen Quadranten die oberste Bodenschicht ab. Kleinste Verfärbungen können Anzeichen für lohnenswerte Spuren im Untergrund sein. Ein Ring aus dunkler Erde etwa lässt auf ein Holzfass schließen, das hier einmal gestanden haben könnte und inzwischen verrottet ist. Hier gilt es, tiefer zu graben.

    Auch einzelne Tonscherben lassen die Herzen der Archäologen höher schlagen. Mit ihrer Hilfe kann auf das Alter der jeweiligen Erdschicht geschlossen werden.

    Als anfängliche Orientierung dienten die Mauerreste der Gewölbekeller. Diese legten die Wissenschaftler weiter frei, vermaßen und fotografierten, beschrieben und zeichneten sie in ihre Pläne ein.

    Spuren aus dem 14. Jahrhundert

    Die bisherigen Funde scheinen für Laien wenig spektakulär. Doch die Archäologen sehen ihre Mühen belohnt. „Wir konnten bereits Fasssetzungen freilegen, die durch besondere Lehmumrandungen auffallen. Das könnte ein Hinweis auf handwerkliche Tradition, zum Beispiel Gerber, sein.“ Die Fassspuren lassen sich unterschiedlich datieren. Die einen werden auf das 18./19. Jahrhundert geschätzt, während vier oder fünf weitere wohl eher aus dem 14. Jahrhundert stammen.

    „Nun wäre es interessant die Funde mit passenden Schriftquellen zu verknüpfen, um ein Gesamtbild erkennen zu können“, fährt Wagner mit seiner Erklärung fort.

    Untermauert werden offenbar Thesen zur Besiedlung von Hammelburg: „Man geht davon aus, dass es zwei Siedlungen gab. Die Zweite als Neugründung und nördliche Erweiterung der Ersten.“ Jede dieser Siedlungen war befestigt und kleinräumig untergliedert.

    Fragmente dieser Befestigungen und Mauern gilt es nun ans Tageslicht zu befördern, um den Siedlungsaufbau zu rekonstruieren. Reste der ehemaligen Hammelburger Stadtmauer suchten die Wissenschaftler vergeblich. Sie muss wohl weiter westlich unter der Bahnhofstraße gelegen haben.

    Allerdings darf das private Unternehmen nur so tief graben, wie es das Landesamt für Denkmalpflege vorsieht. Die Behörde nämlich hat die Untersuchung in dem geschichtsträchtigen Boden veranlasst. Den Auftrag sicherte sich das Büro für Ausgrabungen und Dokumentationen Heyse aus Schwarzach.

    Die vier Wissenschaftler vor Ort haben sich als Archäologen auf die Vor- und Frühgeschichte bis hin zum Mittelalter und der Neuzeit spezialisiert.

    Graben auch bei Frost

    Bewunderung von zahlreichen Bauzaungästen gab es für die motivierten Forscher, als sie selbst bei zweistelligen Minusgraden den harten Boden durchforsteten. Der frisch aufgetaute Boden präsentiert sich nun matschig. Dreck an den Arbeitsanzügen fürchtet Michael Wagner nicht: „Ärgerlich wäre es, wenn durch Nässe die Erdschichten verschwimmen.“

    Am Landesamt für Denkmalpflege werden die gewonnen Puzzleteile demnächst zu einem Gesamtbild zusammengefügt. Wenn das Wetter hält und niemand mehr über eine Schatztruhe stolpert, werden die Arbeiten Mitte dieser Woche beendet. In Kürze beginnt hier dann die BWB GmbH mit ihrem Neubau (wir berichteten).

    Grabungsergebnisse könnten sich bald auf der Homepage des Landesamtes wiederfinden. Der Bayern Viewer informiert detailliert zu Bau- und Bodendenkmälern auch in der Altstadt.

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